Stellen Sie sich vor: Ein Freund kommt aufgeregt und todesbleich zu
ihnen und meint: "Erinnerst du dich noch daran, dass ich mich vor
einiger Zeit mit XYZ unterhalten habe? Der ERINNERT sich noch an
diese Gespräch! Vermutlich hat er sich sogar eine Stichpunkte dazu
aufgerschrieben!!" Und er erwartet, dass Sie selbstverständlich seine
Aufgeregtheit verstehen, weil sie ja ein Nerd sind (und so). Und wenn
Sie ihrem ersten Impuls nachgeben und ihm raten, sich doch nicht mehr
mit XYZ zu unterhalten, wenn er nicht will, dass XYZ etwas davon
weiß, dann meint er: "Stell dir doch mal vor, dein Nachbar
installiert sich ein Nachtsichtfernglas am Fenster, von dem aus er
beobachten kann, was du in deinem Schlafzimmer so treibst…"
Ein anderes Beispiel: Stellen Sie sich mal vor, Sie sind Verkäufer in
einem Kaufhaus. Sie sehen, wie ein Kunde unschlüssig vor den Hosen
steht und gehen auf ihn zu: "Ich sehe, Sie stehen unschlüssig vor den
Hosen. Darf ich Ihnen vielleicht ein paar vorschlagen, die ihnen
vielleicht stehen könnten?". Entrüstet brüllt er Sie an: "Wie können
Sie es wagen! Ich will nicht, dass Sie etwas über mich wissen! Das
Wissen, dass ich hier stehe gehört mir und sonst niemanden!"
In der "virtuellen" Welt, würde man diese Menschen natürlich in ihren
Sorgen völlig ernst nehmen. Aber in der "realen" Welt, da fehlt uns
leider noch die Sensibilität für ihre Sorgen.
Ich habe wirklich kein Problem mit Datenschutz; das wäre auch absurd.
Und ich lege auch sehr viel wert darauf, dass ich kontrollieren kann,
welche Daten von mir ins Netz fließen. Aber gebrachten Beispiele sind
doch ziemlich unzutreffend. Wichtiger: Die Datenschutz-Diskussion um
Facebook, Streetview und Co. halte ich für kontraproduktiv. Es gibt
wichtige Fragen des Datenschutz, wie etwa, warum Banken meine
Kontobewegungen ins Ausland weitergeben dürfen, woher die GEZ meine
Adresse hat, oder wieso der Staat im Zensus2010 wissen muss, mit
wievielen Menschen ich zusammenlebe. Und es gibt unwichtige Fragen
des Datenschutz, wie etwa, welche Default-Einstellungen Facebook hat,
oder ob Google weiß, dass es täglich #-viele Anfragen nach "porn" auf
google.de gibt.
In der öffentlichen Diskussion gibt es aber leider fast
ausschließlich um die unwichtigen Fragen. Sie verdrängen völlig die
ernstahften Gefahren für unsere Privatsphäre, die IMHO nach wie vor
am stärksten von staatlichen Stellen oder ähnlichen Institutionen
ausgehen.
Und muss man tatsächlich Nerd sein, um der Meinung zu sein, dass man
selbst auf seine Daten aufpassen muss und kann? Wenn jemand etwas
installiert, mit dem er in mein Schlafzimmer spähen kann, dann ist
das empörend und strafbar, keine Frage. Aber Facebook und co. kommt
nicht zu mir; sie umgehen keine Sicherheitslücken um in meine
"virtuelle" Privatsphäre (bzw. Schlafzimmer), etwa meine persönlichen
Dateien, einzudringen. Ich komme zu ihnen. Ich gebe ihnen Daten, von
denen ich will, dass sie sie haben, weil ich mir einen persönlichen
Nutzen davon verspreche. Dass die Facebooks dieser Welt die Daten
auch für ihre Interessen nutzen, weiß ich oder ich habe zumindest die
Pflicht es zu wissen.
