Man kann Wagenknecht und di Masio in ihrer Einschätzung nur beipflichten. Die Tendenz zur Sozialdemokratisierung Der Linken ist unübersehbar, der Endpunkt dieses Prozesses abschätzbar. Der liegt im jetzigen Zustand der SPD-Mitgliedschaft so, daß allgemeiner Konsens ist, "die Genossen wollen keine theoretische Diskussion", d.h., es gibt keine theoretische sozialistische Basis mehr.
Man soll sich jedoch hüten, hier einen Gegensatz zu früheren Verhältnissen zu erblicken. Diese Entwicklung war schon in der SED dominant. Nur wenige Mitglieder kamen aus dem Proletariat, dazu noch einflußlos, das Gros stellten Funktionäre und deren Kinder. Das konnte auch nicht anders sein, da sich die Partei als Avantgarde bzw. selbst als Arbeiterklasse gerierte, eine Folge des Leninismus/Stalinismus, der bis heute auch die Strukturen auch Der Linken bestimmt. Die Ironie der Geschichte will es, daß z.B. ausgerechnet ein erklärter Feind der kommunistischen Parteien Klaus Mehnert eine bemerkenswerte Analyse dazu in seinem Buch "Der Sowjetmensch" vor Jahrzehnten schon lieferte und diese Tendenz erkannte. Seine Analyse sagte voraus, daß aus dem Personalfonds der KPdSU, vor allem dem Komsomol, in dem die Kinder der Funktionäre den Ton angaben, unter anderen Verhältnissen eine neue Führungsschicht entstehen würde, die nichts mehr mit der Partei zu tun hätte. Aus dieser Schicht kamen die heutigen Oligarchen. Die meisten Mitglieder waren sowieso nur oberflächlich mit einem Sammelsurium an Versatzstücken der Theorie ausgerüstet, oft nicht mal das. Von gebildeten und klassenbewußten Marxisten konnte keine Rede sein.
Die jetzige Entwicklung in Der Linken ist nicht ein Bruch mit ihrer Vergangenheit, sondern mehr deren Fortsetzung unter anderen Bedingungen.
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