Gehen wir mal davon aus das der Westen sich rausgehalten hätte (was er wohl hätte tun sollen). Wie würde Libyen dann heute aussehen?
Zur Erinnerung: wie der Artikel erwähnt war eine bewaffnete Rebellion ja schon am laufen. Ghaddafi war seit 1969 an der Macht, also zu diesem Zeitpunkt seit 42(!) Jahren. Eine solche langandauernde Herrschaft neigt zur Stagnation, da ist es nicht ungewöhnlich wenn Leute Veränderung wollen. Und es war nicht nur Libyen, es war gerade die Zeit des Arabischen Frühlings. In Ägypten musste der langjährige US-Verbündete Mubarak zurücktreten, in Marokko erreichte die Opposition eine neue Verfassung, etc. In anderen Ländern schlugen die Regierungen die Protesten mit Gewalt nieder, manche brauchten dafür die Unterstützung ausländischer Truppen, so sandte Saudi-Arabien auf Bitten der dortigen Regierungen Truppen nach Bahrain und Jemen.
Also: der Bürgerkrieg in Libyen war also schon am Laufen. Wie wäre er ohne westliche Intervention ausgegangen? Es gibt nur drei Szenarien:
- Ghaddafi verliert, die Gegner gewinnen auch ohne westliche Hilfe-> das ist praktisch das Libyen das wir heute haben.
- Ghaddafi gewinnt, vielleicht mit Hilfe von ausländischen Truppen. Libyen ist für den Augenblick stabilisiert, aber ein Kernproblem bleibt: Ghaddafi kann nicht ewig regieren hat keinen Nachfolger. Das Problem ist mit großer Wahrscheinlichkeit nur vertagt.
- Weder Ghaddafi noch die Rebellen gewinnen, das Land versinkt in einem jahrelange Bürgerkrieg. Die schlechteste Option für Libyen. Und vor allem für seine Nachbarn denn ein Bürgerkriegsland Libyen würde auch die Nachbarschaft destabilisieren.
Der Westen hätte sich besser rausgehalten damit man ihm nicht die Schuld an allem geben kann. Aber grundsätzlich glaube ich nicht das Situation in Nordafrika viel anders, vor allem stabiler, wäre, denn die Probleme sind hausgemacht.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.09.2023 13:50).