"Also zum Beispiel ein Peter Sloterdijk, der Haus- und Hof-Denker der herrschenden Klasse Deutschlands, beschreibt in seinen Tagebüchern einen "Wein-Abend" auf "der Residenz von J.B bei Leipzig mit Neo Rauch, Rosa Loy und einigen Freunden des Hausherrn": "Dazu scharfe Geschütze, wie die These, wenn man "wieder" (!) echte Eliten wolle, käme man um die Erschießung der Mittelmäßigen nicht herum. Eine gewisse Herrenabendstimmung ist nicht zu leugnen." (Zeilen und Tage S. 40; Hevorhebung von mir)
Sowas kümmert wundersamerweise die sonst immer so besorgten Feuilletonisten relativ wenig, da verleiht man gerne noch mal einen hoch dotierten Preis und Springers "Welt am Sonntag" schreibt: "Schon die Ortsangaben dieses Tagebuchs sind eine Freude, und es gibt einige strahlend schöne Sätze."
Hm ... danke für diesen Absatz, denn ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, mir ein Buch von Sloterdijk zu kaufen, und dann auch noch zu lesen. So, oder so ähnlich müssen die Herren-Runden in den 1920ern ausgesehen haben, und so laufen sie offensichtlich noch heute - oder schon wieder? Wars zwischendurch mal anders? Naja, egal, jetzt sind sie wieder so - und erklärt auch diese zunehmende Verachtung des Pöbels, die immer offensichtlicher wird. Allerdings muss man zugeben, das der Pöbel zum Teil sich auch sehr viel Mühe gibt, in dieses "Weltbild" zu passen. Saß neulich im Park in der Nähe eines "Girlies" das mit sich und auf Tiktok postend völlig glücklich schien ... hm.