Eine aktuelle Berechnung zeigt: Die Entwicklungsländer benötigen bis 2030 jährlich zwei Billionen Dollar, um eine rasche Energiewende zu vollziehen.
Ich würde gerne verstehen wie diese Zahlen zustandekommen und wofür das Geld ganz konkret von WEN genau benötigt wird und wie es eingesetzt werden soll. Warum ausgerechnet bis zum Jahr 2030? Was ist danach? Wird dann kein Geld mehr gebraucht? Gibt es dann nur noch reiche Länder?
Auf der Suche nach Antworten bin ich sämtlichen, hier angegebenen links gefolgt (einige funktionieren übrigens nicht), habe auch viel gelesen, aber einen konkreten Hinweis konnte ich beim besten Willen nicht finden.
Vielleicht bin ich ja einfach zu dämlich!?
Wer kann helfen diesen Blanko Kostenvoranschlag mit Positionen zu füllen?
Zu untersuchende Ausgangslage:
1. „Die Entwicklungsländer benötigen bis 2030 jährlich zwei Billionen Dollar“
2. „Die ärmeren Länder verfügen ja nicht über die Mittel, ihre Energie-Infrastruktur aus eigener Kraft von Fossil auf Erneuerbare in schnellem Tempo umzustellen.“
Das heisst: Bis 2030 2 Billionen Dollar pro Jahr für die Umstellung der Energie-Infrastruktur von Entwicklungsländern. 152 Entwicklungsländer gibt es. Schauen wir uns davon das ärmste von allen an:
Burundi, Afrika, 12,5 Mio Einwohner, BIP 245 $ pro Kopf.
Klima: Am Äquator liegend, Jahresdurchschnitt 29 Grad, tropisch-warmes und wechselfeuchtes Klima.
Industrie: Bißchen Bergbau, Landwirtschaft
Energie: CO2-Ausstoß pro Einwohner 0,06 t (!)
Elektrizität: 14% Fossil, 86% Regenerativ
Laufende Investitionen: Jede Menge! Beispiele:
-Ausbau klimaresistenter Verkehrsinfrastruktur, Zuschuss: 120 Millionen USD gefördert von der Weltbank
-Förderung des Wirtschaftssektors im östlichen und südlichen Afrika, Zuschuss: 250 Millionen USD, Weltbank
- Jahresaktionsprogramm 2021 für Burundi - Stärkung des Umweltsektors, Zuschuss: 90 Mio Euro durch die EU
-Energiesektorprojekt (Solar Energie), Zuschuss 100 Millionen USD durch IDA
- Etc. …
Zusammenfassend für Burundi:
Ich habe Burundi wirklich eher zufällig ausgewählt. Folgende Werte im Bezug auf obige Ausgangsfrage liegen zugrunde (alle Werte gerundet):
Energiemix Burundi:
- 86% Regenerativ (EU-28 14%)
- 14 % Fossil (EU-28 72%)
- 0% Atom (EU-28 14%)
CO2 pro Kopf Burundi
- 0,06t (EU-27 7,4t)
Sonderlich überraschend ist das nicht. Je ärmer das Land, desto weniger Industrie.
Auch ein Grund sich übrigens nicht nur auf CO2 zu versteifen beim Umweltschutz. Mal rein hypothetisch: Wenn die da z.B. im Bezug auf CO2 zwar clean green sind, aber gleichzeitig tonnenweise Gift ins Wasser kippen, gäbe es dennoch einen Handlungsbedarf um die Naturzerstörung zu verhindern.
(persönliches) Fazit zu Burundi:
Aufgrund der guten CO2 Bilanz und der Anzahl einschlägiger Projekte besteht für Burundi kein akuter Handlungsbedarf bis 2030 jährlich auf einen separaten 2 Billionen USD Topf angewiesen zu sein.Ich empfehle jedoch, sollte Geld übrig bleiben, in Bildung zu investieren. Irgendwann muss so eine Solaranlage ja auch mal gewartet/repariert werden.
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Damit noch mal kurz zum Ausgangspunkt (s.o.):
Die ärmeren Länder verfügen ja nicht über die Mittel, ihre Energie-Infrastruktur aus eigener Kraft von Fossil auf Erneuerbare in schnellem Tempo umzustellen
Ich habe extra das ärmste Land der Welt herausgesucht. Die Energie-Infrastruktur ist dabei möglicherweise noch ausbaufähig. Nur ca. 15% haben Zugang zu Elektrizität. Ob das viel oder wenig ist kann ich nicht beurteilen. Das müsste untersucht werden. Die Lebensbedingungen dort sind ganz andere, die Mehrheit lebt von der Landwirtschaft. Jede Menge Projekte laufen zudem bereits in diese Richtung. Im Bezug auf die Umstellung von fossil auf erneuerbar ist es in den armen Ländern i.d.R. so daß eher sehr wenig fossile Brennstoffe verbrannt werden.
@David Goeßmann, @all
Ohne Klimagelder vom reichen Norden wird es keine Energiewende in den Entwicklungsländern geben.
Wie im Fall Burundi aufgezeigt laufen bereits sehr viele Investitionsprojekte. I.d.R. bezuschusst vom „reichen Norden“.
Die Industriestaaten bieten aber nur mickrige Almosen an
Wie genau kommst du darauf? Um wieviel USD handelt es sich denn dabei genau? Ich finde die Zuschüsse (s.o.) eher großzügig (mit Blick auf Burundis BIP). Mickrige Almosen sind das jetzt nicht gerade…
Damit bleiben meine Fragen auch weiterhin leider unbeantwortet:
- Wie genau setzen sich diese 2 Billionen bis 2030 zusammen?
- Wer hat für die jeweilen Länder einen Maßnahmenkatalog erstellt und wo ist dieser?
- Wo hat der „reiche Norden“ seinen Sitz?
- Welche Länder sind das konkret?
- Wo ist der Projektplan der die einzelnen Schritte mit den jeweiligen, für jedes Land erarbeiteten, Maßnahmen bis 2030 aufzeigt?
- Wer hat den erstellt? Wer überwacht die Umsetzung?
Hier ist zum Beispiel mal ein Fortschrittsbericht von Deutschland:
https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimawandel_das_2_fortschrittsbericht_bf.pdf
Danke und Gruß, Baxter
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Die Quellen zu Allem was ich oben in meinem Beitrag so alles behauptet habe:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Burundi
https://www.laenderdaten.info/Afrika/Burundi/energiehaushalt.php
https://www.gtai.de/de/meta/suche/66528
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/europa/75138/energiemix-eu-28/
https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-der-europaeischen-union#hauptverursacher