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  • Diogenius

758 Beiträge seit 16.10.2008

Konfuse Verknüpfung

Die Hauptstory um die sagenumwobene Ilse Koch hat mit Wilders
zeitlosem Meisterwerk „Foreign Affair“ mit einer Marlene Dietrich in
absoluter Höchstform wenig bis nichts zu tun. Die konstruierten
Bezugspunkte über Zahnpasta und Matratzen sind albern. 
Die Barbarei war schon immer eine Begleiterscheinung des prinzipiell
rassistischen „Abendlands“ und seinem vor Machtbesessenheit
strotzenden Klerus. Man kann das mit der Eroberung Südamerikas durch
die Spanier beginnen lassen, mit der Ausrottung der Indianer in den
USA fortsetzen, die Kolonialgeschichte in Afrika durchleuchten, durch
die Industrialisierung des Tötens wurden eventuelle Hemmungen
zusätzlich beseitigt. Der totale Vernichtungskrieg war spätestens
auch mit dem ersten Weltkrieg in Europa eingezogen, wo sich Hitler
vermutlich auch einen bleibenden Dachschaden eingefangen hat. Die
Frage ist wohl eher, wer den Spinner finanziert hat, und mit welcher
Motivation. Da landet man schnell bei den Kreisen, die auch heute
wieder gegen die Russen hetzen.

Irgendwie musste es nach dem Krieg ja weitergehen, und Wilders hat
einen großartigen humanistischen Film vor dem Hintergrund des Berlins
der frühen Nachkriegszeit abgeliefert, der im Gegensatz zu den hier
meist besprochenen drögen Nazischinken eben ein zeitloser Klassiker
der Filmgeschichte ist. Jean Arthur hat später auch ihre Kritik an
Wilders zurückgenommen, sie hält durchaus mit der brillant
aufspielenden Dietrich mit. „A Foreign Affair“ gibt es in einer gut
restaurierten Blu-Ray-Version, und das gehört in jede Sammlung.
Wilders, Hollaender und Dietrich repräsentieren hier eben die
Position der deutschen Migranten zur  gesamten Barbarei dieser
Epoche, wer konnte, der hat sich angesichts der Nazi-Barbarei eben
verdrückt, sich ins innere Exil verzogen,  hat irgendwie Widerstand
geleistet. Parallelen zur heutigen Situation, in der schon wieder zum
Krieg gehetzt wird, sind durchaus angebracht, der Pöbel schnallt es
schon wieder nicht.

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