" ... Notwendig wäre vielmehr, die ohnehin mehrheitlich spekulativen
(und nicht produktiven) Vermögen massiv zu besteuern. ..."
Bei diesem Satz fiel mir das "Spekulative" auf.
Zusammen mit der Kritik an der verwendeten Ausdrucksweise fällt mir
ein Text von Luhmann ein:
"... Im Falle sozialer Systeme gelten uns Erwartungen als die
Zeitform, in der Strukturen gebildet werden.
Soziale Relevanz und damit Eignung als Struktur sozialer Systeme
gewinnen Erwartungen aber nur, wenn sie ihrerseits erwartet werden
können. Nur so lassen sich Situationen mit doppelter Kontingenz
ordnen.
Das Erwarten muss reflexiv werden, es muss auf sich selbst beziehen
können, und dies nicht nur im Sinne eines diffus begleitenden
Bewußtseins, sondern so, dass es sich selbst als erwartend weiß. Nur
so kann das Erwarten ein soziales Feld mit mehr einem Teilnehmer
ordnen.
Ego muss erwarten können, was Alter von ihm erwartet, um sein eigenes
Erwarten und verhalten mit den Erwartungen des anderem abstimmen zu
können. Wenn Reflexivität des Erwartens gesichert ist, und nur dann,
kann auch die Selbstkontrolle sich ihrer bedienen.
Der einzelne Teilnehmer erwartet dann von sich selbst, bestimmte
Erwartungen in Bezug auf den anderen zu haben; er kann dann zum
Beispiel die Meinung haben, es sich selbst schuldig zu sein, ein
bestimmtes Verhalten nicht zu tolerieren, das seine eigenen
Erwartungen durchkreuzt.
Er entwickelt ein Gefühl für den Präzedenzwert bestimmter
Verhaltensweisen. Sie können nicht nur bestimmte Erwartungen
durchkreuzen; sie können auch die Erwartungssicherheit, das heißt,
die sichere Erwartbarkeit von Erwartungen erschüttern. So entsteht
auf der Ebene des reflexiven Erwartens, und nur hier, eine
Empfindlichkeit und ein Kontrollproblem besonderer Art.
...
... Nimmt man das hin, restukturiert sich der soziale
Erwartungszusammenhang unter Einschluß der neuen Möglichkeiten. Der
erwartbare Tolerenzbereich wird erweitert.
Will man das vorsorglich blockieren, erfordert die Diagnose der
Situation bereits eine dritte Stufe der Reflexivität. Man aktiviert
eigenes Vorsorgeverhalten in der Erwartung, dass
Erwartungserwartungen sich ändern würden, wenn man nicht klarstellt,
was man erwartet.
Dass es sich hierbei um ein Emergenzphänomen handelt, das sich nicht
einfach aus der Zusammenfügung psychischer Zustände ergibt, wird
besonders von Herbert Blumer betont.
... Erwartungserwartungen veranlassen alle Teilnehmer, sich
wechselseitig zeitübergreifende und in diesem Sinne strukturelle
Orientierungen zu unterstellen. Damit wird verhindert, dass soziale
Systeme in der Art bloßer Reaktionsketten gebildet werden, in denen
ein Ereignis mehr oder minder voraussehbar das nächste nach sich
zieht. So ein System würde normalerweise sehr rasch aus dem Ruder
laufen; es wäre zumindestens darauf angewiesen, alle Korrekturen an
bereits irreversibel gewordenen Ereignissen anzusetzen. Die
Reflexivität des Erwartens ermöglicht dagegen ein Korrigieren (und
auch ein Kämpfen um Korrekturen) auf der Ebene des Erwartens selbst.
...
... aus der Unübersichtlichkeit kann aber nicht auf die Irrelevanz
von Erwartungserwartungen geschlossen werden, sondern nur auf die
Notwendigkeit symbolischer Kürzel, die hochkomplexe Erwartungen in
der laufenden Orientierung vertreten. ...
