LiFePo4-Akkus sind super, gerade wegen ihrer Langlebigkeit kommen sie auf viel geringere Preise.
Gehen wir mal Schritt für Schritt durch:
1. Zyklenanzahl
3000 Zyklen sind Vollzyklen gerechnet - also von 0% auf 100% und wieder auf 0%. Eine schonendere Akkubehandlung geht von 80% aus - dann halten die auf einmal bis zu 10.000 Zyklen aus.
2. Lebenszeit
Nach 3000 Vollzyklen oder bis zu 10.000 Normalzyklen ist der Akku auf 80% seiner ursprünglichen Leistung degradiert. Danach ist er aber nicht "schrott" sondern liefert weiterhin 80% seiner Kapazität, langsam abnehmend. 10.000 Zyklen wären bei einem Zyklus pro Tag 27 Jahre. Das wird der Akku vermutlich kalendarisch nicht erreichen. Sprich - er wird schon vorher schrott gehen, also nicht auf seine volle Zyklenzahl kommen. Realistischer ist daher eine Lebenszeit von 20-25 Jahren als das bloße starren auf Zyklenzahlen.
3. Nicht jeder Strom wird gepuffert
In ihrer Rechnung würde JEDE kwh Strom erstmal im Akku gespeichert und dann aus dem Akku heraus geholt. Das ist unrealistisch.
4. Ihr Preis pro kwh
Natürlich gibt es immer Anbieter, die teurer sind. Aber >1000€ pro kwh Kapazität ist einfach unrealistisch. Schon heute gibt es fertige Akkus wie den ihren für <300€/kwh zu kaufen. Beispielsweise:
https://signaturesolar.com/shop-all/batteries/eg4-lifepower4/?ref=cPwLcVc0SW-BjN
Wenn für Speicher gebaut wird wird aber ein eigener Speicher gebaut - also Zellen, BMS und Ladetechnik. Zellen kosten ca. 100-200€ auf dem Weltmarkt - bei großen Mengen (VW, Tesla etc.) sind wir bei knapp unter 100€/kwh. BMS kostet ca. 50-100€ für einen Akku der von ihnen beschriebenen Größe, also ca. 15€/kwh.
Kommt also die Batterie heraus für ca. 120€/kwh. Nicht 1000€. Einen Grid-Speicher bauen sie doch nicht mit Fertig-Akkus zusammen!
5. Dunkelflaute
Hier ist es schon schwieriger. Für kurzzeitige Dunkelflauten (1-3 Tage) in Verbindung mit genügend PV und Wind machen LiFePo4 Akkus Sinn. Aber als saisonaler Speicher für 1 Woche Dunkelflaute nicht. Denn LiFePo4-Akkus machen sich nur bezahlt, wenn sie auch genutzt werden. Saisonale Speicher würden aber nur 1-2x pro Jahr genutzt, kämen also nach 25 Jahren auf maximal 50 Zyklen! Dazu kommt noch die Selbstentladung, die vermutlich höher ist als die vom Sommer in den Winter gebrachte Energie. Es darf daher nicht einseitig auf eine Technik gesetzt werden. Akkus machen Sinn - aber nicht für alles. Akkus sind sehr gut darin, volatile Energie auf einen relativ kurzen Zeitraum verfügbar zu machen - also maximal 1-2 Wochen.
6. Kosten für "gespeicherten Strom" nach jetzigem Modell
Nach momentan vorherrschendem Modell müssen Speicherkraftwerke Strom einkaufen (inklusive aller Steuern) und ihn anschließend wieder verkaufen - nochmal inklusive aller Steuern. Die Steuern machen aber einen Großteil des Preises aus - und eine gespeicherte kwh wäre somit doppelt besteuert. Das ist deutlich größer, als die meisten Marktschwankungen, ergo kein Geschäft zu machen für Speicherkraftwerke. Bei tatsächlichen Kosten von ca. 3c/kwh würde es daher Sinn machen, die Speicherkraftwerke für ihre Tätigkeit mit bspw. 5-7c/kwh zu entlohnen, anstelle sie Strom einkaufen und wieder verkaufen zu lassen. Abbuchbar als "Netzkosten", überwacht vom Netzbetreiber.
7. Andere Speichertechnologien
Organic Redox-Flow kommt hoffentlich und wäre etwas gutes für den saisonalen Speicher, würde ich aber nichts drauf wetten bisher. Natrium-Batterien haben fast dieselben Probleme wie LiFePo4, kosten viel weniger, haben aber auch weniger Zyklenfestigkeit (ca. 7.000 Normalzyklen). Preislich wird sich daher nicht so viel tun wie erhofft, aber Anfangsinvestition ist viel geringer und das Rohstoffproblem wäre gelöst. Die Akkus könnten direkt hier hergestellt werden ohne erst Lithium aus Australien oder Chile/Bolivien/Argentinien zu besorgen. Aber wie die LiFePo4-Akkus sind die nur was für 3-Tages-Speicher, nicht für Saisonale Speicher.
Power-To-Gas ist jetzt aber schon soweit, dass es für saisonale Speicher genutzt werden könnte. Die kwh Strom aus Power-To-Gas würde zwar ca. 50c/kwh kosten, aber da sie nur in extremen Fällen benutzt wird (bis max. ca. 10 Tage/Jahr) würde das den Energiepreis bei Umlage garnicht so viel verteuern. (2-3c/kwh)
Andere Rechnung:
Wenn wir einen LiFePo4/Natrium-Akku mit 3TWh im Grid verteilt haben sowie PV und Wind vervierfachen, brauchen wir noch 5,7 TWh zusätzlich aus saisonalem Speicher - bspw. organic-Redox-Flow oder Power-To-Gas.
(Kannst du hier errechnen: https://www.stromdaten.info/ANALYSE/p2g2p/index.php )
Bei 150€/kwh (reiner LiFePo4) kämen wir auf 450Mrd €, auf 20 Jahre gerechnet 22,5Mrd €/ Jahr. Bei 658TWh pro Jahr kommen wir dann auf einen Aufpreis von 3,4c/kwh.
Bis 2030 soll sich der Preis nochmal mindestens halbieren, mit Natrium-Akkus dann nochmal halbieren. Also ein Viertel von den 3,4c/kwh wird zukünftig als "Netzkosten" aufkommen, wenn wir die Netzbetreiber dazu nötigen, diese Akkus ins Netz zu bauen und nicht pro kwh Nutzung entlohnen sondern nur den Akku selbst. Da ist noch viel Puffer bevor es merklich teurer wird.
Die fehlenden kwh per Power-To-Gas hatte ich auch mal ausgerechnet, mach ich jetzt nicht nochmal. Sind 1000€/kw Kapazität für Elektrolyseur und nochmal das gleiche für die Gaskraftwerke. Dann pro kwh Strom im Winter 4 kwh Strom im Sommer rechnen. Aufs Jahr gerechnet dann (PTG-Preis*2 + sonstiger Preis*98)/100. Waren, wenn ich mich recht erinnere, auch nochmal so ca. 2c/kwh Aufpreis für saisonale Speicherung.
Ich glaube, wenn wir den Leuten sagen, dass Akkutechnologie zum Puffern der EE uns 1-5c/kwh Aufpreis kostet werden die nur müde lächeln.