> > Bleiben wir bei den 'atomaren Bestandteilen' einer sozialen
> > Gemeinschaft, nämlich bei zwei Menschen.
>
> Hehe, und die soziale Kommunikation wäre dann das Bindungsatom!
Naja, so 'easy' ist das nicht. Ich spekuliere, dass Luhmann manchmal
Worte mit einem passenden Sinn am ungewohnten Platz verwendet, um den
Leser auf eine höhere abstraktere Ebene mitzunehmen und zugleich die
Etymologie zusammen mit den Gramatikern aufscheinen lässt.
> So fragte sich bereits Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.),
> inwiefern der Name eines Dinges die Wahrheit einer Sache widerspiegele.
> Also, inwiefern der Name tatsächlich dem durch ihn bezeichneten
> Gegenstand entspricht.
Luhman verwendet also die Sprache auch, um sich an die Möglichkeit
von eigenen Unsauberkeiten zu erinnern und ständig auf vollkommene
Richtigkeit ohne Wenn und Aber zu achten. Denn im Unterschied zu
Donald E. Knuth gibt es keine CPU, die ihm einen Programmierfehler
'meldet'.
Und da wir von Systemen reden, muss es das 'kleinste,
verschiedenartige, feste, unteilbare' geben (Demokrit). Zu weit
zurückgehend, behalten der Verfasser und der Leser den Boden unter
den Füßen.
> Hier greife ich gleich die Thermodynamik auf, die du weiter unten
> aufführst. Ich mein die Thermodynamik ist wenig oder allenfalls nur
> sehr bedingt in der Lage soziale Prozesse zu beschreiben (wo es arg
In diesem Fall meine ich die statistische Thermodynamik, bei der es
neben der Anzahl der Zusammenstöße, um den Wirkungsquerschnitt und um
Energieflüsse, also elastisch oder unelastisch, geht.
Denn seltener wird eine wichtige Frage von Mensch zu Mensch
unvorbereitet gestellt und diese dann endgültig mit Ja, Nein oder
einem Zwischending beantwortet. Denn dazu gehört auch der Kontext.
Nur wenn es wie im Sport sehr schnell gehen muss, passiert das und
selbst dann spielt die Vergangenheit (Training, neue Idee) eine
Rolle. Und darüber wird auch nur dann geredet, wenn es wiederholt,
also zuverlässig angewendet werden kann.
Denn von diesem allerkleinsten Element mit den zuverlässig
ablaufenden Mikroschritten aufwärts nehmen die Ereignisse in den
Gruppen über zehntausenden von Jahren zuverlässig ihren Verlauf und
bringen zugleich das soziale System mit, das in allen Ecken der Welt
unterschiedliche Formen in Wechselwirkung mit der Umwelt
hervorgebracht hat. Interessant sind dabei uralte Mythen, Trachten,
etc.
Luhmann konzentriert sich auf langfristig bestehende Systeme und für
die Strukturen durchhaltbarer Differenzierungsformen, da es nur bei
ihnen lohnt, darüber zu sprechen:
"... Obwohl Prozesse der internen Differenzierung nahezu beliebig
anlaufen können ... scheint es doch eine Art Selektion zu geben, die
das auswählt, das Bestand haben kann. So ließe es sich möglicherweise
erklären, dass es letztlich doch nur wenige Differenzierungsformen
gibt,die in langfristig bestehenden Systemen durchgehalten werden
können ..." (S.260 f.)
Und wenn zufällig aufscheinende Besonderheiten und Abweichungen
vorkommen, entscheidet die soziale Struktur über das Schicksal der
neuen 'Information'.
Ja, wir betreiben keine Anthropologie, sondern es interessiert auch,
ob die Logiken das Hirn formten, ähnlich wie nach dem
Naturwissenschaftler und Chemiker Rochow der Stein der Hand seine
Form gegeben haben soll.
Pi haben 'wir' uns ausgerechnet ... die Natur kennt keine
irrationalen und transzendenten Zahlen ... wie können wir überhaupt
Naturwissenschaften betreiben, also über die Welt nachdenken und
diese zuverlässig beschreiben?
Da lohnt es sich schon, sich auch mit dem sozialen System zu
befassen, das über seine Bezüglichkeiten unser Denken mitbeeinflusst
hat. Denn wenn Leben sich vermehrt, das ohne soziale Systeme
auskommt, dem fehlt das, was Luhmann zu beschreiben sucht.