Soziale Systeme, S.411 - 416 (Suhrkamp)
--
Luhmann selbst verwendet eine abstrakte Ausdrucksform ein, um die
Mehrschichtigkeit des Sachverhaltes sauber voneinander abzugrenzen
und dabei alles im Blick zu halten - er hilft dem Leser - ganz anders
als Jacques Lacan, der wirklich eine verquaste Ausdruckssweise dazu
verwendete, um den Zu-Verstehenden-Suchenden dazuzubringen, nicht
bloß zu antizipieren, sondern selber die notwendigen Schlüsse zu
erarbeiten. Denn erst durch diese reproduktive Tätigkeit der
subjektiv denkenden 'Gesprächsteilnehmer' ist die berechtigte
Existenz der nicht sauber nachweisbaren Wahrheit von den Mechanismen
auf dem Grund des Innersten der menschlichen Psyche auf beinahe
objektvive Weise erwiesen (diese Vorgehensweise ist dem Wesen nach
eher künstlerisch als abstrakt-sauber, wofür J. Lacan auch heftig
gescholten wurde). Und aber zweitens sorgt die Anstrengung dafür,
dass das Erarbeitete nicht so leicht und schnell vergessen und
zugleich auch objektivisiert und dann als Denkschablone (oder auch
als stilistisch eingesetzter App-etizer in einem doch eher
inhaltsleeren Wortschwall) - mit gehörigem Abstand zum erlebten
Realität und damit von der Menschlichkeit - verwendet wird.
Nun zur zweiten Ebene des Textes von Luhmann
:
> (der ja neben der Sphäre der eigenen persönlichen Beziehungen
> sogar dem Spionagekomplex und der über Verhandlungen zugunsten
> einer sicheren Zukunft (dt. Satellit über Dt. im Ausland)
> ausgemachten Rechtsbeugungen eine höhere und essentielle 'Substanz'
> beibringt)
:
- und damit zum herausgegriffenen Topic Spekulation, Erwartungen und
Erwartungserwartungen.
Findet an der Börse findet etwa nicht die Diskussion über die Zukunft
in einer, den meisten zunächst fremden Form statt?
Grundsatzfragen werden an der Börse nicht diskutiert - das geschieht
in gesellschaftlichen Bewegungen.
Die Börse selber kann als ein Mechanismus beschrieben werden, der die
funktionellen Relationen zwischen den älteren Zukunftszielen und den
neu entdeckten Zukunftszielen substantiiert und diesen entstandenen
Bezügen eine Quantität beimisst.
In der Umgebung eines solchen Börsenmechanismus haben Visionäre wie
Alfred Herrhausen keinen Platz. Nur exakte, die Tatsachen
beschreibende Nachrichten über den Ist-Zustand (auch kurzfristige
Pläne) sind erlaubt. Denn dieser gerade skizzierte Mechanismus zur
Quantifizierung von Beziehungen zwischen zukunftsbezogenen Themen
würde durch ideologiebehaftete Nachrichten nicht nur bis zur
Unbrauchberkeit hin gestört, sondern würde als Steuerinstrument nur
Kritik und Gegenreaktionen provozieren.
Und nun zu den dort bewegten Volumina, in denen sogar ein "Wal"
vermutet wurde, der am Londoner Börsenplatz beheimatet sein soll:
Mir kam es einmal während dem Lesen eines früheren Postings von
'Firedancer' vor, als ob das Geldsystem (das ja auch auf sehr
komplexe Weise Informationen liefert und vorhandene geistige
Qualitäten abfragt [T-Shirt für 5€, Hose für 25€]) zu einem Teil als
ein System mit Quellen und Senken anzusehen ist, das in seiner
Gesamtheit auf die zur gleichen Zeit lebenden Bewußtseinen einwirkt
und zu einer soziokulturell beeinflussten Antwortreaktion auf
mehreren Ebenen führt.
Dieser TP-Artikel von Rainer Sommer mit der Überschrift "Die Funktion
der Armut" ist - grob gesehen - dieser von mir beschriebenen
Vorstellung zuzuzählen.
> http://www.heise.de/tp/foren/S-Ein-Beitrag-als-grosses-Dankeschoen-fuer-Deine-Beitraege-hier-im-Forum/forum-279651/msg-25229296/read/
Die Informationen von Silverhair sollten auch 'goutiert' werden, um
über das Verhältnis von überhaupt möglichen Geldflüssen und den
tatsächlichen Besitzständen die Realitäten einschätzen zu können.
> http://www.heise.de/tp/foren/S-Re-Was-fuer-ein-immenser-Bullshit/forum-294623/msg-26738962/read/
Luhmann's Textauszug ist vor diesem Hintergrund bedeutsam, fordert er
doch den friedlichen und vernünftigen Dialog darüber, wie es am
besten weitergehen sollte.
