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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Moderne Bilderstürmerei - unser Zeitgeist ist die reinste Katastrophe

Das meine ich ernst. Wir sind auf dem besten Weg, unser kulturelles Erbe komplett kurz und klein zu schlagen. Und immer ist es von oben aufoktroyiert auf gutgläubige oder opportunistische Helferlein, die dann eilfertig das böse Spiel erst ermöglichen.

Dazu gehören für mich u.a. die "Klimaaktivisten": die schmeißen Kartoffelmus auf historische Gemälde in Museen (Hausfriedensbruch, Vandalismus) und die Medien klatschen auch noch Beifall, während auf den Straßen der Unfrieden regelrecht Substantiell geworden ist - die Zivilgesellschaft kann sich nicht mehr wehren, wenn die Medien und die Herrschenden sich gegen sie verschworen haben und Vandalismus zum guten Ton erhoben wird.

Aber eben auch die Verstümmelung, Zensur oder direkt digitale Bücherverbrennung sind dieser Tage wieder "Zeitgeist". Eine absolute Katastrophe, wenn die heutige verquere Messlatte angelegt wird an historische Bücher, die vor 100 bis 200 Jahren geschrieben worden sind. Da gab's halt noch "Onkel Toms Hütte" und das Thema Sklaverei war präsent, die Bezeichnung der Sklaven wenig schmeichelhaft, weil's die damalig übliche Wortwahl war! Wer ein Buch aus jener Zeit in die Finger bekommt, muss sich heute rechtfertigen, "Schund" zu lesen, selbst wenn der "Schund" von Mark Twain stammt oder Jules Verne oder gar inzwischen Erich Kästner und Karl May. Sind ja alles Rassisten, Antisemiten, Frauenfeinde und Homophobiker gewesen, die auch noch sich der kulturellen Aneignung schuldig gemacht haben, gelle?

Die Bilderstürmerei geht ja noch weiter: alle möglichen historischen Personen, fast ausschließlich Männer (!) werden mit Argusaugen überprüft und mit dem "modernen Zeitgeist" bewertet - und fallen allesamt durch. Die werden reduziert auf "Judenfeindlichkeit" - wie etwa Martin Luther (der Kirchenreformator!) - obschon sein Wirken nicht in Zusammenhang mit der Judenverfolgung stand, sondern seine Meinungsäußerungen dem damaligen Zeitgeist und der damaligen Sozialisierung entsprechen. Wie "fair" ist eine Bewertung mit aktuellen Maßstäben?

Selbst der Sklavenbefreier Abraham Lincoln würde heute wohl eher als Rassist und Frauenfeind bezeichnet werden - und sogar die Sklavenbefreiung würde vermutlich nur noch als "opportunistischer Akt" betrachtet werden, weil diese nicht anfänglich Ziel des amerikanischen Bürgerkriegs war, sondern erst im Laufe des Krieges auftauchte und zunächst nur mit dem Ziel, die Südstaatenwirtschaft zu schwächen.
Ja, die modernen Maßstäbe sind "zu hart" für historische Personen.

"Kulturelle Aneignung" bei Karl May zu suchen ... das ist hirnverbrannter Unsinn. Der Mann hat fiktive Geschichten geschrieben, basierend auf Reisendenberichten und Tagebüchern. Einige seiner in den Büchern beschrieben Orte hat er später besucht - aber erst lange nachdem er die Bücher eben fertig geschrieben und veröffentlicht hat. Das Bild vom Karl-May-Indianer ist rein fiktiv, ein Phantasiegebilde basierend auf realen Erlebnissen in Form von Reiseberichten. Wie kann man sich da was "aneignen"? Schlimmer: dürfen Kinder nicht mehr "Cowboy und Indianer" spielen, wahlweise, weil sie dann sich "kulturell was aneignen" oder die Verbrechen gegen die Indianer spielerisch nachstellen könnten?

Überhaupt: Wann dürfen Kinder eigentlich wieder Kinder sein und eine Kindheit ohne politischen Ballast genießen? Meine Schwester (37) und ich (41) sind uns einig: wir hatten Schwein gehabt. Wir hatten eine sorgenfreie Kindheit, damals, in den letzten Jahren des real existierenden Sozialismus. Wir konnten noch "Fangen" spielen ohne dass irgendwer "sexuelle Motive" vermutet hätte. Wir konnten uns noch verstecken, ohne dass irgendwer gleich die Polizei gerufen hat. Wir konnten eben noch mit Indianer- und Cowboy-Figuren spielen. Mein wichtigstens Spielzeug war eine Kiste voller Bauklötze, die sich beliebig zu Burgen zusammenbauen ließen, ohne dass irgendwer gleich eine Karriere als Architekt vermutet hätte. Kinder sind Kinder - und keine "kleinen Erwachsenen". Sie sollten von dem ganzen politischen Zwist nichts mitbekommen. Dazu gehört aber eben auch, dass sie eben auch Klassiker wie eben die Karl-May-Bücher lesen oder vorgelesen bekommen dürfen.

Und wer meint, es trifft nur "alte" Künstler und Kunstwerke - weit gefehlt. Unser Zeitgeist (2020er) ist so distanziert vom Zeitgeist der 90er und 00er, dass sogar "Harry Potter" nicht mehr eine Überprüfung bestehen würde. Zu wenig führende weibliche Charaktere, keine Bisexualität, keine Non-Binaries und viel zu wenig Farbige. Der Autorin wirft man homophobe und rassistische Tendenzen vor.

Wir sind endgültig bei der kulturellen Barbarei angelangt. Hoffe, die Phase endet bald. Dazu gehören aber Machthaber und Medien als giftige Einflüsse für die Gesellschaft auf den Prüfstand.

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