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  • Ulrich Sommer

mehr als 1000 Beiträge seit 15.07.2010

"Verteilungsebene"

Danke für den exzellenten Artikel.
Die folgende Passage bringt das Dillemma linken Denkens auf den
Punkt:

Zitat:
"Mit diesen Zielen agiert die Partei auf der Verteilungsebene – und
ausschließlich auf der Verteilungsebene. Dass linke Parteien seit
jeher darauf setzen, man könnte auch sagen vertrauen, dass andere, in
der Regel die "bösen Kapitalisten" erwirtschaften, was sie dann zu
verteilen gedenken, davon vermag sich auch "Die Linke" nicht zu
befreien."

Linke Kreise verstehen sich traditionell als Arbeitnehmer und setzen
die wirtschaftlichen Strukturen als Gegeben. Am allerwenigsten sehen
sie sich als Gestalter der profitablen Strukturen, als Unternehmer,
da ja der Unternehmer an sich eher ein Feindbild darstellt.

Dass in unserer heutigen Welt eigentlich auch Freiraum für
Unternehmen wäre, die sich nach als kapitalistische Unternehmen
bewehren und die nach innen "sozialistisch" organisiert wären, diese
Idee ist "Den Linken" fremd. Dabei würden Genossenschaftsmodelle und
Kommunen nach israelischem Vorbild der Kibbuzim ermöglichen, allen im
kapitalistischen System zu erwirtschaftenden Profit auf die Arbeiter
gleichmäßig zu verteilen. Aber damit dieser Profit erwirtschaftet
werden kann, muss die Rolle des Managers bzw. Unternehmers
entsprechend gewürdigt und gefördert werden. Die Arbeiter müssten in
die Rolle des Unternehmers schlüpfen und "Kapitalist" spielen.

Auch für den Staat müssten Linke unternehmerisches Denken entwickeln
und das dürfte keinesfalls heißen, nach keynesianischen Methoden die
Staatsverschuldung als "Quelle der Gerechtigkeit" zu bemühen, sondern
nachhaltiges, wirtschaftliches und vor allem kostendeckendes
Wirtschaften entwickeln.

Aber in diesem letzten entscheidenden Punkt zeigen sich leider fast
alle (auch die konservativen) Parteien als unfähig zum
Unternehmertum. Gerade in Zeiten Schwarzer Regierungen stieg die
Staatsverschuldung sprunghaft in irreparable Höhen.
Auch aktuell arbeiten gerade die Schwarzen bevorzugt auf der
"Verteilungsebene", nur leider in umgekehrter Richtung und fast
ebenso wenig nachhaltig, wie ich es von ortodoxen Linken erwarten
würde.

An der Stelle wird deutlich, dass "Die Linken" leider trotz der
beschriebenen Schwächen leider mehr Bedeutung haben, als sie in
unserem demokratischen Deutschland haben dürften:
Den Arbeitern ging es in der DDR leider vielfach einfach besser, als
in der BRD. Die DDR wurde wohl vom Ostblock gemelkt und wirtschaftete
wohl besser, als der restliche Ostblock. Wenn man die Wahl zwischen
anarchistischem Kapitalismus südamerikanischer oder afrikanischer
Prägung und einem Vorzeigekommunismus deutscher Prägung wählen
müsste, könnte man glatt den Kommunismus bevorzugen.
Bei den aktuellen Entwicklungen der deutschen Bürgerparteien hin zu
immer schlechterer Vertretung deutscher Interessen und immer
deutlicherer Vertretung von Partikularinteressen (auch im Sinne "der
Industrie" und der Wirtschaft Partikularinteressen) erhält der
Kommunismus in seltsamer Weise Glaubwürdigkeit.
Auch das klare Eintreten gegen Interventionen der Bundeswehr
außerhalb des Verteidigungsauftrages "adelt" "Die Linken" und brachte
selbst mich fast dahin, sie zu wählen. Aber auch hier darf nicht
vergessen werden, dass "Die Linken" keine Pazifisten sind und Gewalt
als probates Mittel betrachten, wenn es in der anderen Richtung,
gegen den "Klassenfeind" eingesetzt werden kann.
Das soll niemanden davon abhalten, gemeinsam mit Linken auf
Friedensdemonstrationen zu gehen. Man darf es nur nicht vergessen.

Fazit:
Wo bleiben die Parteien, die sich für eine sozial und ökologisch
geregelte Marktwirtschaft einsetzen und die sich als Vertreter der
Wähler und als verantwortliche Wirtschaftende Leiter der
Staatsinteressen gerieren?
Die Grünen hätten es eigentlich sein können. Waren es aber auch
nicht.

Die Aussage, die Parteien hätten sich überlebt, hat leider nichts
zwingendes, da mangelndes Management nicht notwendigerweise ein
Korrektiv finden muss, außer dem ja leider in allen Industriestaaten
zu erwartenden Konkurs (Werden dann die Bänkster als selbsternannte
Insolvenzverwalter und als vorgebliche "Gläubiger" und "Opfer" das
Ruder selber übernehmen?).

Da die Wähler kaum wirksame Möglichkeiten der Einflussnahme haben,
kommt hier der Parteibasis aller Volksparteien erhöhte Verantwortung
zu.

Auch die Verbreitung von Volksentscheiden kann den Misststand nicht
an der Wurzel packen, dass die "Volksvertreter" auf dem Weg zur Macht
wohl zu viele andere Interessen bedienen müssen, um dorthin zu
gelangen und zu bleiben.
Die Organisation von Volksentscheiden bindet zu viel Engagement im
Verhältnis zum Erfolg.

Entscheidend wäre, dass ein kleiner Teil der Parteibasis aller
Volksparteien intensiv daran arbeitet, aufzudecken, welche
Parteimitglieder und Kandidaten für machtvolle Positionen wirklich
Parteiinteressen verfolgt und welche Mandatsträger erkennbar andere
Interessen bedient. Diese Mitglieder gehören identifiziert,
bloßgestellt und abgewählt.
Es fehlt in den Parteien nicht an engagierten Menschen. Diese sollten
Ihren Schwerpunkt nicht (nur) auf routinedienste wie Schatzmeister
und Buchhaltung legen, sondern (teilweise alternativ) innerhalb der
eigenen Partei auf eigene Faust Aufklärungs- und Detektiv-Arbeit
leisten. Das würde Deutschland deutlicher verändern, als das
Abwarten, wie lange es dauert, bis auch "Die Piraten" vom
wachstums-Chaos in die Fremdbestimmung gelangt sind.

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