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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Das eigentliche Problem: Prostitution im Journalismus

Jede Gesellschaft hat außerdem ein Machtsystem. In Deutschland haben die großen Konzerne enorm viel Macht akkumuliert. Wenn man diesen Unternehmen die Medien in die Hand gibt, dann vertreten die ihre Interessen. Diese Interessen spiegeln aber nicht die Vielfalt der 80 Millionen Menschen in unserem Land.

Das muss eine alternative Realität sein. Niemand gibt diesen Unternehmen irgendwelche "Medien in die Hand".

Die fiese Realität sieht ganz anders aus:
Das Paradebeispiel für die Schieflage im Journalismus ist der Autojournalismus.
Eigentlich ist es die Aufgabe der Journalisten, neue PKW-Modelle zu testen, zu bewerten und Schwachstellen im Dienste des Lesers aufzuzeigen.

Nun hatte sich die Automobilindustrie aber so einiges einfallen lassen, wie man sich die Journalisten kauft. Das bekannteste Lockmittel ist der Presserabatt bei den PKW. Hierbei hat sich insbesondere die Marke Audi hervorgetan. Die Journalisten konnten sich einen PKW leisten, der weit über ihrer Gehaltsklasse lag und diesen dann, nach kurzer Nutzung, mit Gewinn wieder verkaufen. Ein nettes Zusatzeinkommen.

Beliebt waren und sind, die Produktvorstellungen und "Insider-Gespräche" an mondänen Lokalitäten, mit einer exklusiven Verköstung der eingeladenen Journalisten. Wer dort dabei ist, bekommt die heißen Informationen und gar exklusive Bilder viel früher, als der Rest der Truppe. Und im Journalismus gibt es nichts schlechteres, als die Schlagzeile von Gestern.

Und zu guter Letzt natürlich: Die großzügige Schaltung von Werbung. Das Gros der Publikationen ist sklavisch auf diese Zusatzeinnahmen angewiesen.

Und jetzt der Kniff: Diese obige, tolle Wunderwelt sind natürlich alles freiwillige Leistungen der Konzerne. Wer da nicht den rechten Eifer zeigt oder gar an den Produkten herumkrittelt, der ist da ganz schnell draußen. So wurde die Onkel-Marke Audi zur sportlichen Premium-Marke, während Opel zur Onkel-Marke heruntergeschrieben wurde.

Und das Spiel läuft inm Bereich Politik ähnlich.
Warum wurden Jehns Spahn und Annalena Baerbock als Kanzler/-in hochgeschrieben?
Na, weil deren Ehepartner professionelle PR-Manager sind und die Journaille darum buhlt, Hofberichterstatter mit exklusivem Zugang zu sein. Da schreiben die Leute auch ihre eigene Zukunft hoch.

Ursache für dieses Elend sind, u.a.:
1.) Die Anzahl der eigenständigen Zeitungen und Medienhäuser hat im Laufe der Jahre stark abgenommen. Die Vielfalt der Zeitungen ist ein reiner Fake. Oft schreiben Redaktionen für mehrere Zeitungen und Radiostationen gleichzeitig. Der Text wird nur, wie bei einem Plagiat, leicht an die Zielgruppe angepasst, damit das wie eine eigenständige Leistung aussieht. War man früher bei einer Mitarbeit beim Axel-Springer Verlag für die seriösen Zeitungen verbrannt, kann sich heute kein Journalist solch einen Luxus mehr leisten.
2.) Der ganze prekäre, freie Journalismus. Unser Hartz-System und die neue, prekäre Selbstständigkeit machen es möglich: Hätten die Leute sich früher einen anständigen Beruf gesucht, um damit ordentliches Geld und eine Rentenanwartschaft zu verdienen. Klappt es heute auch als freier Journalist ganz gut. Statt sich ein eigenes Bild zu machen und vor Ort zu recherchieren, tut es auch das Internet und google ganz Gut. Da wird kenntnisferne Schönschreiberei am laufenden Meter produziert, in der Hoffnung dann einmal mit einem festen Abnehmerkreis und wenig Arbeit viel Geld zu verdienen. Mit richtigem Journalismus hat das alles nichts zu tun. Aber hey, der Begriff Journalist ist ja auch nicht geschützt und bevor man die Regale im Supermarkt einräumt...

Nein, nein. Der ganze Mist ist hausgemacht und ein Problem der Zunft. Da gibt es keine bösen Puppenspieler im Hintergrund. Da ist ein Sumpf trockenzulegen. Im angelsächsischen Raum gibt es noch echte Journalisten, die für ihr Werk mit ihrem guten Namen einstehen und dort wirklich etwas zu verlieren haben, wenn die Unsinn oder irgendwelchen Auftraggebern nach dem Mund schreiben. Aber das ist auch ein kulturelles Ding.

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