Mich stört es sehr, dass man das Internet juristisch noch weiter
verminen will, weil man sämtliche Eigenverantwortung der Surfer
negieren will. Und letztlich geht es doch darum: Man will die Dienste
nutzen, aber man will sich nicht selbst um die eigene Privatsphäre
kümmern. Das sollen andere tun.
Ich bin bei keinem Sozialen-Netzwerk, hätte aber gerne mal Google+
ausprobiert. Aber das verlangt einen Klarnamen und ich will nicht,
dass mein Klarname im Internet auftaucht. Also melde ich mich bei
Google+ nicht an. Tja, tatsächlich: Manchmal ist es so einfach. Und
99% der scheinbaren Datenschutz-Probleme der Gegenwart könnte man
IMHO tatsächlich mit ein bisschen Eigenverantwortung beheben. Das ist
dann auch kein "Wettrüsten", sondern simple Medienkompetenz.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen bzw. Grenzfälle. Google-Analytics
ist so ein Fall. Ich komme nicht zu ihnen (bzw. nur indirekt: Ich
gehe zum Webseiten-Betreiber der vorher zu Google-Analytics gegangen
ist) und sie aggregieren dennoch einige meiner Daten. Mich persönlich
stören speziell derartige Dienste nicht, weil ich in den aggregierten
Daten keine Verletzung der Privatsphäre sehe. In derartigen Fällen
kann ich aber verstehen, wenn man ein Problem damit hat, denn im
Gegensatz zu Facebook und Co. muss man dort proaktiv tätig werden, um
seine Daten zu schützen.
Übrigens: Haben Sie Geld für diesen Artikel bekommen, Herr Friedrich?
Wenn ja, dann kommt das vermutlich von der Werbung, auf dieser Seite.
Und dann muss ich sagen, finde ich das ein wenig heuchlerich. Es
unmoralisch zu finden, wie das Geld erhoben wird, aber dennoch daran
zu partitizipieren.
ihnen und meint: "Erinnerst du dich noch daran, dass ich mich vor
einiger Zeit mit XYZ unterhalten habe? Der ERINNERT sich noch an
diese Gespräch! Vermutlich hat er sich sogar eine Stichpunkte dazu
aufgerschrieben!!" Und er erwartet, dass Sie selbstverständlich seine
Aufgeregtheit verstehen, weil sie ja ein Nerd sind (und so). Und wenn
Sie ihrem ersten Impuls nachgeben und ihm raten, sich doch nicht mehr
mit XYZ zu unterhalten, wenn er nicht will, dass XYZ etwas davon
weiß, dann meint er: "Stell dir doch mal vor, dein Nachbar
installiert sich ein Nachtsichtfernglas am Fenster, von dem aus er
beobachten kann, was du in deinem Schlafzimmer so treibst…"
Ein anderes Beispiel: Stellen Sie sich mal vor, Sie sind Verkäufer in
einem Kaufhaus. Sie sehen, wie ein Kunde unschlüssig vor den Hosen
steht und gehen auf ihn zu: "Ich sehe, Sie stehen unschlüssig vor den
Hosen. Darf ich Ihnen vielleicht ein paar vorschlagen, die ihnen
vielleicht stehen könnten?". Entrüstet brüllt er Sie an: "Wie können
Sie es wagen! Ich will nicht, dass Sie etwas über mich wissen! Das
Wissen, dass ich hier stehe gehört mir und sonst niemanden!"
In der "virtuellen" Welt, würde man diese Menschen natürlich in ihren
Sorgen völlig ernst nehmen. Aber in der "realen" Welt, da fehlt uns
leider noch die Sensibilität für ihre Sorgen.
Ich habe wirklich kein Problem mit Datenschutz; das wäre auch absurd.