Und wie bei den Nervensystemen verändern neue Bedingungen über ihre
Wechselwirkungen verbaler und nonverbaler Wert den Charakter des
untersuchten Gegenstandes. Wahrnehmbar wird das aber erst, wenn
bereits Erwartungen bestehen. Auch bei der Zahl Pi spielen
Erwartungen eine Rolle. Sonst hätte die vielleicht unendliche Zahl
keinen Eigennamen bekommen ... wobei, ist es gar keine Zahl, sondern
bloss das Resultat einer Termfolge und wir sehen die ganze Zeit in
'falscher' Art auf den Umfang des Kreises.
Zur probabilistische Bestimmung der Zahl Pi gibt es zwei Experimente:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Monte-Carlo-Algorithmus#Probabilistische_Bestimmung_der_Zahl_Pi
> http://de.wikipedia.org/wiki/Buffonsches_Nadelproblem
Bei dieser Betrachtung wüsste man nicht, dass Pi eine irrationale und
transzendente Zahl ist. Das ergibt sich erst aus der Geometrie.
Nur Srinivasa Ramanujan hat 1914, basierend auf Untersuchungen von
elliptischen Funktionen und Modulfunktionen, eine vollkommen
uninpirierend wirkende Formel für Pi entdeckt. Wie muss man
eigentlich denken, um so etwas zu erreichen?
Und wodurch zeichnet sich ein soziales System aus, das vornehmlich
von solchen Menschen gebildet wird, die so denken wie der einstige
Autodidakt Ramanujan?
Luhmann versuchte sich in einem, der Kategorientheorie entsprechenden
Gesamtschau, der zu angegebenen Charakteristika als Funktionswerte
dann bestimmte Aussagen als Ergebnisse liefert.
Das ist kein Quatsch, sondern Soziologen wissen genau, dass
Erfahrungen und Vorsätze in der Kindheit Menschen besonders intensiv
prägen.
> Mit Eigenschaften eines Individuums sind wohl auch die Fähigkeiten
> gemeint. Und unter Fähigkeiten fallen wohl auch so Sachen wie, frei
> mobil sein können, Zugang zu allen möglichen usw. Viele Vorstellungen
> von Menschen kommen wohl aus den Nah-Umgebungen, sprich Erfahrungen.
> Aber genau das ist eben immer auch ein Gesellschafts-Problem: Wie
> frei ist sie, wie sozial ist sie, wie leicht bekomme ich was ich
> will!
Die Vorstellungskraft zählt zu den Befähigungen, da sie nämlich ...
... die Weite des Lösungsraumes bestimmt.
... die Willensstärke mitbestimmt.
... die Reaktion beim Eintreten oder besser Nichteintreten von
Erwartungen beeinflusst.
> Aber ok, die jeweiligen Eigenschaften von Menschen bestimmen die
> Kommunikation zwischen ihnen - ist das so gemeint?
Ja. Wenn man über Erwartungserwartungen sprechen kann, also die
Teilnehmer sich wechselweitig strukturelle Orientierungen
unterstellen, ist ein Dialog möglich und es findet nicht bloß eine
Reaktionskette statt wie die, die zum ersten Weltkrieg geführt hat,
also wie Luhmann schrieb, aus dem Ruder läuft.
Aber auch das Erwarten von Erwartungen ist eine Quelle von Konflikten
wie Luhmann auf S.417 schreibt, die Konflikte zündet, bevor sie
wirklich nötig sind.
Und genau aus diesem Grund reicht es nicht aus, 'normal miteinander
zu reden', sondern man muss sich vergewissern, dass selbst das
Unwahrscheinliche berücksichtigt wird - was wiederum eine genaue
Kenntnis der Gegebenenheiten voraussetzt.
Und das ist aber heute schwerer als früher, weil die Menge an
Information auch die Menge an Nichtinformation erhöht (NSA-Affäre).
Nicht nur die Geistes- und Zeitkapazitäten zum Überschauen der
komplexen Sachverhalte werden gebunden, sondern auch das Gefühl von
der Gegenwart - vielleicht sogar im Gegensatz zu den eigenen
Vorsätzen und Erwartungen - wird eine ganz andere.
So kommt es vielleicht zu Deinem Eindruck, den Du von uns Deutschen
im allgemeinen gewonnen hast - sogar dann wenn die Eigenschaften
aller Beteiligten hier oder in anderen, von Dir angenehmer
empfundenen Ländern gleich sind.
> Vorstellungen können auseinander laufen, aber wie haben Sprache! Also
> man kann immer wieder harmonisieren. Klar, das kann Aufwand bedeuten,
> die Frage da ist wohl stets, wie viel Aufwand? Der geschätzte,
> gefühlte Abstand zum Ziel gibt dabei wohl den Ausschlag.
