Mrothyr schrieb am 8. September 2009 12:25
> a0033796 schrieb am 7. September 2009 16:15
>
> > Jedenfalls kann der Staat mit Ressourcen nicht zwingend besser
> > umgehen als die private Wirtschaft. Wie lange gibt es schon den
> > Kapitalismus und was gab es vorher? Richtig, alles wurde vom Staat
> > kontrolliert.
>
> Wie kommst du auf die Idee? Erst seit es den Kapitalismus gibt, gibt
> es auch den Staat als Gemeinwesen in unserem Sinne. Vorher war der
> Staat ein privates Machtmonopol auch über die Produktionsmittel - ich
> glaube es war der französische Sonnenkönig, der sagte "Der Staat bin
> ich".
Letzter Satz auch falsch, s.u.
> [...] Der Staat funktioniert in einer Diktatur
> als privates Machtorgan des Diktators - und damit können mit Fug und
> Recht die Staaten vor den bürgerlichen Revolutionen (und des dabei
> entstehenden marktorientierten Kapitalismus) als
> staatsmonopolkapitalistische Systeme interpretiert werden.
Solche Diktatoren gibts erst seit dem K. Aber wo die Begriffe fehlen
paßt ja alles in den großen Eintopf.
> Eine der größten Täuschungen der heutigen Zeit ist die, daß der Kapitalismus
> eine neuzeitliche Erfingung wäre, die mit der Industrialisierung
> einherging. Kapitalismus ist so uralt wie der Tauschhandel und die
> Arbeitsteilung, er tendierte nur zeitweise zu absoluten Monopolen -
> und damit einhergehend zu absoluten Diktaturen. Der größte Erfolg der
> bürgerlichen Revolutionen war die Wiederherstellung des Marktes als
> ökonomisches Ordnungsprinzip.
Wenn du Kapitalismus mit Tauschhandel verwechselst begehst du einen
Kategorienfehler, tatsächlich ist Kapitalismus schon per Definitionem
MEHR als Tauschandel ebenso wie Multiplikation mehr ist als Addition.
Dein Kapitalismusbegriff ist eine überweite Hose die allen paßt, aber
niemanden kleidet.
Wir haben zunächst den Tausch Ware <--> Ware, aus dem sich über eine
spezielle Geldware das Geld als allgemeines Äquivalent herausbildet.
Erst mit dem Tausch Ware -- Geld und Geld -- Ware fallen Kauf und
Verkauf zeitlich auseinander und sind Krisen überhaupt möglich.
Die bürgerliche Ökonomie verhandelt freilich immer noch in der
Theorie des einfachen Warentausches, bei dem eine Krise garnicht
möglich ist, was die bÖ dadurch quittiert, sämtliche Krisen äußeren,
nichtökonomischen Ereignissen zuzuschreiben, da ja der religiöse
Glaube an die unsichtbare Hand des Marktes unfehlbar ist.
Kapital ist Geld in der Bewegung Geld --> mehr Geld. Die elementare
Form tritt auf als Zins für geliehenes Geld, sodann im Handel als
Handelsgewinn mit Geld --> Ware --> mehr Geld.
Vom Kapitalismus im eigentlichen Sinn kann man aber erst reden, wenn
sich das Geld auf die industrielle Produktion wirft in der Form
Geld --> Produktionsmittel + Arbeitskräfte ... --> mehr Geld.
Vorformen dieser kapitalistischen Produktionsweise finden sich im
Verlagssystem, aber da sind die Beschäftigten noch formal
selbstständig und es wird nicht ihre Arbeitskraft gekauft, sondern
deren Produkt (nach Abzug der Materialkosten).
Der eigentliche Industriekapitalismus wird auf etwa 1770, England und
die Textilindustrie, speziell die Weberei datiert. Das spezifische
der Maschine ist, daß sie das Werkzeug von der menschlichen Hand
emanzipiert. Ohne die Produktivität der großen Maschinerie wäre
Kapitalismus garnicht möglich.
Das spezifische am Kapitalismus ist, daß auf dem Markt Arbeitskräfte
gehandelt werden. In der Sklaverei ist der Sklave Sache, im
Feudalsystem der Sasse juristisch Person und wird über Plichten
(Frondienste, Naturalabgaben) ausgebeutet. Im Kapitalismus besorgt
die Notdurft seines Leibes daß der Proletarier einen Arbeitsvertrag
abschließten muß weil er keine eigenen Produktionsmittel hat und das
auch kann, weil er losgelöst von den (juristischen) Banden des
Feudalherren bzw. der Gilden ist.
Im Feudalismus ist der Staat nicht Eigentümer der Produktionsmittel,
noch nicht einmal der einzelne Feudalherr solange seine Sassen noch
auf eigenem Grund für sich selbst produzieren.
