Nichtwähler-Bashing

Wo kommt eigentlich dieses exzessive mediale Nichtwähler-Bashing in
den letzten Wochen her? Bei den letzten Bundestagswahlen gab es zwar
im Nachgang immer mal wieder Gejammer über die Wahlbeteiligung, aber
diese unendlichen Tiraden gegen den Nichtwähler sind doch irgendwie
neu.

Dabei ist das so widersprüchlich: Man argumentiert, dass Nichtwähler
das Wahlergebnis sowieso nicht beeinflussen - warum dann die
Aufregung? Man argumentiert, dass Nichtwähler die stärkste Kraft
stärken - aber tun das nicht auch die Wähler, die die stärkste Kraft
wählen? 

Nichtwählen ist ein Recht, dass es glücklicherweise in unserer
Demokratie noch gibt. Es wird so getan, als gefährdeten Nichtwähler
die Demokratie. Ist es nicht viel gefährlicher, wenn die Politik ihre
Legitimation aus Wahlen bezieht, obwohl ein immer größerer Teil des
Volkes ihnen dieses Mandat eigentlich gar nicht geben möchte?

Statt auf die Nichtwähler einzudreschen, sollte man sich lieber
fragen, warum immer weniger Menschen einen Sinn in Wahlen sehen. Eine
Politik, bei der Wahlen nutzlos erscheinen, gefährdet die Demokratie
nämlich tatsächlich.