Was was Feuermelder hier zu Recht anprangert, ist das Verstummen des
Dialoges und den stummen Monolog über die Systemzwänge.
Allerdings ist es schon sehr enervierend, wenn man mit Menschen zu
tun hat, die überhaupt nichts mit komplexen und vielschichtigen
Sachverhalten zu tun haben wollen.
Ich selber mache diesen keinen Vorwurf, denn Verdummungsindustrie
(nach Seßleen) erweckt auf geschickte Weise immer den Eindruck, dass
man dies, das und jenes mitbekommen sollte, um nicht abgehängt zu
sein.
Es ist wirklich schwierig, sich auf etwas festzulegen und sich damit
zu beschäftigen, ohne sich damit selbst auszugrenzen.
Diesen Splitter aus dem eigenen Auge zu bekommen, ober schöner den
blinden Fleck zu finden, was von Foerster nach dem Beobachter zweiter
Ordnung gelingt, das ist auch in der Matrix-Triologie enthalten. Dort
ist es nämlich die Informationsdichte der jeweils in ihren Aktionen
monologierenden Akteure, die am Filmende durch die Zuspitzung
schließlich abnimmt und der Dia-log über den wahren Kern des Seins
möglich wird.
Und solange wir nicht über die empfundenen Knappheiten jenseits der
Grundbedürfnisse und über die ferne Zukunft gesprochen haben, solange
geht das sinnlose, weil ressourcen-, zeitraubende und für einige
recht praktische 'Ragnarök-Theater' weiter, wegen der Verheißung,
diesen Prozess durchbrechen zu können und den Frieden zu finden.
Luhmann, von Foerster und von Neumann bieten spannendere Themen als
Hollywood jemals kann. Zwar ist das Nachhausegehen nach dem Kino auch
schön; ob einmal die Form des, in einem
F.A.Z.-Artikel als akademischer Torschlusspanik verrissenen
Science-Slam das verstehende und anwendungsreife Lesen beschleunigen
kann, daran zweifle ich.
> http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/die-wanderbuehne-der-wissenschaft-was-science-slams-ueber-die-wissenschaft-verraten-13549279.html
(und nicht produktiven) Vermögen massiv zu besteuern. ..."
Bei diesem Satz fiel mir das "Spekulative" auf.
Zusammen mit der Kritik an der verwendeten Ausdrucksweise fällt mir
ein Text von Luhmann ein:
"... Im Falle sozialer Systeme gelten uns Erwartungen als die
Zeitform, in der Strukturen gebildet werden.
Soziale Relevanz und damit Eignung als Struktur sozialer Systeme
gewinnen Erwartungen aber nur, wenn sie ihrerseits erwartet werden
können. Nur so lassen sich Situationen mit doppelter Kontingenz
ordnen.
Das Erwarten muss reflexiv werden, es muss auf sich selbst beziehen
können, und dies nicht nur im Sinne eines diffus begleitenden
Bewußtseins, sondern so, dass es sich selbst als erwartend weiß. Nur
so kann das Erwarten ein soziales Feld mit mehr einem Teilnehmer
ordnen.
Ego muss erwarten können, was Alter von ihm erwartet, um sein eigenes
Erwarten und verhalten mit den Erwartungen des anderem abstimmen zu
können. Wenn Reflexivität des Erwartens gesichert ist, und nur dann,
kann auch die Selbstkontrolle sich ihrer bedienen.
Der einzelne Teilnehmer erwartet dann von sich selbst, bestimmte
Erwartungen in Bezug auf den anderen zu haben; er kann dann zum
Beispiel die Meinung haben, es sich selbst schuldig zu sein, ein
bestimmtes Verhalten nicht zu tolerieren, das seine eigenen
Erwartungen durchkreuzt.
Er entwickelt ein Gefühl für den Präzedenzwert bestimmter
Verhaltensweisen. Sie können nicht nur bestimmte Erwartungen
durchkreuzen; sie können auch die Erwartungssicherheit, das heißt,
die sichere Erwartbarkeit von Erwartungen erschüttern. So entsteht
auf der Ebene des reflexiven Erwartens, und nur hier, eine
Empfindlichkeit und ein Kontrollproblem besonderer Art.
...
