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  • wunschname

800 Beiträge seit 09.10.2015

Re: Lucke fordert ökonomischen Selbstmord

MPolo schrieb am 20.08.2016 16:42:

Hä??? In den vergangenen 15 Jahren haben wir uns eine Automobilindustrie herangezücktet? Und Maschinenbauer und Chemie? Ich dachte diese Industriezweige gäbe es schon über 100 Jahre in Deutschland?

Stimmt, aber das hat erstmal nichts mit dem Problem zu tun, das hier angesprochen wurde. Es geht um ein gesundes Verhältnis ziwschen Importen und Exporten.

Wir waren 1986, 1987, 1988 und 1990 Exportweltmeister. Daran sieht man auch, dass das mit Lohndumping überhaupt nichts zu tun hat.

Die Exportstärke war damals aber kein Problem, da Deutschland eine eigene Währung hatte. Ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Importen und Exporten (und da kann man gerne auch Exportweltmeister sein) war durch die Währung sichergestellt, die der Wirtschaftsstärke entsprach. Das ist mit dem Euro nicht mehr so: Deutschlands Exporte sind viel zu billig, da der Euro - gemessen an Deutschlands Wirtschaftskraft - viel zu niedrig liegt. Das derzeitige Exportwunder basiert also nicht (mehr) auf "Made in Germany", sondern auf "Made in Billigland", denn der Euro schützt Deutschland zuverlässig vor der Aufwertung, die eigentlich fällig wäre. Mit einem plötzlichen Ende des Euros würde die aber kommen. Deutsche Produkte würden schlagartig teurer, und zwar ordentlich. Die Waren würden plötzlich wie Blei in den Regalen liegen. Es würde richtig schlimm.

Lohndumping gibt es bei uns in Sektoren, die mit Export überhaupt nichts zu tun haben, bei den Friseuren, Hotel- und Gaststättengewerbe, Einzelhandel, kurz: Im Binnenmarkt.

Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Doch durch Hartz4 sind alle Löhne unter Druck geraten. Denn bei Lohnverhandlungen ist die Position entscheidend, in der sich die beiden Parteien jeweils befinden. Wenn die Arbeitnehmerseite unten ein Sicherungsnetz hat, das den Arbeitssuchenden im Fall der Fälle zuverlässig auffängt, kann man ganz anders verhandeln als ohne Netz. Hartz4 ist aber kein Sicherheitsnetz mehr, sondern die Hölle auf Erden, die niemand erleben möchte: Alles, was man erarbeitet hat, ist weg. Perspektiven: Null. Stütze nur, wenn man sich für 1 Eur/Std. verdingt. Hinzu kommt Ausgrenzung und nur noch eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe. Dagegen ist ein mies bezahlter Job doch echt was, oder?

Hartz4 war eine politische Maßnahme, deren Ziel es war, die Löhne in Deutschland zu senken.

Wie gesagt, die Lohnpolitik hat mit den Exporten überhaupt nichts zu tun. Mercedes verkauft nicht so viele Autos, weil sie so günstig fertigen können. Bayer verkauft nicht so viel Agrarchemie, weil die Lohnkosten bei Bayer so niedrig wären.

Du willst doch jetzt nicht allen Ernstes Einzelbeispiele - natürlich Oberklasse-Autos, klar - als Beleg für eine Behauptung heranziehen, die sich auf Makroökonomie bezieht? Das kann ja mal nicht hinhauen.

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