So ist das wohl.
Fatal ist, wenn ein bestimmter Prozentsatz glaubt, dass vieles nicht
wirklich so gemeint ist oder sich anders entwickeln wird, wie gerade
besprochen.
Das Wort Zusammenhalt trägt nämlich die Eigenschaft der
Einsatzbereitschaft in sich, was in einer komplexeren Welt vermindert
ist.
Wenn einige bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unsicherheiten den
Bettel hinschmeißen, dann wird es für die übrigen mit ihren
Prinzipien echt kritisch.
Zum Beispiel bedeutet es für jemanden, den man wegen einem Stau im
Schneefall um Stunden versetzt hat, sehr viel, dass man nicht auf der
Staustrecke umgekehrt ist, sondern doch noch allen Widrigkeiten zum
Trotz zu Besuch gekommen ist.
> Ich weiß es immer nicht, aber ist Luhmann ein Soziologe, der gerne
> ein Physiker wäre?
Das mit der Thermodynamik war ich, weil die Reaktionsbarriere
(Stoßhäufigkeit,. Stoßschwerschnitt, Stabilität, etc. ) und die
kinetischen Hemmungen das System letztendlich sozusagen
(vor-)bestimmen (es wäre sonst nicht so wie es ist).
Luhmann ist ein Sozialwissenschaftler und verwendet manchmal "warm"
um Emotionen zu beschreiben. Und obwohl er den Emergenzbegriff und
ihr Auftreten in der Natur kennt, ist er ausschließlich mathematisch,
so in etwa über die Kategorientheorie zur formalen Grammatik in der
Automatentheorie.
> Emotional gesehen (ja die Germans haben keine, oder sehr indifferent)
> der pure Lebensalbtraum! Irgendwann knalle ich durch.
Ich glaube, es ist eine gute Idee über Erwartungshaltungen und über
Enttäuschungen zu sprechen.
Vielleicht kennst Du 'Germans', die keine Erwartungen mehr haben,
weil sie sich auf das von ihnen verwendete System verlassen, und sich
deshalb leisten können das Arschloch zu geben.
Sag mal, sprichst Du bei den 'Germans' von Menschen in
Entscheiderpositionen oder von normalen Bürgern?
> > Gemeinschaft, nämlich bei zwei Menschen.
>
> Hehe, und die soziale Kommunikation wäre dann das Bindungsatom!
Naja, so 'easy' ist das nicht. Ich spekuliere, dass Luhmann manchmal
Worte mit einem passenden Sinn am ungewohnten Platz verwendet, um den
Leser auf eine höhere abstraktere Ebene mitzunehmen und zugleich die
Etymologie zusammen mit den Gramatikern aufscheinen lässt.
> So fragte sich bereits Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.),
> inwiefern der Name eines Dinges die Wahrheit einer Sache widerspiegele.
> Also, inwiefern der Name tatsächlich dem durch ihn bezeichneten
> Gegenstand entspricht.
Luhman verwendet also die Sprache auch, um sich an die Möglichkeit
von eigenen Unsauberkeiten zu erinnern und ständig auf vollkommene
Richtigkeit ohne Wenn und Aber zu achten. Denn im Unterschied zu
Donald E. Knuth gibt es keine CPU, die ihm einen Programmierfehler
'meldet'.
Und da wir von Systemen reden, muss es das 'kleinste,
verschiedenartige, feste, unteilbare' geben (Demokrit). Zu weit
zurückgehend, behalten der Verfasser und der Leser den Boden unter
den Füßen.
> Hier greife ich gleich die Thermodynamik auf, die du weiter unten
> aufführst. Ich mein die Thermodynamik ist wenig oder allenfalls nur
> sehr bedingt in der Lage soziale Prozesse zu beschreiben (wo es arg
In diesem Fall meine ich die statistische Thermodynamik, bei der es
neben der Anzahl der Zusammenstöße, um den Wirkungsquerschnitt und um
Energieflüsse, also elastisch oder unelastisch, geht.
Denn seltener wird eine wichtige Frage von Mensch zu Mensch
unvorbereitet gestellt und diese dann endgültig mit Ja, Nein oder
einem Zwischending beantwortet. Denn dazu gehört auch der Kontext.
Nur wenn es wie im Sport sehr schnell gehen muss, passiert das und
selbst dann spielt die Vergangenheit (Training, neue Idee) eine
Rolle. Und darüber wird auch nur dann geredet, wenn es wiederholt,
also zuverlässig angewendet werden kann.
