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  • fez.boa

38 Beiträge seit 09.06.2004

"Digitale Mentalität"

Moin!

Zitat:
"Die Verwechslung des Erwerbs des Eigentumsrechts mit dem
Urheberrecht beim Kauf eines Produktes führte dem User bisher nicht
vor Augen, dass er mit der Vervielfältigung jemandem etwas
"wegnimmt". Es fehle die "Nachvollziehbarkeit im Sinne eines
intuitiven Rechtsverständnisses", und wenn diese Nachvollziehbarkeit
nicht vorhanden sei, dann bliebe zur Durchsetzung eben nur noch die
Sanktionsandrohung."

Ja, natürlich, das intuitive Rechtsverständnis fehlt dem bösen Bürger
hier wieder einmal. Da fühlt sich die arme Industrie ungerecht
behandelt und wedelt mit dem Moralfinger. Und wenn das nicht hilft,
dann wird eben bei Vater Staat angeschwärzt. Papi wird sich dann
schon Sanktionen ausdenken.

Wieso fehlt eigentlich die Nachvollziehbarkeit, wo doch fast allen
klar ist, was sie tun? Nun ganz einfach: Die staatlichen Gesetze
entsprechen nicht automatisch dem (Ge)Recht(igkeit)sempfinden der
Bürger.
Wer kommt denn eigentlich zu Schaden, wenn ich mir eine CD kopiere?
Es kann doch kein Raub sein, wo doch niemanden ein materieller
Verlust entsteht. Wenn ich ein Foto einer prominenten Persönlichkeit
mache, spricht doch auch keiner von Bildrechtsraub. Also nochmal, dem
Unternehmen geht durch Raubkopien kein Eigentum verloren.
Natürlich beanstanden die Softwareentwickler den wirtschaftlichen
Schaden, der ihnen entsteht. Immerhin wird nicht mehr allzu laut der
"Verlust" anhand der Anzahl aller Raubkopien hochgerechnet, was
natürlich offentsichtlich vollkommen absurde Beträge sind.
Aber wieso sollte die Softwareindustrie überhaupt Geld an
Privatanwendern verdienen? Ja ich meins Ernst: Ein
Wirtschaftskreislauf ist doch kein Selbstzweck; in unserer
technokratisierten Gesellschaft, wo das Wort "Arbeitsplätze" zum
rhetorischen Totschläger mutiert ist, vergisst man allzu oft, dass
die freie Marktwirtschaft eigentlich ein Instrument ist, um Waren und
Dienstleistungen möglichst günstig auf den Markt zu bringen. Warum
also nicht für 0 €uro?
Gut, ok, jetzt muss ich natürlich zugegebener Weise auch noch sagen,
wie ich mir das Vorstelle.
Die Softwarebranche unterscheidet sich von anderen
Wirtschaftssektoren in einer ganz entscheidenden Weise: Die
Produktionskosten sind zum aller größten Teil Entwicklungskosten,
dazu kommt noch Werbung, Produktions- und Vertriebskosten sind
marginal. Daher entsteht z.B. Microsoft auch kein reeller Verlust,
wenn sich jemand Ms. Office oder Windows XP unerlaubt vervielfältigt
- der Gewinn bleibt aus, aber wenn wir uns mal Vorstellen würden, es
gäbe keine Möglichkeit zum kopieren von Software: Dann würde
GNU/Linux sicherlich sehr weit verbreitet sein - insbesondere bei
unser Geiz-ist-Geil Mentalität. Daher stellt sich mir die Frage: Was
würde falsch daran sein, wenn man die private Kopie nicht nur
legalisieren, sondern gar erlauben würde, das Software im allg.
kostenlos privat genutzt werden kann?

MfG,
fezboa

P.S.: Bin natürlich für einen normalen Verwertungskreislauf für
"Business"-Software, und gegen gewerbliche Raubkopierringe. Meine
Position bezieht sich auf die - meines Erachtens unnötigen -
Wirtschaftskreislauf bei Privatsoftware.

P.P.S.: ADR - NDR - bin wohl etwas durcheinandergekommen ;-)
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