Und ich lege auch sehr viel wert darauf, dass ich kontrollieren kann,
welche Daten von mir ins Netz fließen. Aber gebrachten Beispiele sind
doch ziemlich unzutreffend. Wichtiger: Die Datenschutz-Diskussion um
Facebook, Streetview und Co. halte ich für kontraproduktiv. Es gibt
wichtige Fragen des Datenschutz, wie etwa, warum Banken meine
Kontobewegungen ins Ausland weitergeben dürfen, woher die GEZ meine
Adresse hat, oder wieso der Staat im Zensus2010 wissen muss, mit
wievielen Menschen ich zusammenlebe. Und es gibt unwichtige Fragen
des Datenschutz, wie etwa, welche Default-Einstellungen Facebook hat,
oder ob Google weiß, dass es täglich #-viele Anfragen nach "porn" auf
google.de gibt.
In der öffentlichen Diskussion gibt es aber leider fast
ausschließlich um die unwichtigen Fragen. Sie verdrängen völlig die
ernstahften Gefahren für unsere Privatsphäre, die IMHO nach wie vor
am stärksten von staatlichen Stellen oder ähnlichen Institutionen
ausgehen.
Und muss man tatsächlich Nerd sein, um der Meinung zu sein, dass man
selbst auf seine Daten aufpassen muss und kann? Wenn jemand etwas
installiert, mit dem er in mein Schlafzimmer spähen kann, dann ist
das empörend und strafbar, keine Frage. Aber Facebook und co. kommt
nicht zu mir; sie umgehen keine Sicherheitslücken um in meine
"virtuelle" Privatsphäre (bzw. Schlafzimmer), etwa meine persönlichen
Dateien, einzudringen. Ich komme zu ihnen. Ich gebe ihnen Daten, von
denen ich will, dass sie sie haben, weil ich mir einen persönlichen
Nutzen davon verspreche. Dass die Facebooks dieser Welt die Daten
auch für ihre Interessen nutzen, weiß ich oder ich habe zumindest die
Pflicht es zu wissen.
Mich stört es sehr, dass man das Internet juristisch noch weiter
verminen will, weil man sämtliche Eigenverantwortung der Surfer
negieren will. Und letztlich geht es doch darum: Man will die Dienste
nutzen, aber man will sich nicht selbst um die eigene Privatsphäre
kümmern. Das sollen andere tun.
Ich bin bei keinem Sozialen-Netzwerk, hätte aber gerne mal Google+
ausprobiert. Aber das verlangt einen Klarnamen und ich will nicht,
dass mein Klarname im Internet auftaucht. Also melde ich mich bei
Google+ nicht an. Tja, tatsächlich: Manchmal ist es so einfach. Und
99% der scheinbaren Datenschutz-Probleme der Gegenwart könnte man
IMHO tatsächlich mit ein bisschen Eigenverantwortung beheben. Das ist
dann auch kein "Wettrüsten", sondern simple Medienkompetenz.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen bzw. Grenzfälle. Google-Analytics
ist so ein Fall. Ich komme nicht zu ihnen (bzw. nur indirekt: Ich
gehe zum Webseiten-Betreiber der vorher zu Google-Analytics gegangen
ist) und sie aggregieren dennoch einige meiner Daten. Mich persönlich
stören speziell derartige Dienste nicht, weil ich in den aggregierten
Daten keine Verletzung der Privatsphäre sehe. In derartigen Fällen
kann ich aber verstehen, wenn man ein Problem damit hat, denn im
Gegensatz zu Facebook und Co. muss man dort proaktiv tätig werden, um
seine Daten zu schützen.
Übrigens: Haben Sie Geld für diesen Artikel bekommen, Herr Friedrich?
Wenn ja, dann kommt das vermutlich von der Werbung, auf dieser Seite.
Und dann muss ich sagen, finde ich das ein wenig heuchlerich. Es
unmoralisch zu finden, wie das Geld erhoben wird, aber dennoch daran
zu partitizipieren.