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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Patriarchat II

Nach diesem dritten Teil wird langsam deutlicher, was Schuster im Schilde führt. Zu viel für diesen Rahmen. Das müsste schon mindestens ein ausgewachsenes Buch werden. Dann würde er auch gezwungen, an manchen Stellen noch deutlich weiter zu denken und sich gewisser Kurzschlüsse bewusst zu werden.

Ich will es am Begriff 'Patriarchat' aufhängen, das durch alle bisherigen Teil wabert, ohne je wenigstens versuchsweise dingfest gemacht zu werden. Wer von Patriarchat spricht, meint damit nicht, wie Passagen im ersten und zweiten Teil nahelegen, eine biologistische Festlegung und auch nicht, wie im dritten unterstellt, die Behauptung einer umfassenden objektiven Bevorteilung der Männer. Patriarchalische Strukturen sind in vielen Fällen inhärent männerbenachteiligend, indem sie auch diesen viele Möglichkeiten sein Leben zu leben abschneiden. Es waltet Dialektik, wie in jeder vereinseitigenden Machtbeziehung.

Das Ziel, patriachalische Gesellschaftsstrukturen zu überwinden, wird nicht schon deshalb falsch, weil das nicht reicht, um eine faire Gesellschaft zu erschaffen. Auch nicht durch strukturell falsch angelegte Versuche dazu. Etwa solche, die die Machtverhältnisse durch aggressive Überbetonung eigner defizitärer Lage indirekt zementieren. Auch nicht durch von bürgerlicher Ideologie affizierte Autorinnen, die glauben, die Herstellung von Chancengleichheit im bürgerlichen Lebensrahmen sei Befreiung, damit die Klassenfrage ausblendend. Und erst recht nicht durch vom Zeitgeist Vereinnahmte, denen alles zur Identitätsfrage gerinnt, bis hin zu jenen, die als wesentliches Identitätsmerkmal die Hautfarbe statuieren und damit einen Seiteneingang zum Rassismus bewerben.

Produktiv gewendet könnte man die Kritik des Identitätsansatzes auch retrospektiv auf ältere feminismustheoretische Werke anwenden um Beschränkungen, Sackgassen aufzuzeigen.

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