Anstatt sich, wenn der "politische Gegner" oder auch nur der "Nicht-Initiierte", redet, die Ohren zu verstopfen und sich hinterher wie ein kleines Kind plärrend hinzustellen "Aber ich habe doch Recht! Ich bin der/die/das Gute!", sollte man auch am linken Ufer mal wieder hinhören, welche Probleme da angesprochen werden, dann auch dafür mal eigene Lösungen präsentieren, anstatt sich auf ideologische Frontstellungen im Elfenbeinturmformat zu verschanzen, gelegentlich auch mal Gemeinsamkeiten erkennen, pragmatisch handeln, anstatt aus falsch verstandener Abgrenzung jeden Kompromiss zu vermeiden und letztlich über Gegensätze und unvereinbare Positionen auch mal wieder diskutieren, anstatt die Unentschlossenen mit Dogmatismus und Absolutheitsanspruch zu vergraulen.
"Mit Nazis spricht man nicht" ist die unsinnigste und letztlich gar katastrophalste Parole, die es gesellschaftlich geben kann.
Wenn Diplomatie, wenn das Reden miteinander, aufgegeben wird, was bleibt dann übrig?
Nichts, was sich eine selbstproklamierte "Friedenspartei" auf die Fahnen schreiben könnte!
Zugleich überlässt man damit dem Gegner sogar das Feld, wenn seine Positionen eben unwidersprochen im Raume stehen und kann sich so nur noch auf Verbote, Zensur und Diskursuntersagung im gesamten öffentlichen Debattenraum, ja in der gesamten Gesellschaft, versteifen. Was das für die äußere Wahrnehmung bedeutet, mag man sich mal überlegen, auch in Hinblick auf die Wahl der Mittel, die dann eben selbst nicht mehr als anti-faschistisch gelten können.
Demokratie, so habe ich es einst gelernt, lebt von der Pluralität der Meinungen, von der lebendigen Debatte, von der Kompromissfindung. Wenn dies alles aber nicht mehr sein soll, nicht mehr sein darf, was bleibt dann von der Demokratie, außer einer blutleeren Hülle, gefüllt dafür mit Arroganz, Überlegenheitsdünkel und neuem Elitismus übrig? Was unterscheidet es dann noch von einer Despotie und Diktatur?
Und inzwischen wuchert das Myzel der Meinungs-Monokultur bis tief in die innerparteiliche Wirklichkeit, wo bereits nur noch eine Einheitsmaxime Raum haben darf und alles abweichende, alles, was nicht der "neuen reinen Lehre" entspricht, weggebissen, ausgestoßen und ins Abseits gestellt wird. Diskussion ist nicht erwünscht und findet nicht statt! Höchstens noch zur Ablenkung von fundamentalen Richtungswechseln über Nebensächlichkeiten, dafür dort ad nauseam...
Und, das mache man sich bewusst!, dies ist auch das Bild, welches die "neue Linke" für die gesamte Gesellschaft etablieren will!
Einheitsmeinung, Einheitsdenken, Einheitssein - du bist Nichts, das Kollektiv ist Alles und die Partei hat immer Recht!
Daran ist schon mehr als ein sozialistisches Experiment gescheitert.
Die Hoffnung war da, dass man inzwischen endlich aus den Fehlschlägen und Fehlentwicklungen der Vergangenheit gelernt hätte. Leider muss man diese wohl doch mal wieder fahren lassen...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.03.2021 09:50).