Ich glaube ja sehr an Psychosomatik, und damit auch an den starken Einfluss psychischer Verfasstheit auf auch das physische Wohlbefinden. Nicht ohne Grund nannte Friedrich der Große sein Lieblingsschloß in Potsdam Sanssouci, "ohne Sorge".
Ich bin in den 70ern aufgewachsen, in bescheidenem aber gesicherten Lebensverhältnissen. Ich habe diverse Ausbildungen problemlos machen können, und meine Berufe nach persönlichem Interesse wählen können. Ein Job-Wechsel war völlig problemlos. Mein komplettes Umfeld lebte in ähnlichen, abgesicherten Verhältnissen. In der Grundschule fanden sich Kinder aus Arbeiterfamilien und Unternehmerkinder, prekäre an den Rand gedrängte Existenzen waren kaum wahrnehmbar, auch wenn es auch damals Sozialhilfeempfänger darunter gab. Aus heutiger Sicht, finde ich die damaligen Lebenswelten sehr nivelliert, ein common sense war trotz sehr unterschiedlicher Herkunft spürbar. Und das macht weniger Stress.
Als Erwachsener zog ich dann nach Köln, und erlebte dort zum ersten mal sowas, wie Köln-Chorweiler, eine Stadtrand-Trabantenstadt mit anonym wirkenden Hochhäusern, eine tote Innenstadt dort, die wie eine urbane Wüste wirkte und stumpf dahervegetierenden Jugendlichen - abstoßende Architektur trifft aussortierte, sich als überflüssig wahrnehmende Menschen - und das macht etwas mit einem. Soziale Brennpunkte, die seit dem stark zugenommen haben, machen etwas mit einem. Abgehängt und sich als Chancenlos empfinden, auch. Und nimmt so etwas zu, verfestigt sich, bleibt das auch nicht ohne Folgen für die Gesundheit - davon bin ich überzeugt.
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