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  • DerWoDa

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Re: Preisrunde die Drölfte. Und was ist der WAHRE PREIS der Arbeit?

CaptainZwoNull schrieb am 01.08.2023 15:54:

Ich frage mal ernsthaft in die Runde: wieso sehen wir es als Naturgesetz an, dass ranghohe Firmenlenker sechs- bis siebenstellige Nettoverdienste nach Hause tragen auf's Jahr gerechnet, aber sehen es als unverschämt an, wenn Handwerker, Fernfahrer, Pflegekräfte usw. vernünftig bezahlt werden wollen?

Nun ja, es macht keinen großen Unterschied. Ein großes Unternehmen mit 100k Angestellten und durchschnittlich 50k€ Brutto Gehältern, gibt bei ein 10köpfigen Vorstand, sagen wir 100 Mio an Vorstandsgehältern aus. Das entspricht genau 2% der Gehaltskosten. Ob deren Arbeit das Wert ist steht auf einem anderen Blatt.

Es ist ein ähnliches Problem wie der Ruf der Linken nach Umverteilung der Guthaben der ober X Prozent. Was dabei stets unberücksichtigt bleibt: Wofür wird das Geld ausgegeben? Die meisten Reichen die ich kenne führen definitiv kein ausschweifendes Leben. Die verdienen viel und geben wenig aus, wäre es andersrum, wären sie nicht reich. Etwas größeres Haus, evtl. ein paar Autos mehr, öfters Essen gehen. Der Ressourcenverbrauch liegt m.E. nicht mal beim doppelten von Ottonormal - vielleicht beim 5fachen, wenn man es krachen lässt, aber dann wird es schwierig, man kann nicht mehr als ein Auto auf einmal fahren, egal wieviel es verbraucht. Und die Reichen stellen ja nur ca. 1-5% der Bevölkerung. Würde man deren Geld großflächig verteilen und sagen wir dadurch hätte Ottonormal plötzlich doppelt soviel Geld, dann würden sich die meisten einen neuen TV/Handy oder sonstiges materielle Gut kaufen. Und da stellt sich direkt die Frage: Woher sollen dafür plötzlich die Ressourcen kommen, damit jeder doppelt so viel verbrauchen kann. Gäbe es 2 Währungen, eine für Rohstoffe, eine für Dienstleistungen sähe es anders aus. Abgesehen davon, das Geld welches dem Kreislauf entzogen wird immer ein Problem darstellt.

Das Geheimnis zu Wohlstand ist m.E. ein anderes: Keine Bullshitjobs, Vollbeschäftigung, eine kooperative Wirtschaft, die Wertschätzung für Qualität und nichtmaterielle Freuden (Kino, Essen gehen, Urlaub), kein Geiz, keine leistungslosen Einkommen. Daneben sichere (Arbeits)Verhältnisse/Lebenssituation, Bildung und die zwischenmenschliche Wertschätzung.

Ein Beispiel: In Frankreich haben die Sozen (in den 60ern IRC) durchgesetzt, dass größere Unternehmen ihren angestellten Restaurantgutscheine ausgeben müssen. Ich meine so um die 100-120€/Monat. Wenn man auf weitere 50€ netto verzichtet, gibt's nochmal für 100€ Gutscheine. Essen im Restaurant hat dabei nur Vorteile (Genuss, Gesundheit, Nachhaltiger Ressourcenverbrauch, Energieeffizienter, kleine Kreisläufe möglich, Arbeitsplätze,etc.). Am WE dürfen im Fernsehen abends keine Filme gezeigt werden, man möchte dass die Leute ausgehen.

Ich denke die beste Handlungsanweisung für den einzelnen ist - vorausgetzt er verfügt über die wirtschaftliche Freiheit - das Geld dort auszugeben, wo das Gegenüber einen guten Job hat. Dabei steigt meist der Preis einer Ware, da der Dienstleistungsanteil zunimmt. Im Idealfall geht dies mit Qualität, oder einer guten Beratung/einem netten Service einher, für die man bereit sein muss zu zahlen. Es bedeutet auch weniger zu konsumieren. Wenn das jeder machen würde ginge es uns deutlich besser. Ein guter Job ist ein Stück Lebensqualität. In der Konsequenz verbessern sich dadurch auch die eigenen Arbeitsbedingungen.

Gruß
DWD

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