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  • Affenschaukel

mehr als 1000 Beiträge seit 11.10.2018

Die einzig nennenswerte NATO-Kritik findet nur noch in US-konservativen Kreisen

statt. Bei allen Anderen springt die Platte: "Putin! PUUUTIN! <hier infernale Bezeichnung einfügen>"

Die öffentliche Debatte ist so verarmt, dass man nun zwischen Buchstaben von Wörtern noch Fehler sucht und jemanden wegen einer vermeintlich vermeintlich vermeintlich falschen Darstellung über 5 Ecken stigmatisieren muss.

Die Linke zeigte ihre innere Zerrissen- und Orientierungslosigkeit nie besser als heute. Die NATO-Kritik von früher wird kurzerhand und nonverbal über Nacht als Putinversteherei ad acta gelegt, die Akten am liebsten verbrannt. Gysi hat, wohl nicht zuletzt aus Angst vor schlechter Presse für sein neues Buch aber auch aus seiner politische Erfahrung heraus, schon früh bemerkt, wie er sich und die Linke positionieren sollte, bevor die eskalierten Deutschen sie mit Fackeln durchs Dorf treiben. Problem: Er hat mal eben Grundfesten der Parteilinie begraben. Dass das nicht alle mittragen würden, war klar. Traurig dabei ist, dass Gysi, aber auch alle Anderen genau wissen, was da im Vorfeld alles gelaufen ist und das Zündeln der letzten Jahrzehnte nun durch einen sehr angeschlagenen und farblosen Biden ihr Ende genommen hat mit der jetzigen Zuspitzung. So ein Streit ist nicht nur die Schuld von einer Seite.

Aber auch in den anderen Parteien gibt es Probleme, die Linke ist da nicht alleine. Die SPD wurde von Scholz Berichten zufolge mit der 100-Mrd-Zusicherung an das Militär eiskalt überrascht. Anscheinend ein Schnellschuss aus der Situation heraus. Mich interessiert, wie die CDU sich auf lange Sicht mit ihrem Chef arrangieren wird, der sich so verhält wie die Falken der Bush-Regierung. Seine Äußerung, dass jeder, der auch nur ansatzweise NATO-Kritik übt, den Putinversteher-Stempel aufgedrückt bekommen sollte, werde ich jedoch nicht so schnell vergessen. Der Verfassungsschutz ist bereits damit beschäftigt, Putinversteher ins Visier zu nehmen. Wozu brauchen wird überhaupt ein Grundgesetz, wenn bei uns auf Knopfdruck alle vollkommen durchdrehen, obwohl bei uns noch gar nichts geschehen ist? Wenn ein neuer Weltkrieg entbrennt, werden wir bei so einer Gurkentruppe jedenfalls als Erste fallen. Für sowas brauchen wir kein Wahlrecht mehr.

Ich frage mich seit Sonntag täglich erneut, in welcher Welt ich auf einmal lebe. Es kann doch nicht sein, dass die USA die Schlinge über Jahrzehnte so verdeckt zuziehen konnte, dass sie nur den Finger heben müssen, und die UN verlässt mal eben knapp zur Hälfte einfach den Saal. Weder in den Geschichtsbüchern, in meiner Kindheit noch in meiner Jugend habe ich auch nur ansatzweise so etwas erlebt. Selbst mit Stalin ist man nicht so umgegangen, und das will was heißen.

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