Sie machen in Ihrem Beitrag auf etwas Wichtiges aufmerksam: Weil Karl May die Gestalt des Winnetou idealisiert, meint man, dass seine Erzählung nicht rassistisch ist. Tatsächlich isoliert aber auch eine Idealisierung und beraubt die Betroffenen ihrer mitmenschlichen Identität. Bei der Darstellung der Kiowa-Indianer und anderer Völker finden sich dann die üblichen herabsetzenden Klischees. Die Idealisierung der Apache-Indianer ist durch die rassistische Herabsetzung anderer Völker erkauft. Zwei Seiten derselben Medaille.
All das könnte man vielleicht nur eine herabsetzende Diskriminierung nennen -- schlimm genug. Karl May ist aber Rassist, weil er den "Untergang" der "indianischen Rasse" als unvermeidliche Folge biologischer Unterschiede darstellt. Rassismus argumentiert mit biologischen Gründen eines "unvermeidbaren Schicksals".
Als Karl May sein Urteil über die Zukunft der indianischen Urbevölkerung fällte, kämpften nicht wenige Indigene aktiv gegen die versuchte Ausrottung, siehe Goyathley (Geronimo).
Ob Karl May nur geschrieben hat, was damals "üblich" war, tut nichts zur Sache. Wie Sie richtig feststellen, gibt es viele realistische Alternativen, so dass man sich von Karl May guten Gewissens verabschieden kann, wenn man die verdeckte kolonialistische Haltung endlich abstreifen will.