Das wichtigste steht eigentlich im letzten Absatz des Artikels: Die
Studie steht methodisch auf wackligen Füßen, und, so möchte ich
hinzufügen, mit »Wissenschaft« (Erkenntnisinteresse) hat das nun
eigentlich nichts mehr zu tun. Es ist eher ein Strategiepapier aus
einem von Microsoft finanzierten Thinktank.
Da erscheint z.B. fast hundertmal das Wort »Raubkopierer« in der
eingeschränkten Bedeutung von 'jemand, der kommerzielle Software
benutzt, für die er nicht bezahlt hat' - daß das Wort nicht
diejenigen bezeichnen soll, die von anderen hergestellte Software
kopieren und verkaufen, wird einfach irgendwo in der Studie
festgelegt. Damit aber befördern die Autoren der Stude - vermutlich
absichtlich, weil es im Interesse des Auftraggebers liegt - den
Bedeutungswandel des Wortes Raubkopierer, das nun auf einen Typus
angewendet werden soll, der eben gerade *kein* Raubkopierer im
herkömmlichen Sinn ist.
Wirklich hundsmiserabel aber ist es, wenn Leute, die aus dem Umkreis
der Systemtheorie kommen, auf diese Weise (nämlich durch die
Anbringung eines passenden 'Labels') von der eigentlichen Problematik
ablenken und »digitale Mentalität« schlicht und einfach mit der
paradoxen Haltung identifizieren, daß man etwas »illegal« findet und
es trotzdem tut. Da fehlt es, um es mit einem Wort von Dirk Becker
himself zu beschreiben, an »intellektualisierenden Nachfragen«. Für
die Durchdringung des Gegenstandes - den Umgang mit geistigem
Eigentum an lauffähigen Computerprogrammen - bringt es nichts an
Erkenntnisgewinn, wenn man da (analog zu den SINUS-Marktforschern)
Milieus sortiert, um herauszufinden, wie man das Verhalten der
Betreffenden in der erwünschten Richtung steuern kann.
Man könnte zum Beispiel fragen, inwiefern die Kopierbarkeit von
Software selbst eine Strategie zur Marktdurchdringung darstellt (wenn
ich Bekannten rate, sich einen Apple zu kaufen, wird häufig
abgewunken mit dem Verweis darauf, es sei so schwierig, sich die
notwendige MS-Software irgendwo zu kopieren). Man müßte sich das
Nutzerverhalten anschauen und zwischen unterschiedlichen Motivationen
zur Benutzung (und eventuell dem Kopieren) bestimmter Software
unterscheiden (Wie viele Leute benutzen Word nur deshalb, weil sie
sonst bestimmte E-Mail-Attachments nicht lesen könnten?). Und man
müßte insbesondere auf den doch sehr komplizierten »Seinsmodus« von
geistigem Eigentum in Form von massenhaft (legal oder illegal)
kopierten lauffähigen Computerprogrammen eingehen (als Teil
gesellschaftlicher Subsysteme wie Wirtschaft, Recht, Kunst). Software
ist doch längst ein sozialer »Kleber« geworden, dessen Funktion man
nicht gerecht wird, wenn man ihn einfach durch die Brille
berechtigter wirtschaftlicher Verwertungsinteressen betrachtet.
Naja, und so weiter. Ich bezweifle allerdings, daß jemals mit
Microsoft-Geld solche Fragen bearbeitet werden, ob in Witten-Herdecke
oder anderswo.
Studie steht methodisch auf wackligen Füßen, und, so möchte ich
hinzufügen, mit »Wissenschaft« (Erkenntnisinteresse) hat das nun
eigentlich nichts mehr zu tun. Es ist eher ein Strategiepapier aus
einem von Microsoft finanzierten Thinktank.
Da erscheint z.B. fast hundertmal das Wort »Raubkopierer« in der
eingeschränkten Bedeutung von 'jemand, der kommerzielle Software
benutzt, für die er nicht bezahlt hat' - daß das Wort nicht
diejenigen bezeichnen soll, die von anderen hergestellte Software
kopieren und verkaufen, wird einfach irgendwo in der Studie
festgelegt. Damit aber befördern die Autoren der Stude - vermutlich
absichtlich, weil es im Interesse des Auftraggebers liegt - den
Bedeutungswandel des Wortes Raubkopierer, das nun auf einen Typus
angewendet werden soll, der eben gerade *kein* Raubkopierer im
herkömmlichen Sinn ist.
Wirklich hundsmiserabel aber ist es, wenn Leute, die aus dem Umkreis
der Systemtheorie kommen, auf diese Weise (nämlich durch die
Anbringung eines passenden 'Labels') von der eigentlichen Problematik
ablenken und »digitale Mentalität« schlicht und einfach mit der
paradoxen Haltung identifizieren, daß man etwas »illegal« findet und
es trotzdem tut. Da fehlt es, um es mit einem Wort von Dirk Becker
himself zu beschreiben, an »intellektualisierenden Nachfragen«. Für
die Durchdringung des Gegenstandes - den Umgang mit geistigem
Eigentum an lauffähigen Computerprogrammen - bringt es nichts an
Erkenntnisgewinn, wenn man da (analog zu den SINUS-Marktforschern)
Milieus sortiert, um herauszufinden, wie man das Verhalten der
Betreffenden in der erwünschten Richtung steuern kann.
Man könnte zum Beispiel fragen, inwiefern die Kopierbarkeit von
Software selbst eine Strategie zur Marktdurchdringung darstellt (wenn
ich Bekannten rate, sich einen Apple zu kaufen, wird häufig
abgewunken mit dem Verweis darauf, es sei so schwierig, sich die
notwendige MS-Software irgendwo zu kopieren). Man müßte sich das
Nutzerverhalten anschauen und zwischen unterschiedlichen Motivationen
zur Benutzung (und eventuell dem Kopieren) bestimmter Software
unterscheiden (Wie viele Leute benutzen Word nur deshalb, weil sie
sonst bestimmte E-Mail-Attachments nicht lesen könnten?). Und man
müßte insbesondere auf den doch sehr komplizierten »Seinsmodus« von
geistigem Eigentum in Form von massenhaft (legal oder illegal)
kopierten lauffähigen Computerprogrammen eingehen (als Teil
gesellschaftlicher Subsysteme wie Wirtschaft, Recht, Kunst). Software
ist doch längst ein sozialer »Kleber« geworden, dessen Funktion man
nicht gerecht wird, wenn man ihn einfach durch die Brille
berechtigter wirtschaftlicher Verwertungsinteressen betrachtet.
Naja, und so weiter. Ich bezweifle allerdings, daß jemals mit
Microsoft-Geld solche Fragen bearbeitet werden, ob in Witten-Herdecke
oder anderswo.