... Nimmt man das hin, restukturiert sich der soziale
Erwartungszusammenhang unter Einschluß der neuen Möglichkeiten. Der
erwartbare Tolerenzbereich wird erweitert.
Will man das vorsorglich blockieren, erfordert die Diagnose der
Situation bereits eine dritte Stufe der Reflexivität. Man aktiviert
eigenes Vorsorgeverhalten in der Erwartung, dass
Erwartungserwartungen sich ändern würden, wenn man nicht klarstellt,
was man erwartet.
Dass es sich hierbei um ein Emergenzphänomen handelt, das sich nicht
einfach aus der Zusammenfügung psychischer Zustände ergibt, wird
besonders von Herbert Blumer betont.
... Erwartungserwartungen veranlassen alle Teilnehmer, sich
wechselseitig zeitübergreifende und in diesem Sinne strukturelle
Orientierungen zu unterstellen. Damit wird verhindert, dass soziale
Systeme in der Art bloßer Reaktionsketten gebildet werden, in denen
ein Ereignis mehr oder minder voraussehbar das nächste nach sich
zieht. So ein System würde normalerweise sehr rasch aus dem Ruder
laufen; es wäre zumindestens darauf angewiesen, alle Korrekturen an
bereits irreversibel gewordenen Ereignissen anzusetzen. Die
Reflexivität des Erwartens ermöglicht dagegen ein Korrigieren (und
auch ein Kämpfen um Korrekturen) auf der Ebene des Erwartens selbst.
...
... aus der Unübersichtlichkeit kann aber nicht auf die Irrelevanz
von Erwartungserwartungen geschlossen werden, sondern nur auf die
Notwendigkeit symbolischer Kürzel, die hochkomplexe Erwartungen in
der laufenden Orientierung vertreten. ...
Soziale Systeme, S.411 - 416 (Suhrkamp)
--
Luhmann selbst verwendet eine abstrakte Ausdrucksform ein, um die
Mehrschichtigkeit des Sachverhaltes sauber voneinander abzugrenzen
und dabei alles im Blick zu halten - er hilft dem Leser - ganz anders
als Jacques Lacan, der wirklich eine verquaste Ausdruckssweise dazu
verwendete, um den Zu-Verstehenden-Suchenden dazuzubringen, nicht
bloß zu antizipieren, sondern selber die notwendigen Schlüsse zu
erarbeiten. Denn erst durch diese reproduktive Tätigkeit der
subjektiv denkenden 'Gesprächsteilnehmer' ist die berechtigte
Existenz der nicht sauber nachweisbaren Wahrheit von den Mechanismen
auf dem Grund des Innersten der menschlichen Psyche auf beinahe
objektvive Weise erwiesen (diese Vorgehensweise ist dem Wesen nach
eher künstlerisch als abstrakt-sauber, wofür J. Lacan auch heftig
gescholten wurde). Und aber zweitens sorgt die Anstrengung dafür,
dass das Erarbeitete nicht so leicht und schnell vergessen und
zugleich auch objektivisiert und dann als Denkschablone (oder auch
als stilistisch eingesetzter App-etizer in einem doch eher
inhaltsleeren Wortschwall) - mit gehörigem Abstand zum erlebten
Realität und damit von der Menschlichkeit - verwendet wird.
Nun zur zweiten Ebene des Textes von Luhmann
:
> (der ja neben der Sphäre der eigenen persönlichen Beziehungen
> sogar dem Spionagekomplex und der über Verhandlungen zugunsten
> einer sicheren Zukunft (dt. Satellit über Dt. im Ausland)
> ausgemachten Rechtsbeugungen eine höhere und essentielle 'Substanz'
> beibringt)
:
- und damit zum herausgegriffenen Topic Spekulation, Erwartungen und
Erwartungserwartungen.
Findet an der Börse findet etwa nicht die Diskussion über die Zukunft
in einer, den meisten zunächst fremden Form statt?
Grundsatzfragen werden an der Börse nicht diskutiert - das geschieht
in gesellschaftlichen Bewegungen.
Die Börse selber kann als ein Mechanismus beschrieben werden, der die
funktionellen Relationen zwischen den älteren Zukunftszielen und den
neu entdeckten Zukunftszielen substantiiert und diesen entstandenen
Bezügen eine Quantität beimisst.
