Sagt jedenfalls Camus.
Und da sind in dieser Gesellschaft eben nicht nur Meinungen gespalten, sondern Interessen.
Wer z.B. als Risikopatient und als Angestellter eines Unternehmens vor dem Bildschirm sitzt, beschwert sich höchstens darüber, dass er morgens noch in vollen Bussen sitzen muss und niemand seinen Chef zwingt, ihn ins Homeoffice zu schicken.
Wer seinen Laden schließen muss und kein Einkommen mehr hat, wägt nicht nur das Risiko anders ab, sondern die zwei Bedeutungen von Existenz in unserer Sprache.
Da entstehen ganz von selbst gegensätzliche Meinungen, die aber beide das gleiche Ziel haben. Ein schnelles Ende der Pandemie. Und das ist durch Eindämmung und wirklich harten Lockdown am schnellsten zu erreichen.
Der Fehler, den die Regierungen gemacht haben war, sich auf Kompromisse einzulassen und zwischen Öffnung und Schließen einen Mittelweg finden zu wollen. Das hat nicht nur die Pandemie verschlimmert, sondern auch die Polarisierung vorangetrieben, wo eigentlich alle das gleiche Ziel hatten.
Denn so scheint es der jeweils anderen Seite, die Regierung stünde eher auf der Gegenseite. Für Menschen, die überzeugt waren, durch einen wirklich harten Lockdown sei es schnell zu beenden, hat die Regierung viel zu viele Lockerungen erlaubt und dem Virus zuviel Raum gegeben. Für jene, die weniger Maßnahmen wollten, war die Regierung zu sehr auf der Seite der Experten, welche harte Maßnahmen forderten, obwohl die Vorgaben dieser Experten nie in Gänze umgesetzt wurden.
Wir hätten nie so lange fackeln dürfen im Frühjahr 2020. Ein bisschen China für 3 Monate hätte weit weniger Schaden angerichtet als dieses Elende Tauziehen, auf das sich die Regierung eingelassen hat.
Wo Einigkeit und Konsequenz gefragt ist, haben unsere geheiligten, mediendemokratischen Diskussionsrituale ganz offensichtlich einen immensen Nachteil. Einfach noch mehr diskutieren hilft dann auch eher nicht.