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Avatar von notting
  • notting

mehr als 1000 Beiträge seit 01.06.2004

Was der Artikel unterschlägt...

- Wer aktuell genau soviel arbeitet wie vorher hat i.d.R. zwar kein geringeres Gehalt, aber Mehrkosten. Z. B. fahren viele wenn mögl. aus Angst vor Ansteckung Auto statt ÖPNV oder Fahrrad zur Arbeit. Oder sie arbeiten daheim unter schlechteren Bedingungen, weil sie so spontan keine größere Wohnung bekommen haben zwecks Einrichtung eines ordentl. Arbeitszimmers. Oft gilt das auch nur als mobiles arbeiten, was bedeutet dass der Arbeitgeber keine Möbel bereitstellt. Das wiederum bedeutet, dass die Möbel die man zur Arbeit braucht stärker beansprucht werden oder man hochwertigere Möbel selbst kaufen muss wegen gesundheitl. Problemen, weil die Möbel die man hat nicht gekauft wurden um zusätzl. zur Privatnutzung noch z. B. 8h/Tag zusätzl. draufzusitzen. Mir ist z. B. ein Bürostuhl schon nach ein paar Monaten Corona kaputtgegangen, den ich erst wenige Jahre hatte. Ist aus einem Einrichtungshaus und ich hatte ungefähr soviel bezahlt wie für die vorherigen, die viel länger gehalten haben.
Masken die für die Arbeit benötigt werden halten auch nur begrenzt bzw. müssen ggf. gewaschen werden. Nicht immer wird das vom Arbeitgeber bezahlt. Auch wenn man meist im Home-Office ist, kann man Dienstreisen haben.
Mehrverbrauch von Strom, Wasser, Klopapier (was zumindest am Anfang eine längere Zeit teuer weil schwer zu bekommen war), Heizung & Co. bei Home-Office darf man auch nicht vergessen beim Vergleich mit jemanden der noch ins Büro geht. Vor allem wenn man vorher mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren konnte, zahlt man unterm Strich drauf. Die 600EUR wo man nun zusätzl. absetzen kann dürften auch im Idealfall nur einen Bruchteil der Ausgaben dafür zurückbringen.
Selbst wenn man bei den arbeitsbedingten Fahrtkosten etwas spart, hat man evtl. ein Fahrzeug gekauft was sich nur lohnt wenn man auch viel fährt und man nun höhere Fixkosten hat (Stichwort z. B. Diesel vs. Benziner).
Deswegen nicht nur die Gehälter vergleichen, sondern Gehälter nach Abzug entspr. Kosten die man wegen der Arbeit hat!

- Auch in den unteren Gehaltsklassen haben viele Leute direkt oder indirekt von Zombie-Firmen profitiert: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boerse/nullzins-zombies-101.html
D.h. hier wurde bereits massiv gefördert.

- Dazu noch Kurzarbeitergeld, was viele bereits bekommen haben bzw. bekommen, obwohl sie eben ggf. sogar weniger Arbeitsstress als Home-Office-Arbeiter haben, insb. wenn sie deswegen keine Dienstreisen machen müssen. Es gibt auch genügend Home-Office-Arbeiter, die sicher lieber einen unbefristeten Vertrag hätten wo es aktuell nur Kurzarbeitergeld gibt als Kettenzeitverträge.

- Es gibt leider viele Chefs mit Kontrollwahn, die Home-Office verhindern. Diese Chefs müssen auch zur finanziellen Rechenschaft gezogen werden, statt ihre Unfähigkeit von den Sozialkassen kompensieren zu lassen!

- Kinderlosen würde hinsichtl. ungewollter Partnerlosigkeit so ein Bonus auch nicht viel helfen. Gastronomie mit Räumen zum Hineinsitzen sind praktisch die einzigen sinnvollen neutralen sichere Orts für vor allem erste Dates. Die waren bzw. sind wieder geschlossen (auf Take-away reduziert).
Es trauen sich auch allg. weniger Menschen zu sowas wegen der Ansteckungsgefahr.
Auch alternative Kontakt-Anbahnungen z. B. über gemeinsame Aktionen von Single-Gruppen wurden defakto verboten, weil nur 2 Haushalte erlaubt und eben die Sicherheit daher kommen muss, dass noch andere dabei sind, die man kennt.
Seltsamerweise hat man aber "Corona-Partys" in Schulen erlaubt obwohl einige Lehrkräfte Risiko-Patienten sein dürften. Wie gut das im Winter mit dem Lüften klappt, kenne ich aus meiner Schulzeit. Nur in der Pause kurz lüften wollen, sofort Gemecker und die Fenster wurden sofort wieder zugemacht.

- Apropos Schule: Im übrigen sehe ich bei dem genannten IT-Kram nicht wirklich Corona-Sonderbedarf für schulische Zwecke, weil das schon seit Jahren gebraucht wird um z. B. Hausaufgaben vernünftig machen zu können. Der Privatnutzungsfaktor ist bei solchen Geräten zudem meist auch sehr hoch. Deswegen nur die normalen Alg2-Sätze entspr. anpassen oder die Schule sollen Leihgeräte stellen wie bei den meisten Büchern auch.

- Es wird unterschlagen, dass es auch schon Tarifverträge mit Corona-Bonus gibt, der meist in den niedrigen Gehaltsklassen am höchsten ist.

notting

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