Dann hat die Linke aber ein gehöriges Kommunikationsproblem, wenn es dort diese urlinken Themen nicht mal in den Wahlkampf schaffen, stattdessen aber dort identitätspolitische Slogans dominieren und auch in den "Diskussionsrunden" höchstens utopische und unausgegorene Forderungskonzepte ohne Realitätsbezug präsentiert werden, bzw. man die Folgen dessen, was man da radikal umsetzen will, einfach ausblendet.
Inzwischen würden wohl viele denken, wenn sie auf einem Plakat der PDL "HartzIV abschaffen!" lesen, dass es ersatzlos gestrichen werden soll, weil ein tragfähiges und finanzierbares (abseits einer populistischen "Millionärssteuer" mit fiktivem Ertrag) Alternativkonzept nicht vermittelt wird - nicht nur medial!
Selbst eine Rückkehr zum Vor-Schröder'schen Sozialstaat wäre ja schon eine ansatzweise Verbesserung, auf der man aufbauen könnte, wird aber ebenso von linker Seite bekämpft, weil man gleich mit dem Anspruch der Maximalforderung antritt, und wenn die scheitert, sie lieber ganz aufgibt, als evtl. erstmal etwas runterzuschrauben.
Und dann das unsägliche Berücksichtigen-Müssen aller Partikularinteressen, das eben genau dieses Bild der Identitätspolitik als Hauptmerkmal vermittelt.
Die judäische Volksfront lässt grüßen...
Ich fürchte, dass auch mit der Linken der Sozialstaat bald Geschichte sein wird, wenn nicht gar durch diese selbst aktiv mit beseitigt, weil dann eben alle nichts haben, anstatt einige etwas mehr und ganz wenige ganz viel - ist doch viel gerechter, oder?!
Eventuell muss man aber, um diese Gefahr zu erkennen, mal die rosarote Nickelbrille absetzten und der Lebenswirklichkeit abseits des urbanen Millieus, abseits der ASten und abseits der Debattierclubs von gelangweilten Zahnarztfrauen über "soziale Gerechtigkeit, Klimawandel und die abstoßenden Eigenschaften des proletarischen Pöbels" ins Auge schauen...
Und nein, im Gegensatz zu dem, was mir vorgestern robbypeer unterstellt hat, versuche ich nicht, die "linke Idee", in deren Definition uns mittlerweile wohl ganze Welten trennen, schlechtzureden, sondern vermisse eben diese einfach in der politischen Wirklichkeit. Es ist ein Stochern in der Wunde in der Hoffnung auf Heilung, auch durch Kuvettieren des nekrotischen Gewebes und der Neoplasien, und nicht auf das endgültige Ableben durch kapitalistische Sepsis... Derzeit steigt das Fieber beim Patienten und nähert sich rapide den 42°C.