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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Vielleicht fliegt uns ja die "entfesselte Globalisierung" ...

... mal so richtig schmerzhaft auf die Füße.

Die Ursache ist -aktuell- das Corona-Virus, warum es in China stockt. Theoretisch könnte es aber auch irgendwas anderes sein, zum Beispiel eine sich ändernde politische Landschaft. Die KP heute ist anders als die KP gestern und die KP morgen kann wieder eine andere sein. Wer garantiert, dass nicht irgendwann die KP ihr Land in die Autarkie führen wollen? Immerhin können die alles herstellen, haben ihre eigene Intelligenz, haben genug Land um alle Menschen darin zu ernähren und haben Zugriff auf Öl, Gas, Kohle, Metalle aller Art, Seltenerden und, und, und. Die Chinesen -brauchen- uns nicht.

Aber wir brauchen die Chinesen.

Vielleicht wirkt der Corona-Effekt noch eine ganze Weile. Lassen wir mal, nur für die Gedankenspieler, das Virus noch ein oder zwei Quartale aktiv sein. Dann ist China eben für ein bis zwei Quartale quasi in Quarantäne. Es wird weniger gerarbeitet, Fabriken stehen ganz still, es wird keine Ware mehr aus dem Land geliefert. Und dann?

Ich bin in der E-Branche unterwegs. Schon jetzt schauen wir besorgt in die Zukunft, denn Leiterplatinen werden eben vorzugsweise in China gefertigt. Auch die Bestückung größerer Serien ist nach China ausgelagert worden. Bis auf Prototypen und Kleinstserien wird doch nix mehr in Europa gefertigt, für die Masse ist halt das "Billiglohnland" China zuständig. Da kann dann eine 20x20mm kleine SMT-Platine eben für wenige Cent gefertigt werden, während das Endprodukt dann für's hundertfache verkauft wird. Die Marge von Apple soll ja bei 90% liegen.
Fällt China aus, gibt's keine Platinen mehr, weder leer noch bestückt. Die hiesigen Hersteller sind ja relativ teuer. Bauteile gibt's ja auch nicht, weil die auch wieder exklusiv in China gefertigt werden. Und selbst wenn nicht: Seltenerden kommen wieder aus China. Egal, wohin ich bei der E-Branche schaue: am Ende steht ein Chinese, der die Arbeit ausführt - und der liegt jetzt mit Corona-Infektion im Krankenhaus.

Warum soll das in der Pharmazie anders sein? China ist, trotz allen Fortschritts in dem Land, aus westlicher Sicht eben nur die billige Werkbank. Die fernöstliche Arbeitsmoral gilt als vorbildlich, weil ohne zu Murren jede Arbeit mit größtmöglicher Sorgfalt ausgeführt wird - und ist damit auch in der Pharmazie ein attraktiver Arbeitnehmer. Kostet wenig und arbeitet viel und zuverlässig ...

Nun gönne ich dem chinesischen Arbeiter seinen Job. Aber ich frage mich schon, ob die "westliche Welt" wirklich einen guten Deal macht, wenn sie sich in totale Abhängigkeit begibt, weil sie lieber "Dienstleistungsgesellschaft" sein will. Welches Dorf funktioniert denn in der realen Welt, wo nur Dienste geleistet werden, aber kein Bauer auf dem Feld steht, kein Metzger schlachtet, kein Bäcker backt und keiner ein Haus baut? Wieviele Friseure braucht die Dienstleistungsgesellschaft für ein nachhaltig erwirtschaftetes BIP?

Vielleicht regt ja das Corona-Virus zum Nachdenken an.

...

Nee, das glaub ich etz selber net.

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