In der Umgebung eines solchen Börsenmechanismus haben Visionäre wie
Alfred Herrhausen keinen Platz. Nur exakte, die Tatsachen
beschreibende Nachrichten über den Ist-Zustand (auch kurzfristige
Pläne) sind erlaubt. Denn dieser gerade skizzierte Mechanismus zur
Quantifizierung von Beziehungen zwischen zukunftsbezogenen Themen
würde durch ideologiebehaftete Nachrichten nicht nur bis zur
Unbrauchberkeit hin gestört, sondern würde als Steuerinstrument nur
Kritik und Gegenreaktionen provozieren.
Und nun zu den dort bewegten Volumina, in denen sogar ein "Wal"
vermutet wurde, der am Londoner Börsenplatz beheimatet sein soll:
Mir kam es einmal während dem Lesen eines früheren Postings von
'Firedancer' vor, als ob das Geldsystem (das ja auch auf sehr
komplexe Weise Informationen liefert und vorhandene geistige
Qualitäten abfragt [T-Shirt für 5€, Hose für 25€]) zu einem Teil als
ein System mit Quellen und Senken anzusehen ist, das in seiner
Gesamtheit auf die zur gleichen Zeit lebenden Bewußtseinen einwirkt
und zu einer soziokulturell beeinflussten Antwortreaktion auf
mehreren Ebenen führt.
Dieser TP-Artikel von Rainer Sommer mit der Überschrift "Die Funktion
der Armut" ist - grob gesehen - dieser von mir beschriebenen
Vorstellung zuzuzählen.
> http://www.heise.de/tp/foren/S-Ein-Beitrag-als-grosses-Dankeschoen-fuer-Deine-Beitraege-hier-im-Forum/forum-279651/msg-25229296/read/
Die Informationen von Silverhair sollten auch 'goutiert' werden, um
über das Verhältnis von überhaupt möglichen Geldflüssen und den
tatsächlichen Besitzständen die Realitäten einschätzen zu können.
> http://www.heise.de/tp/foren/S-Re-Was-fuer-ein-immenser-Bullshit/forum-294623/msg-26738962/read/
Luhmann's Textauszug ist vor diesem Hintergrund bedeutsam, fordert er
doch den friedlichen und vernünftigen Dialog darüber, wie es am
besten weitergehen sollte.
Was was Feuermelder hier zu Recht anprangert, ist das Verstummen des
Dialoges und den stummen Monolog über die Systemzwänge.
Allerdings ist es schon sehr enervierend, wenn man mit Menschen zu
tun hat, die überhaupt nichts mit komplexen und vielschichtigen
Sachverhalten zu tun haben wollen.
Ich selber mache diesen keinen Vorwurf, denn Verdummungsindustrie
(nach Seßleen) erweckt auf geschickte Weise immer den Eindruck, dass
man dies, das und jenes mitbekommen sollte, um nicht abgehängt zu
sein.
Es ist wirklich schwierig, sich auf etwas festzulegen und sich damit
zu beschäftigen, ohne sich damit selbst auszugrenzen.
Diesen Splitter aus dem eigenen Auge zu bekommen, ober schöner den
blinden Fleck zu finden, was von Foerster nach dem Beobachter zweiter
Ordnung gelingt, das ist auch in der Matrix-Triologie enthalten. Dort
ist es nämlich die Informationsdichte der jeweils in ihren Aktionen
monologierenden Akteure, die am Filmende durch die Zuspitzung
schließlich abnimmt und der Dia-log über den wahren Kern des Seins
möglich wird.
Und solange wir nicht über die empfundenen Knappheiten jenseits der
Grundbedürfnisse und über die ferne Zukunft gesprochen haben, solange
geht das sinnlose, weil ressourcen-, zeitraubende und für einige
recht praktische 'Ragnarök-Theater' weiter, wegen der Verheißung,
diesen Prozess durchbrechen zu können und den Frieden zu finden.
Luhmann, von Foerster und von Neumann bieten spannendere Themen als
Hollywood jemals kann. Zwar ist das Nachhausegehen nach dem Kino auch
schön; ob einmal die Form des, in einem
F.A.Z.-Artikel als akademischer Torschlusspanik verrissenen
Science-Slam das verstehende und anwendungsreife Lesen beschleunigen
kann, daran zweifle ich.
> http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/die-wanderbuehne-der-wissenschaft-was-science-slams-ueber-die-wissenschaft-verraten-13549279.html