nox.de schrieb am 09.04.2021 21:12:
Sorry, jetzt muss ich in meiner Antwort doch ein wenig selektiv werden:
Die einzig verläßliche Zahl sind die der Verstorbenen. Ja, man sieht Schwankungen im Promille-Bereich bezogen auf die Gesamtbevölkerung. Sind die aussagekräftig, bedeuten die eine Pandemie? gar eine hochgefährliche?
Nein, das stimmt einfach nicht, Das geht schon damit los, dass die medizinisch nicht lösbare Frage "an oder mit Corona gestorben" zur Relativierung herangezogen wird. Lässt man die beiseite, so zeigt sich trotz der gegenläufigen Reduzierung der Grippetoten durch die Infektionsschutzmaßnahmen nach beiden Wellen eine deutliche Übersterblichkeit. Bei den wegen Corona auf eine Intensivstation gebrachten Patienten versterben derzeit 50%, wie wieviel tödlicher solls denn bitte noch sein?
Das entspricht der Sterbichkeit bei schweren Lungenentzündungen, die auch intensiv behandelt werden müssen:
Bei schweren Formen einer Lungenentzündung, die immer im Krankenhaus therapiert werden müssen, versterben etwa 20 bis 50% aller Patienten.
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/lungenentzuendung/prognose/
Vor allem taugt aber die Zahl der Verstorbenen nur noch als Maß für die angesagte Trauer über die Untätigkeit von Gesellschaft und Politik, zur Steuerung hingegen ist die durch die Gesundheitsämter festgestellte Inzidenz der zuverlässigste unter allen Frühindikatoren.
Nein. Die Zahlen der pro Alterskohorte Verstorbenen sind die einzige harten Zahlen, an denen ist nicht zu rütteln. Sie lassen keinen Interpretationsspielraum zu, tot ist tot, egal an was.
Ja, sie ist durch die Anzahl der Tests und durch Meldeverzögerungen beeinflusst, beide Faktoren kann man aber inzwischen ziemlich gut aus der Vergangenheit hochrechnen und damit glätten.
Aha, "hochrechnen und glätten" - schon hat man wieder einen Bias drinne, den man nicht haben will.
Die Inzidenzen sind, so wie sie berechnet werden, ziemlich sinnlos.
Hier ist schön dargestellt, wie aus einer Inzidenz von 100 eine von 700 wird:
https://www.youtube.com/watch?v=0VPZ6MUKBck
Und bisher zeigt auch, wie zu erwarten, die Positivquote, die aus verschiedenen Gründen auch nur eingeschränkt zuverlässig ist, in die gleiche Richtung. Da gibt es nichts "zuzugeben", solange man nicht anfängt, in die Schwankungen der Zahlen etwas hineinzugeheimsen, das sie nicht hergeben.
Ich glaube du wolltest was anderes sagen: "genau auf dem tatsächlichen Verlauf". Der läßt sich aber nicht feststellen, siehe oben.
Ich traue eher den Berichten der Arbeitsgruppe Influenza.Nein, ich wollte sagen, dass der Verlauf der festgestellten Inzidenzen dem vorausberechneten Verlauf der dritten Welle entspricht. Klar, wenn man beide anzweifelt kann man das als Zufall abtun, es wäre aber in meinen Augen schon ein merkwürdig unwahrscheinlicher Zufall. Berichte der Arbeitsgruppe Influenza? Da ist aber hoffentlich nicht die Fehlinterpretation gemeint, die vom RKI selbst letztes Jahr noch im August als nicht repräsentativ richtiggestellt hat: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-sentinel-101.html
Wenn die Daten der Arbeitsgruppe Influenza nicht repräsentativ sein sollen, dann kann man sich diese Sentinel-Arbeit doch ganz sparen. Daß nicht alle Proben auf SARS-CoV-2 geprüft worden seien ist eine Behauptung - und was ist denn an den Daten der Gesundheitsämter repräsentativer, bei einer unbekannten Dunkelziffer und eines obstinaten Nicht-Unterscheiden-Wollens zwischen PCR Positiven und tatsächlich Erkrankten?
Ich rede nicht von einer "endemischen Lage", sondern davon daß das Virus endemisch ist. "Endemische Lage" bezieht sich auf "Endemie", aber auch das ist hier nicht der Fall.
Hohe Letalität? Nix davon ist zu sehen.Zur Letalität habe ich oben schon geschrieben, 50% Sterblichkeit bei den Intensivpatienten sprechen eine klare Sprache. Dass die Infektion bei einer erheblichen Quote von Infizierten ganz anders verläuft, hilft denjenigen nicht, die den schweren Verlauf überstehen müssen. Auf die Rücksicht zu nehmen statt sich rücksichtslos in der Hoffnung, man werde schon zu den Glücklichen zählen, wenn man sich wirklich selbst infiziert, das ist die zivilisatorische Errungenschaft einer solidarischen Gesellschaft. Wer die einfach negiert, hat allerdings gewonnen, der drängelt sich einfach ein bisschen beim Impfen vor und macht was er will.
Was hilft denjenigen, die einen schweren Verlauf durchmachen müssen, daß man dem ganzen Rest unsinnige Auflagen macht? Auch wenn man die tatsächlichen Infektionen verzögert sind die früher oder später "dran". Und dann hilft denen ein Lockdown genull komma nau nix. Auch nicht, daß alle Maken tragen.
Und
daß das Virus endemisch ist.
??? Sorry, "endemisch" als Eigenschaft eines Virus kenne ich einfach nicht, was soll ein endemisches Virus sein?
griechisch endémos: einheimisch. Das Virus ist bei uns und in aller Welt längst heimisch, muß sich also gar nicht mehr weiterverbreiten.
Wenn das ein Virus wäre, bei denen die Infektionsverläufe nicht pandemisch, also typischerweise in Wellen, verlaufen, dann bin ich jedenfalls definitiv der Meinung, dass Sars-Cov-2 nicht zu dieser Art Viren gehört, die dritte Welle kommt genau so, wie die ersten zwei Wellen gekommen sind.
Genauso wie bei Influenza, Rhinoviren etc - die kommen und gehen auch in Wellen.
Und hoffentlich macht die Politik bei der Bekämpfung nicht noch mehr von den "too little too late" Fehlern als bei der zweiten Welle, im Moment muss man da leider das Schlimmste befürchten.
Ein Virus kann nicht bekämpft werden. Weil?
Wegen der asymmetrischen Kriegsführung, um bei diesem Sprachgebrauch zu bleiben. Viren sind hoch effektive Guerilla-Truppen, die lassen sich nicht durch generalstabsmäßige Anordnungen der Gegenseite vernichten, die von einem nicht unerheblichen Teil der Armee eh nicht beachtet werden.
Ach ja, und dass diverse Länderchefs zu Wundermitteln wie der Luca App greifen wollen, zeigt nur, dass einige im Zeitalter der Aufklärung noch nicht ganz angekommen sind. Nur, damit das Ausgangsthema nicht ganz unter die Räder kommt :-)
Nein, in der Aufklärung sind sie ganz sicher schon angekommen, wie der Siegeszug des Liberalismus seit dem Merkantilismus zeigt.
Aber sie haben halt weder die DSGVO verstanden, noch irgendeinen Schimmer von Epidemiologie, Statistik und Programmieren.