Denn von diesem allerkleinsten Element mit den zuverlässig
ablaufenden Mikroschritten aufwärts nehmen die Ereignisse in den
Gruppen über zehntausenden von Jahren zuverlässig ihren Verlauf und
bringen zugleich das soziale System mit, das in allen Ecken der Welt
unterschiedliche Formen in Wechselwirkung mit der Umwelt
hervorgebracht hat. Interessant sind dabei uralte Mythen, Trachten,
etc.
Luhmann konzentriert sich auf langfristig bestehende Systeme und für
die Strukturen durchhaltbarer Differenzierungsformen, da es nur bei
ihnen lohnt, darüber zu sprechen:
"... Obwohl Prozesse der internen Differenzierung nahezu beliebig
anlaufen können ... scheint es doch eine Art Selektion zu geben, die
das auswählt, das Bestand haben kann. So ließe es sich möglicherweise
erklären, dass es letztlich doch nur wenige Differenzierungsformen
gibt,die in langfristig bestehenden Systemen durchgehalten werden
können ..." (S.260 f.)
Und wenn zufällig aufscheinende Besonderheiten und Abweichungen
vorkommen, entscheidet die soziale Struktur über das Schicksal der
neuen 'Information'.
Ja, wir betreiben keine Anthropologie, sondern es interessiert auch,
ob die Logiken das Hirn formten, ähnlich wie nach dem
Naturwissenschaftler und Chemiker Rochow der Stein der Hand seine
Form gegeben haben soll.
Pi haben 'wir' uns ausgerechnet ... die Natur kennt keine
irrationalen und transzendenten Zahlen ... wie können wir überhaupt
Naturwissenschaften betreiben, also über die Welt nachdenken und
diese zuverlässig beschreiben?
Da lohnt es sich schon, sich auch mit dem sozialen System zu
befassen, das über seine Bezüglichkeiten unser Denken mitbeeinflusst
hat. Denn wenn Leben sich vermehrt, das ohne soziale Systeme
auskommt, dem fehlt das, was Luhmann zu beschreiben sucht.
Und wie bei den Nervensystemen verändern neue Bedingungen über ihre
Wechselwirkungen verbaler und nonverbaler Wert den Charakter des
untersuchten Gegenstandes. Wahrnehmbar wird das aber erst, wenn
bereits Erwartungen bestehen. Auch bei der Zahl Pi spielen
Erwartungen eine Rolle. Sonst hätte die vielleicht unendliche Zahl
keinen Eigennamen bekommen ... wobei, ist es gar keine Zahl, sondern
bloss das Resultat einer Termfolge und wir sehen die ganze Zeit in
'falscher' Art auf den Umfang des Kreises.
Zur probabilistische Bestimmung der Zahl Pi gibt es zwei Experimente:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Monte-Carlo-Algorithmus#Probabilistische_Bestimmung_der_Zahl_Pi
> http://de.wikipedia.org/wiki/Buffonsches_Nadelproblem
Bei dieser Betrachtung wüsste man nicht, dass Pi eine irrationale und
transzendente Zahl ist. Das ergibt sich erst aus der Geometrie.
Nur Srinivasa Ramanujan hat 1914, basierend auf Untersuchungen von
elliptischen Funktionen und Modulfunktionen, eine vollkommen
uninpirierend wirkende Formel für Pi entdeckt. Wie muss man
eigentlich denken, um so etwas zu erreichen?
Und wodurch zeichnet sich ein soziales System aus, das vornehmlich
von solchen Menschen gebildet wird, die so denken wie der einstige
Autodidakt Ramanujan?
Luhmann versuchte sich in einem, der Kategorientheorie entsprechenden
Gesamtschau, der zu angegebenen Charakteristika als Funktionswerte
dann bestimmte Aussagen als Ergebnisse liefert.
Das ist kein Quatsch, sondern Soziologen wissen genau, dass
Erfahrungen und Vorsätze in der Kindheit Menschen besonders intensiv
prägen.
> Mit Eigenschaften eines Individuums sind wohl auch die Fähigkeiten
> gemeint. Und unter Fähigkeiten fallen wohl auch so Sachen wie, frei
> mobil sein können, Zugang zu allen möglichen usw. Viele Vorstellungen
> von Menschen kommen wohl aus den Nah-Umgebungen, sprich Erfahrungen.
> Aber genau das ist eben immer auch ein Gesellschafts-Problem: Wie
> frei ist sie, wie sozial ist sie, wie leicht bekomme ich was ich
> will!
