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Avatar von elfboi

mehr als 1000 Beiträge seit 30.06.2001

Re: Das ist die Tragik der Allmende. (Warnung: „neoliberal“)

Nein, eine Allmende ist kein Privateigentum, aber es gab eben im Mittelalter viele ungeschriebene Gesetze und Verträge, in welche die meisten Menschen bereits reingeboren wurden, weil irgendwelche Vorfahren diese vor Jahrhunderten geschlossen hatten, oft in Reim und Metrum formuliert, damit die analphabetischen Dorfbewohner sie sich besser merken konnten. Das Land gehörte dann technisch zwar dem jeweiligen Feudalherren, war aber rein praktisch der Nutzung der Dorfgemeinschaft überlassen, galt nicht als Privateigentum des Fürsten, sondern stand nur unter dessen Schutz.
Erst mit dem Aufkommen des Frühkapitalismus enstanden die Probleme, weil die Feudalherren anfingen, die alten Abkommen aufzukündigen, um Land zu privatisieren, und weil Geld immer wichtiger wurde. Konnten zuvor die Dorfbewohner ganz gut ohne viel Geld klarkommen, wurde ihnen nun immer mehr Allmendeland weggenommen, so daß sie mit weniger Land klarkommen mußten, und gleichzeitig fielen mit den alten Abkommen auch die sozialen Kontrollen darüber, wer das Land wie genau nutzt. Der Sinn und Zweck davon war auch teilweise, die Armen von den Dörfern in die Städte zu treiben, um Arbeitskräfte für die neuen Manufakturen zu haben, wo Handwerker nicht mehr selbständig mit eigenem Werkzeug und Material arbeiteten, sondern als Arbeiter für einen Manufakturbesitzer, dem das Werkzeug und Material gehört.

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