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  • Nussferatu

mehr als 1000 Beiträge seit 31.01.2006

Da stimmt einiges nicht

Eine Schnellzugstrecke exklusiv für den Passagierbetrieb schafft typischerweise 5, maximal 8 Züge pro Stunde und Richtung (z.B. ICE Köln-Frankfurt). Man stelle sich vor, auf einer Autobahn könnten nur 8 Fahrzeuge pro Richtung und Stunde fahren... Die höhere Kapazität, der gemischte Güter- und Personentransport machen Autobahnen rentabel; die Summe der Steuern und Abgaben für KFZ-Verkehr ist mindestens doppelt so hoch wie die Aufwände aus Steuermitteln (indirekter Nutzen durch Wirtschaftsaktivitäten nicht mitgerechnet). Eisenbahn ist dagegen fast überall reiner Subventionsbetrieb.

Nur weil die DB das so macht, muss das noch lange nicht die technische Grenze und das verkehrspolitisch Sinnvolle sein. Zugfolgen von 2 min (= 30 Züge je Stunde) sind möglich und werden in der Schweiz planmäßig gefahren. Dort versucht man aber auch nicht, Fahrgäste über den Preis aus den Zügen zu vergraulen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zugfolge

Die Kapazität von Verkehrswegen wird auch häufig falsch eingeschätzt. Nach dieser Seite lässt sich die Kapazität eines Fahrstreifens in (Pers/h) steigern, indem man ihn von der PKW- zur Busspur macht und alle 5 min. einen läppischen Gelenkbus fahren lässt.

https://www.zukunft-mobilitaet.net/170540/analyse/eigenschaften-unterschiedlicher-verkehrsarten-kapazitaet-geschwindigkeit-leistungsfaehigkeit/

Das ist Stadtverkehr, aber im Fernverkehr gilt ähnliches. Ich mach mir manchmal den Spaß und zähle, wenn ich auf der Autobahnbrücke oder an der Haltestelle stehe. LKW mit der Kapazität eines Güterzugs habe ich aber noch nicht gesehen - da würden vielleicht dann auch 5 oder 8 pro Stunde reichen...

Was nun den Gütertransport betrifft, denke ich immer an meinen Großvater, der noch in der Weimarer Republik bei der Deutschen Reichsbahn anfing und als ersten Spruch in seiner Ausbildung hörte: "Das Geld wird im Güterverkehr verdient!" Es hat schon seinen Grund, dass Eisenbahnaktien mal die Top-Anlage waren - die Erwartung eines Zuschussgeschäfts wird es nicht gewesen sein.

MM hätte das System Bahn beste Chancen, in den wichtigsten Segmenten Postkiste/Paket und Europalette stark automatisierte und dadurch kostengünstige Lösungen anzubieten. Die Spezialtransporte können weiterhin gern auf die Straße. Aber dafür brauchte man eben mal den Willen zur "großen Lösung".

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