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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

grasgrün olivgrün Flecktarn

Nun wurden die Deutschen aufgefordert bei ihrer Arbeitsplatzwahl flexibler zu werden.

Aber doch wohl nicht von den Grünen. Das ist ein Beispiel für eigenwillige Engführungen, die die Widersprüchlichkeit grüner Politik beweisen wollen. Grüne sind durchaus aus guten Gründen gegen die Pendlerpauschale. Es ist auch nicht sonderlich sinnvoll, anti-Grünen-Zitate von Mitgliedern anderer Parteien anzuhäufen.

Einzig die Einlassungen zur russophoben und allgemein bellizistischen Einstellung halte ich für wirklich stichhaltig und äusserst problematisch. Zumindest unter einer Gruppe führender und extrem rühriger Grüner. Das hängt zusammen mit der extremen (individual)moralisierenden Tendenz, die zusammen mit dem starken Hang zur Identitätspolitik (ebenfalls auf individueller Ebene) den politischen Diskurs vieler Grüner beherrscht. Das sind die Hebel, mit denen es dem Establishment gelungen ist, den Markenkern vieler linksorientierter Parteien auszuhöhlen. Weg von der - strukturellen - sozialen Frage, hin zur individuellen Identiät. Und wer das kritisiert, riskiert als Schwulen- oder was auch immer für eine Gruppe-Hasser abgestempelt zu werden.

Eigentlich reicht dieser Komplex bei weitem, um dieser Partei sehr skeptisch gegenüber zu stehen. Und auch die Tatsache, dass die Grünen im Ernst vertreten, man könne die ökologischen Katastrophen im kapitalistischen Rahmen verhindern, verwandelt sie pauschal gesehen zu Rohrkrepierern. Nun ist Politik aber eine relative Angelegenheit. Das Angebot an Parteien mit realer Chance, Teil irgendeiner Regierung zu werden ist sehr überschaubar. Wenn man die Positionen der Union mit denen der Grünen vergleicht, schneiden letztere in keinem Punkt schlechter - Russophobie ist auch in der Union alles andere als unbekannt, der Atlantizismus z. T. ungebrochen -, in einigen deutlich besser ab. Ein Vergleich SPD - Grüne fällt weniger eindeutig aus, doch von einem Vorteil SPD kann nur schwerlich gesprochen werden.

Kurz, es gibt aus linker Warte keinen Grund zum Jubel, wenn die Grünen im Hoch sind, aber auch nicht zum Gegenteil. Es handelt sich eben um eine weitere bürgerliche Partei, die immerhin, im Gegensatz zu vielen gewerkschaftlich orientierten SPD'lern, ein gewisses, wenn auch verwaschenes Bewusstsein für die nicht zu überschätzende Relevanz ökologischer Fragen hat.

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