Meine Herren,
hier offenbart sich das Paradoxon der Vereinigten Staaten von Amerika. Einst bewunderten wir das Amerika, das es vermochte, die Sowjetunion ohne einen einzigen Schuss zu besiegen. Diesem Amerika hätte ich blind vertraut, diesem Amerika wäre ich gefolgt. Betrachten wir jedoch das heutige Amerika:
Es ist ihnen gelungen, ihre Demokratie derart zu deformieren, dass sie keine wirksame Opposition gegen einen Mann wie Trump mehr hervorbringen kann.
Sie sind nicht einmal mehr in der Lage, ihre kleineren militärischen Konflikte erfolgreich zu führen.
Heute treiben hunderte neofaschistische Nichtregierungsorganisationen ihr Unwesen und beeinflussen natürlich die internationalen Regierungen.
Der Krieg gegen den Terror ist ein einziges Menschenrechtsverbrechen.
Amerika verliert nun seinen Status als Weltpolizei.
Sie beginnen Kriege an zwei Fronten, sodass selbst wir Deutschen fragen müssen: „Geht's noch?“
Und dann kommt als einziges Argument: „Aber damals habt ihr uns doch gemocht...“
Da muss ich aussteigen.
Es wird nicht verstanden, was wir damals mochten. Wir bewunderten die Weltmacht, die sich souverän und gelassen zeigte. Wir schätzten die Idee, Kriege durch kulturellen Sieg zu beenden. Wir liebten den Gedanken von den Rolling Stones auf dem Roten Platz, den Wind of Change, Hendrix. Wir verehrten das Image der USA. Sie mussten sich nicht aufregen, sie rauchten Zigaretten, trugen Lederjacken und jeder mochte sie.
Vergleichen wir dies mit dem heutigen Zustand: wir tolerieren offen amerikanische Konzentrationslager, der Krieg gegen den Terror ist wie jeder Krieg gegen ein Konzept – das Konzept hat haushoch gewonnen. Die Welt steht am Rand der nächsten Finanzkrise, wir haben alle genug um die Ohren, und eine Bande asozialer Halbstarker zerstört unsere Kultur.
Unter dem Amerika, das den Kalten Krieg beendete, hatten wir eine starke Kultur. Wir entschuldigten uns für nichts, sagten, wenn etwas schlecht lief, dass wir es besser machen könnten – und dann machten wir es besser.
Heute jedoch stellt sich die Frage: „What have you done for me lately?“ Wir erkennen nun, was es bedeutet, wenn Politiker den letzten Funken guten Willens verspielen. Es ist ein Pokerspiel geworden, bei dem man nicht mehr an Amerikas Rockzipfel hängt, sondern fragt, was Amerika, Russland oder China einem bieten können.
Und wenn dann als Antwort kommt, „Aber früher habt ihr uns doch gemocht...“ oder "Amerika first", dann darf man sich halt nicht aufregen wenn wir dagen, Europa First.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.07.2024 16:30).