Nur Weniges hat die Geschichte der Menschheit so geprägt wie die Zeugungserkenntnis
Zu den Themen "Matriarchat", "Vaterschaft" und Geschlechterverhältnis überhaupt, wie sie im Artikel vorkommen, will ich im Folgenden ausdrücklich nichts, rein gar nichts gesagt haben.
Sondern nur über die Verflüchtigung des Verstandes ins "Außerweltliche", die darin zum Ausdruck kommt, daß der Autor den evolutionären Zweig der Primaten, der die Bifurkation zwischen Hominiae ("Menschenaffen") und Hominini ("Menschen") trägt, von der so genannten "sexuellen Zuchtwahl" ausschließt. Diese alte, aus der Tierzucht übertragene, Darwin'sche Bezeichnung ist ein Witz an sich selbst, aber ich belasse ihn hier.
Das Thema ist v.a. von Belang für den Restverstand, der noch einige wenige Abteilungen institutioneller Wissenschaft behaust. Die technischen Resultate der Paläoanthopologie der letzten zwei Jahrzehnte liefern einen eindrucksvollen Fächer an Indizien dafür, daß "sexuelle Zuchtwahl" der wichtigste Faktor in der Evolution der Hominini gewesen ist. Ich kann sie hier nicht alle aufführen, aber der erste Ansatzpunkt ist die, gemessen am Zeitrahmen, gewaltige Auffächerung an Varietäten, die etwa ab Ardipithecus ramidus (ca. 4,4 Mio Jahre) einsetzt, wenn man sie an der Geschwindigkeit mißt, mit der erectus-Varietäten in und vermittels solcher Auffächerung in Varietäten und Triben nebst anschließender Hybridisierung "moderne Züge" erwarben.
Den Lesern, die hier für "Darwin" (als Stellvertreter des "Zuchwahl"-Begriffs) den "biologischen Mann" einsetzen, kann und will ich nicht mehr helfen, sie fallen - so oder auch anders - bald aus der Biosphäre.
Gut, ich will den Faktor nicht ganz unterschlagen, daß zahlreiche der o.a. globalen Erkenntnisse des Fachs zu jung sind, als daß sie im öffentlichen Bewußtsein eine große Rolle haben könnten. Die bahnbrechenden Erkenntnisse über die Ardipithecus ramidus - Fossilien, die ich erwähnt habe, sind grade mal 12 Jahre alt. Die Nachweise der Rolle, die Hybridisierungen in dieser Geschichte spielen, sind noch jünger und teilweise noch umstritten, aber just deshalb ist meine Bemerkung wichtig, denn es ist zu erwarten, daß die ideologische / religiöse Überformung dieser Debatten zunehmen und die Resultate und fälligen Schlußfolgerungen verschütten wird.
Ich persönlich habe diese Forschungsergebnisse schon in den frühen Nullerjahren antizipiert, nämlich hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) anhand der banalen Überlegung, daß die Ausbreitungsgeschichte von homo erectus zusammen mit der unerhört raschen Hirnentwicklung zwingend unterstellt, daß Kulturentwicklung der maßgebliche Faktor gewesen ist, die sich im fossilen Bestand halt einfach nicht direkt auffinden lassen kann. Und ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Kulturentwicklung ist halt Kontrazeption. Namentlich die Ausbreitung von erectus-Varietäten in kalte Klimazonen unterstellt sie zwingend. (PS.: ... aus verschiedenen Gründen, von denen ich nur einen hervor heben will: Einen, auf welche Art immer, bewußten Umgang mit Inzucht, aka Exogamie / Endogamie)
Einen Faktor in dieser Geschichte, der mit den obigen Bemerkungen in nur mittelbarem Zusammenhang steht, will ich hier immerhin erwähnt haben.
Im Jahr 2005 gelang der Nachweis, daß ein Hauptbestandteil der eingangs erwähnten Bifurkation zwischen Hominidae und Hominini darin bestanden haben muß, daß ein, gemessen am ursprünglicheren Inventar des Y-Chromosoms, gewaltiger Bestandteil des X-Chromosoms in das Y-Chromosom der Hominini transferiert worden ist. Nach damaliger Schätzung geschah das vor etwa 6 Mio Jahren, vielleicht auch deutlich später. Ich habe die Quelle nicht zur Hand und ich muß gleich meinen Job als Putzmann tun, egal, wer will, wird die Sache auffinden. Dieser Gen-Transfer ist ganz offensichtlich ein Hauptquell der Neotenie bei Hominini, die sich in verschiedenen Stadien bei erectus- Fossilien diverser Herkünfte auffinden läßt und definiert die Gattungen der Hominini, etwas poetisch ausgedrückt, als "im Grundbestand weiblich".
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.05.2021 09:39).