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  • Mrothyr

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Re: pro-EU

Lasse Reden schrieb am 3. November 2012 14:00

Das ist alles so schizophren in der Verengung auf Schlagwörter. Ich
bin pro Europa, aber kontra EU. Ich bin pro kulturelle Freiheit, aber
kontra Kulturimperialismus. Ich bin pro Auflösung nationaler
politischer Strukturen, aber gegen eine Etablierung transnationaler
"Regierungen".

Die ganze Diskussion wird eingeegt und verschlagwortet - und da
stehst du davor und sollst dich zwischen zwei Extremen entscheiden:
Deutscher Nationalismus kontra EU (weder noch). Multikulti oder
Monokultur (weder noch). Ursprünglich ging es mal um die individuelle
Freiheit - also persönliche Wahl, welcher Kultur man sich zugehörig
fühlt oder welche kulturellen Eigenheiten man für sich wählt. Nicht
stramm "deutsch" oder "amerikanisch", aber auch nicht "islamisch".
Sondern das, wo man sich wohlfühlt. Kein Kopftuchzwang, aber auch
kein Kopftuchverbot. Keine Burka, aber auch nicht unbedingt
Dauer-FKK. Persönliche Entscheidung, kein Konformismus.

Ebenso in der Politik, die vielgerühmte Basisdemokratie. Momentan
hochgeschichtete Hierarchien, die inzwischen in Brüssel münden.
Transnationale Abkommen ohne demokratische Legitimierung bestimmen
die Politik. Den kleinen Strukturen (Kommunen) wird immer mehr
Entscheidungsfreiheit genommen. Das kann man nicht befürworten. Auf
der anderen Seite ist Basisdemokratie aber auch nciht der
Laberverein, den man im Liquid Feedback grad beobachten kann, wo man
in Berlin meint, über Entscheidungen in Bayern mitdiskutieren zu
müssen. Wo man in Köln meint, eine Meinung über Dresdner Lokalpolitik
haben zu müssen. Basisdemokratie ist auch imemr die Begrenzung der
politischen Entscheidung auf die von der Entscheidung BETROFFENEN,
etwas was Liquid Feedback ganz ausläßt. Genau wie die "normale"
Politik, wo ja inzwischen auch in Brüssel entschieden wird, ob in
Hintertupfingen eine öffentliche Toilette gebaut werden darf (ja, das
ist Rhetorik). Machtaufspaltung war mal das Gebot, nicht der
Austausch des Diktators in einer zentralisierten Welt durch die
Labermasse.

Kann sich eigentlich irgendwer noch an das Prinzip der "Liquid
Democracy" erinnern? Auch da ging es nicht um die "Intelligenz des
Schwarms", sondern darum, Meinungsdelegation sachbezogen und
dynamisch erledigen zu können, statt alle Jubeljahre eine politische
Religion zu wählen. Liquid Feedback hat damit etwa so viel zu tun wie
industriell hergestellter Met mit Honig.

So zielt die PP mit plakativen Sprüchen und untauglichen Mitteln
inzwischen nicht nur an der öffentlichen Meinung, sondern auch an
vielen ihrer Mtglieder vorbei. Und befindet sich in der
Teufelsspirale plakativer Personaldiskussion, die es jemandem, der
tatsächlich an der Sache arbeiten will, komplett verleidet, müßte er
sich doch erst mal selbst vordrängeln...

Parteitage... Was ist eigentlich aus dem "virtuellen Parteitag"
geworden? Daß alle Personalentscheidungen nur von den Anwesenden
eines Parteitages getroffen werden bringt es mit sich, daß
Privilegienmuschies und gut vernetzte Egozentriker sich auf die
Posten schieben. Mit "Basisdemokratie" hat das auch nicht viel zu tun
- es gibt noch solche Sachen wie Arbeit, Familie und ganz prmitive
ökonomische Hindernisse... Wollten wir nicht mal eine "virtuelle"
Partei sein?

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