In unserer Demokratie ist die Würde des Menschen unantastbar. Gauland tastet nicht die Würde Boatengs an, wenn er die vorurteilsbeladene Einstellung einiger Deutscher offen legt. Entscheidend ist, wie er seine eigene Aussage handhabt. Ist er der Meinung, dass die Vorurteile falsch sind? Hat er betont, dass man mit dem Gutheißen von Ressentiments gegenüber Minderheiten gegen unsere Demokratischen Regeln und Grundsätze verstößt? Hat er nicht. Er lässt darüber hinaus sogar im Raum stehen, ob er nicht selber diese Ressentiments pflegt und befürwortet. Da er als Parteifize aber eine Vorbildfunktion für viele Menschen innehält, steht für den Herrn Politiker Gauland jegliche Aussage, die als Freifahrtsschein zur Diskriminierung von Menschen verstanden werden könnte, in direkter Verbindung mit der Distanzierung von dieser Art von Hintergedanken. Der direkteste Weg dorthin wäre es, Boateng und allen Deutschen anderer Hautfarbe seinen Respekt zu zollen und sie als auf einer Stufe mit allen anderen Bewohnern dieses Landes anzuerkennen, selbstverständlich auf der Ebene des Mensch Seins und nicht reduziert auf Fußballaktivitäten o.Ä.
Da eine solche Handlung keine Gefühlsduselei mehr ist sondern eine aktive Tat die man tun oder lassen kann, steht Gauland als Demokrat nun in der Schuld, das im Raum stehende Missverständnis abzuwehren in dem er seine Aussage richtig stellt. Tut er das nicht, dann ist er eben kein Demokrat sondern ein Rassist.
Ich mag mich irren, aber ich schätze, dass Gauland dieser Pflicht auch in Zukunft nicht nachkommen wird, weshalb die Medien richtig liegen mit ihrer Kritik. Vielmehr wird er den Ball nun ganz bewusst seinen Parteigenossen und -mitgliedern zugeworfen haben, die sich jetzt fleißig in der Öffentlichkeit, wie in ihrem Umfeld, wie in den Foren damit beschäftigen, nicht nur Gaulands Aussage zu relativieren, sondern auch die transportierten Ressentiments jedem den sie erreichen können, als etwas Positives anzubieten. Bei Menschenwürde ist Gauland Wählerisch. Mit seinen unbeantwortet in dem Raum gestellten eigenen Ressentiments verstreut er Gift. Sein Handeln in dieser Sache kann man am ehesten mit „politischem Schmutzfink“ umschreiben. Ein Demokrat ist Gauland nicht.