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mehr als 1000 Beiträge seit 09.01.2000

tripolar

Bipolar sind die alten Göttinnen eher weniger, die meisten tauchen in
dreifacher Gestalt auf (Erynnien, Furien). Die Trinität in der
christlichen Mythologie ist auch davon abgeschrieben. Die klassische
Struktur des Mythos beruht auf der Konstellation: Göttin und zwei
Söhne, von denen der eine den anderen umbringt - und der dann wieder
aufersteht (Isis und Osiris, Kain und Abel z.B.). Die Angelegenheit
thematisiert natürlich einfach die beiden Jahreshälften, und das Jahr
steht unter der Herrschaft einer weiblichen Göttin. 

Eine mythische Variante dieser astonomischen Konstellation verbirgt
sich auch hinter der orientischen Legende von der Schlange, die ein
Ei legt, aus der wieder eine Schlange schlüpft usw. "Gehenna", das
Wort für Hölle im Koran, heisst nichts anderes als "Tal der
Schlange". (Der mythische Schlangenvogel Ruch aus "Geschichten auf
1001er Nacht"...)

Als die weiblichen Ackerbaugöttinnen durch ein männliches Pantheon
abgelöst wurden, sank die Urgöttin zu einer Dämonin herab und einer
der "halben" Götter alias Brüder steigt zum Hauptgott auf. Die Angst
vor der mächtigen Urgöttin bleibt aber immer noch virulent, deshalb
sind die "heruntergestuften" Göttinnen im Mythos "böse". Es geht
immer um das Prinzip des göttlichen Kindes, das der Sohn einer Göttin
ist, die oft dem Meer entstammt (daher auch der Mose-Mythos, der als
Baby im Weidenkorb im Wasser gefunden wird). 

Und da haben wir den Mythos aller Männerbünde inklusive Freimaurer:
Der Jünglich (einer der beiden Halbgötter des Jahres) hat eine
Mutter, aber keinen Vater. Die Mutter ist natürlich Jungfrau wie
Maria (weil ursprünglich vor ihr niemand da war). Die Freimaurer
nennen sich "Söhne der Witwe". usw. aber das ist wieder eine ganz
andere Geschichte, die das übliche Telepolis-Publikum wahrscheinlich
nicht so sehr interessiert.... :-)

BurkS
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