> a0033796 schrieb am 7. September 2009 16:15
>
> > Jedenfalls kann der Staat mit Ressourcen nicht zwingend besser
> > umgehen als die private Wirtschaft. Wie lange gibt es schon den
> > Kapitalismus und was gab es vorher? Richtig, alles wurde vom Staat
> > kontrolliert.
>
> Wie kommst du auf die Idee? Erst seit es den Kapitalismus gibt, gibt
> es auch den Staat als Gemeinwesen in unserem Sinne. Vorher war der
> Staat ein privates Machtmonopol auch über die Produktionsmittel - ich
> glaube es war der französische Sonnenkönig, der sagte "Der Staat bin
> ich".
Letzter Satz auch falsch, s.u.
> [...] Der Staat funktioniert in einer Diktatur
> als privates Machtorgan des Diktators - und damit können mit Fug und
> Recht die Staaten vor den bürgerlichen Revolutionen (und des dabei
> entstehenden marktorientierten Kapitalismus) als
> staatsmonopolkapitalistische Systeme interpretiert werden.
Solche Diktatoren gibts erst seit dem K. Aber wo die Begriffe fehlen
paßt ja alles in den großen Eintopf.
> Eine der größten Täuschungen der heutigen Zeit ist die, daß der Kapitalismus
> eine neuzeitliche Erfingung wäre, die mit der Industrialisierung
> einherging. Kapitalismus ist so uralt wie der Tauschhandel und die
> Arbeitsteilung, er tendierte nur zeitweise zu absoluten Monopolen -
> und damit einhergehend zu absoluten Diktaturen. Der größte Erfolg der
> bürgerlichen Revolutionen war die Wiederherstellung des Marktes als
> ökonomisches Ordnungsprinzip.
Wenn du Kapitalismus mit Tauschhandel verwechselst begehst du einen
Kategorienfehler, tatsächlich ist Kapitalismus schon per Definitionem
MEHR als Tauschandel ebenso wie Multiplikation mehr ist als Addition.
Dein Kapitalismusbegriff ist eine überweite Hose die allen paßt, aber
niemanden kleidet.
Wir haben zunächst den Tausch Ware <--> Ware, aus dem sich über eine
spezielle Geldware das Geld als allgemeines Äquivalent herausbildet.
Erst mit dem Tausch Ware -- Geld und Geld -- Ware fallen Kauf und
Verkauf zeitlich auseinander und sind Krisen überhaupt möglich.
Die bürgerliche Ökonomie verhandelt freilich immer noch in der
Theorie des einfachen Warentausches, bei dem eine Krise garnicht
möglich ist, was die bÖ dadurch quittiert, sämtliche Krisen äußeren,
nichtökonomischen Ereignissen zuzuschreiben, da ja der religiöse
Glaube an die unsichtbare Hand des Marktes unfehlbar ist.
Kapital ist Geld in der Bewegung Geld --> mehr Geld. Die elementare
Form tritt auf als Zins für geliehenes Geld, sodann im Handel als
Handelsgewinn mit Geld --> Ware --> mehr Geld.
Vom Kapitalismus im eigentlichen Sinn kann man aber erst reden, wenn
sich das Geld auf die industrielle Produktion wirft in der Form
Geld --> Produktionsmittel + Arbeitskräfte ... --> mehr Geld.
Vorformen dieser kapitalistischen Produktionsweise finden sich im
Verlagssystem, aber da sind die Beschäftigten noch formal
selbstständig und es wird nicht ihre Arbeitskraft gekauft, sondern
deren Produkt (nach Abzug der Materialkosten).
Der eigentliche Industriekapitalismus wird auf etwa 1770, England und
die Textilindustrie, speziell die Weberei datiert. Das spezifische
der Maschine ist, daß sie das Werkzeug von der menschlichen Hand
emanzipiert. Ohne die Produktivität der großen Maschinerie wäre
Kapitalismus garnicht möglich.
Das spezifische am Kapitalismus ist, daß auf dem Markt Arbeitskräfte
gehandelt werden. In der Sklaverei ist der Sklave Sache, im
Feudalsystem der Sasse juristisch Person und wird über Plichten
(Frondienste, Naturalabgaben) ausgebeutet. Im Kapitalismus besorgt
die Notdurft seines Leibes daß der Proletarier einen Arbeitsvertrag
abschließten muß weil er keine eigenen Produktionsmittel hat und das
auch kann, weil er losgelöst von den (juristischen) Banden des
Feudalherren bzw. der Gilden ist.
Im Feudalismus ist der Staat nicht Eigentümer der Produktionsmittel,
noch nicht einmal der einzelne Feudalherr solange seine Sassen noch
auf eigenem Grund für sich selbst produzieren.