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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

Re: Totes Denken

schopy schrieb am 25. Mai 2012 18:19

> Nach Kant/Fichte (evtl. sollte man noch Hegel erwähnen) hat sich die
> Mainstream-Philosophie Anderem, leichter Zugänglichem zugewendet
> (oder hat geheideggert). Es gab keine Weiterentwicklung - auch nicht
> in dem Sinne, dass irgendwer einen herben Fehler bei Kant/Fichte
> entdeckt hätte und darauf hin was Neues/Besseres gemacht hätte. Das
> Wissenwollen kam einfach aus der Mode und hat sich in kleine
> erlauchte Kreise zurückgezogen.

Das sehe ich etwas anders. Erstens ist der Idealismus dieser Zeit
zwischenzeitlich komplett aus der Mode gekommen.
Zweitens fand eine solche Auseinandersetzung ja sehr wohl statt:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Two_Dogmas_of_Empiricism

Hier wird zum Beispiel die Unterteilung in analytische und
synthetische Sätze angegriffen.

> Ähnliches kann man auch über die Versuche des sog. Wiener Kreises sagen und 
> vielen andern Strömungen.

Fairerweise muss man sagen, dass der Kantismus heute ja auch keine
besonders breite Anhängerschaft mehr hat...

> Eine "Philosophie", die sich bei der Auseinandersetzung mit Kants KrV
> auf Begriffsklärung und auf diese höchst seltsame "Analyse
> transzendentaler Argumente" beschränkt, gleicht jemandem, der von
> seiner Traumfrau zu einer Liebesnacht eingeladen wird, ihr vor Lust
> bibbernd aus den Kleidern hilft, um dann - mit den Kleidern zu
> spielen.

Eine nette Metapher. Und welche Entwicklung der Philosophie hätte dir
mehr behagt? Ich meine, die im Zuge der Kantrezeption anfallenden
Entwicklungen und Systeme sind ja schon entwickelt worden.

> Was ich hier für die angelsächsische Analytische Philosophie
> angedeutet habe, gilt für den Mainstream der Philosophie insgesamt.

Die Unzufriedenheit mit den philosophischen Mainstream ist wohl so
alt wie die Philosophie selbst. Ich verstehe nun allerdings etwas
besser, in welche Richtung deine Kritik zielt.

> Und in der Universität? Ich habe meinen Magistervater nach einer
> längeren Diskussion eines KrV-Details mal gefragt, was denn nun seine
> eigene Position hierzu sei. Er hat daraufhin verschiedene - teils
> sich gegenseitig ausschließende - Meinungen aus der Sekundärliteratur
> referiert. "Ja, ok, und wie sehen Sie selbst das?" Keine Antwort.
> Ausweichen. Bloß nicht inhaltlich Position beziehen. Feigheit...

Das ist natürlich ärgerlich, besonders, wenn man selbst gerne eine
Diskussion geführt hätte.

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