Robin Moebius schrieb am 30.05.2019 15:31:
Ich stelle fest, dass in der menschlichen Kommunikation das Missverständnis eher die Regel als die Ausnahme ist. Und Missverständnisse auszuräumen ist anstrengend. Es braucht immer beide Seiten dazu.
Da haben Sie wohl recht. Und solange man den Eindruck hat, daß Mißverständnisse die Kommunikation behindern, muß man eben die Anstrengung auf sich nehmen, sich besser zu erklären.
Also wenn zum Beispiel ein CDU-Wähler glaubt, daß Rezo die "Zerstörung der CDU" beabsichtigt hätte, dann muß man tatsächlich die Geduld aufbringen, und ihm erklären, daß Rezo wohl eher meinte, die CDU zerstöre sich selbst.
Es gibt aber Fälle, die anders gelagert sind. Fälle, wo man nicht mehr an Mißverständnisse oder einen Mangel an Einsicht glauben kann, sondern wo der Eindruck entsteht, daß der Gesprächspartner eine Agenda hat, die er ohne Rücksicht auf Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit seiner Argumente verfolgt.
Beispiel wäre die von der BILD-Zeitung her bekannte Technik, grundlose Anwürfe in Frageform zu kleiden: "Ist Rezo ein Antisemit?"
Wie soll man da reagieren? Sich zurückziehen, weil Kommunikation mit solchen Leuten nicht möglich ist. Weil nämlich ihre Ziele ohnehin außerhalb von Verständigung oder gar Konsens im Gespräch liegen? Oder rhetorisch-parteiischen Widerstand leisten, so gut man es eben kann?
Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe den Eindruck, daß der rechte Diskurs bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein dominiert. Da hat man als Linker halt das Bedürfnis, wenigstens ein paar hinhaltende Rückzugsgefechte zu führen.