Die Vorstellungskraft zählt zu den Befähigungen, da sie nämlich ...
... die Weite des Lösungsraumes bestimmt.
... die Willensstärke mitbestimmt.
... die Reaktion beim Eintreten oder besser Nichteintreten von
Erwartungen beeinflusst.
> Aber ok, die jeweiligen Eigenschaften von Menschen bestimmen die
> Kommunikation zwischen ihnen - ist das so gemeint?
Ja. Wenn man über Erwartungserwartungen sprechen kann, also die
Teilnehmer sich wechselweitig strukturelle Orientierungen
unterstellen, ist ein Dialog möglich und es findet nicht bloß eine
Reaktionskette statt wie die, die zum ersten Weltkrieg geführt hat,
also wie Luhmann schrieb, aus dem Ruder läuft.
Aber auch das Erwarten von Erwartungen ist eine Quelle von Konflikten
wie Luhmann auf S.417 schreibt, die Konflikte zündet, bevor sie
wirklich nötig sind.
Und genau aus diesem Grund reicht es nicht aus, 'normal miteinander
zu reden', sondern man muss sich vergewissern, dass selbst das
Unwahrscheinliche berücksichtigt wird - was wiederum eine genaue
Kenntnis der Gegebenenheiten voraussetzt.
Und das ist aber heute schwerer als früher, weil die Menge an
Information auch die Menge an Nichtinformation erhöht (NSA-Affäre).
Nicht nur die Geistes- und Zeitkapazitäten zum Überschauen der
komplexen Sachverhalte werden gebunden, sondern auch das Gefühl von
der Gegenwart - vielleicht sogar im Gegensatz zu den eigenen
Vorsätzen und Erwartungen - wird eine ganz andere.
So kommt es vielleicht zu Deinem Eindruck, den Du von uns Deutschen
im allgemeinen gewonnen hast - sogar dann wenn die Eigenschaften
aller Beteiligten hier oder in anderen, von Dir angenehmer
empfundenen Ländern gleich sind.
> Vorstellungen können auseinander laufen, aber wie haben Sprache! Also
> man kann immer wieder harmonisieren. Klar, das kann Aufwand bedeuten,
> die Frage da ist wohl stets, wie viel Aufwand? Der geschätzte,
> gefühlte Abstand zum Ziel gibt dabei wohl den Ausschlag.
So ist das wohl.
Fatal ist, wenn ein bestimmter Prozentsatz glaubt, dass vieles nicht
wirklich so gemeint ist oder sich anders entwickeln wird, wie gerade
besprochen.
Das Wort Zusammenhalt trägt nämlich die Eigenschaft der
Einsatzbereitschaft in sich, was in einer komplexeren Welt vermindert
ist.
Wenn einige bei den kleinsten Schwierigkeiten und Unsicherheiten den
Bettel hinschmeißen, dann wird es für die übrigen mit ihren
Prinzipien echt kritisch.
Zum Beispiel bedeutet es für jemanden, den man wegen einem Stau im
Schneefall um Stunden versetzt hat, sehr viel, dass man nicht auf der
Staustrecke umgekehrt ist, sondern doch noch allen Widrigkeiten zum
Trotz zu Besuch gekommen ist.
> Ich weiß es immer nicht, aber ist Luhmann ein Soziologe, der gerne
> ein Physiker wäre?
Das mit der Thermodynamik war ich, weil die Reaktionsbarriere
(Stoßhäufigkeit,. Stoßschwerschnitt, Stabilität, etc. ) und die
kinetischen Hemmungen das System letztendlich sozusagen
(vor-)bestimmen (es wäre sonst nicht so wie es ist).
Luhmann ist ein Sozialwissenschaftler und verwendet manchmal "warm"
um Emotionen zu beschreiben. Und obwohl er den Emergenzbegriff und
ihr Auftreten in der Natur kennt, ist er ausschließlich mathematisch,
so in etwa über die Kategorientheorie zur formalen Grammatik in der
Automatentheorie.
> Emotional gesehen (ja die Germans haben keine, oder sehr indifferent)
> der pure Lebensalbtraum! Irgendwann knalle ich durch.
Ich glaube, es ist eine gute Idee über Erwartungshaltungen und über
Enttäuschungen zu sprechen.
Vielleicht kennst Du 'Germans', die keine Erwartungen mehr haben,
weil sie sich auf das von ihnen verwendete System verlassen, und sich
deshalb leisten können das Arschloch zu geben.
Sag mal, sprichst Du bei den 'Germans' von Menschen in
Entscheiderpositionen oder von normalen Bürgern?