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  • yossarian

mehr als 1000 Beiträge seit 20.06.2000

Verkaufshitparaden sind was für die niederen Stände

Wer ein Buch kauft oder liest, weil es auf Platz 1 steht, der tut mir
leid.
Die Hitparade war noch nie ein Indiz für Qualität.

Das ist es, was den echten Dandy an dieser Gesellschaft so abstößt:
Dieses Demokratische, dieses Pöbelhafte. Ein Buch wird für gut
erklärt, weil der Plebs es massenhaft kauft. Der Plebs kauft
allerdings auch Bildzeitung und schaut RTL II. Diese beiden
Institutionen stehen in der Hitparade der "Lesergunst" oder
"Zuschauergunst" ganz oben, da käme auch niemand auf die Idee, von
der Popularität auf die Qualität zu schließen.

Ich les' doch "Harry Potter" nicht deswegen, weil 1000000
Sachbearbeiterinnen das Buch gekauft haben. Bei aller Liebe:
Sachbearbeiterinnen sind nicht die besseren Literaturkritiker.

Hinzu kommt: Es gibt mehr als genug qualitativ hochwertige Bücher mit
einem Erscheinungsdatum von VOR 1950. Realistisch betrachtet kann man
schlau sterben und hat nicht viel verpaßt, wenn man niemals im Leben
ein Buch der letzten 55 Jahre angerührt hat. Ich erarbeite mir gerade
das gesammelte Werk von Mark Twain, das ist lustig und traurig und
bissig und über 100 Jahre alt. Hin und wieder lese ich auch ein
neumodisches Buch nach 1950, dann aber auf Empfehlung von Freunden
oder zumindest von vertrauenswürdigem Personal.

Popularität als Entscheidungskriterium für den Lesestoff ist was für
geistige U-Bahnfahrer.

Übrigens: Die Verkaufshitparaden des Buchhandels sind
selbstverständlich auf Profitmaximierung ausgerichtet: Es sollen
möglichst viele und möglichst viele TEURE Bücher in den Markt
gedrückt werden. Ich empfand schon früher Bücher für 39 DM als eine
Frechheit, heute kosten sie 30 Euro, das erhöht die Kaufneigung nicht
gerade. Und der Preis eines Buches trifft natürlich ebenfalls keine
Aussage über die inhaltliche Qualität.

mfG, yossarian
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