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mehr als 1000 Beiträge seit 05.06.2007

Re: "Das Klimasystem ist aus dem Gleichgewicht gebracht worden"

Naturzucker schrieb am 27.04.23 08:19:

Den Satz verstehe ich nicht. Fliegt morgen die Lufthülle ins All? Verdampfen die Meere? Hat sich die Erdachse verschoben?

In der Natur befindet sich nahezu alles im Gleichgewicht. Gegensätze werden sofort ausgeglichen.

Ein Ungleichgewicht läge vor, wenn sich die Erwärmung von selbst beschleunigen würde. Das hat sie aber in der der Vergangenheit, als selbst die Polkappen und die höchsten Berge eisfrei waren, auch nie getan. Im Gegenteil, irgendwann begannen die Polkappen und die Berge wieder zu vereisen. Sogar bis in die tiefsten Niederungen.

Also ist auch der jetzige Zustand ein Gleichgewicht. Die Summe der eintreffenden Energie ist gleich der in den Weltraum abgestrahlten Energie. So in etwa. Gäbe es da eine Differenz, dann würde sich der Planet entweder abkühlen oder erwärmen. Das ist aber kurz- und mitelfristig betrachtet nicht der Fall.

Natürlich könnte es auch global 10 K kühler sein. Auch dann wäre das Klima im Gleichgewicht. Aber halt deutlich ungemütlicher.

Natürlich ist das System immer im Gleichgewicht. Wenn auf eine Balkenwaage auf der einen Seite Gewicht aufgelegt wird, senkt sich diese Seite ab, bis wegen der unterschiedlich hohen Drehpunkte des Balkens und der Aufhängspunkte der Waagschalen ein neues Gleichgewicht hergestellt ist. Das Unangenehme daran ist der dynamische Anpassungsprozess, also das Absinken in diesem Beispiel, wenn das zu schnell geht.
Das ist das Problem, nicht 1,5 oder 3,5°, sondern die Geschwindigkeit, in der sich das Gleichgewicht hält. Präzise ausgedrückt müsste man sagen, die Stabilität des Klimasystems ist aus dem Gleichgewicht und es ist die Geschwindigkeit der Veränderung mit ihren Konsequenzen, die uns Sorgen bereiten sollten.
Bei langsamen Veränderungen der Lebensbedingungen kann sich die Natur ohne große Schockwirkungen anpassen, bisherige Lebensräume werden langsam geräumt von anderem Leben erobert, der Wechsel verläuft schleichend, für Anwesende fast unmerkbar.
Nach Ansicht vieler werden wir auf eine neue Stabilität ein paar hundert Jahre warten dürfen, da der Wandel, selbst wenn wir von heute auf morgen kein CO2 mehr emittieren würden, nicht aufzuhalten ist. Klar sollten wir nicht ungebremst weiterheizen, aber ich sehe die größte Herausforderung darin, dass wir generell anpassungsfähiger werden müssen. Es müssen Strukturen geschaffen werden, dass die Konsequenzen nicht zu gewalttätigen, bis hin zu kriegerischen "Lösungen" "verlocken". Wir sollten nicht darauf warten, bis Klimaflüchtlingsströme an unserer Tür klopfen, sondern uns bereits jetzt darauf vorbereiten.
Gleiches gilt für nichtmenschliches Leben, das sich nicht so einfach in Bewegung setzen kann. Dazu muss die Artenvielfalt weltweit gefördert werden, damit der Anpassungsprozess möglichst schonend abläuft. Ich bin kein Agrarexperte, aber ich stelle mir Mischbeflanzungen vor, damit bei unvorhergesehenen Wetterkapriolen nicht die ganze Ernte verloren ist und möglicherweise in der Folge sogar der Erosion zum Opfer fällt.
Wenn wir mit Genmanipulation schon Gott spielen, dann sollten wir auch so vorausschauend wie Gott handeln und stets Alternativen gleichzeitig ihre Chance geben sich durchzusetzen, auch wenn es sich nur um eine Saison handelt. Wer das Prinzip der Evolution verstanden hat weiss, dass es bereits vor der Veränderung der Lebensbedingungen bereits alternative Lösungen geben muss, sonst bleibt eine Wüste zurück. Unsere Vorfahren, die kleinen behaarten Nager, wurden von den Dinos millionen Jahre lang nur unachtsam totgetrampelt, aber sie waren bereits da. Wären die Dinos so intelligent wie wir gewesen, hätten sie sie mit Gift und Fallen ausgerottet und die Geschichte hätte einen anderen Verlauf genommen.
Die Energiewende ist, selbst wenn sie umsetzbar wäre, nur ein kleiner Baustein im Massnahmenkatalog, den wir benötigen, um aus dieser Situation wieder herauszukommen. Die größte Dummheit die wir begehen ist, dass wir Darwins Erkenntnisse konsequent ignorieren, bzw. nur dort anwenden, wo sie uns kurzfristig Erfolg bescheren. Wobei wir wieder mal beim K-Wort landen.

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