Im Zeitraum 2010 - 2020 stieg im Euroraum die Geldmenge M3 um 55 %, währenddessen die reale Wirtschaftsleistung nur um 7,2 % zulegte.
IFO u. ä. erzählten uns lange, dass die EZB nicht in der Lage sei, via Ausweitung der Geldmenge Wirtschaftswachstum zu generieren, weil die Geldbesitzer das Geld horten statt auszugeben.
Tatsächlich hat die EZB sich dann auch darauf konzentriert, das Horten zu erschweren. Banken mussten auf ihre EZB-Guthaben Negativzinsen zahlen. Das herkömmliche private Sparbuch verlor jegliche Bedeutung. Der EZB-ergebene Mainstream erzählte den Menschen sogar, der 500-Euro-Schein müsse wegen Vermeidung von Fälschungen aus dem Verkehr gezogen werden (die Schweiz gab zur gleichen Zeit einen neuen 1000-Franken-Schein heraus).
Die Bürger, zumindest soweit sie mit einem Geldüberschuss über ihre notwendigen Ausgaben ausgestattet waren, reagierten auf zweierlei Art. Zum einen erwarben sie vermeintlich entwertungssichere Geld-Derivate, vor allem Aktien, aber auch Immobilien. Das führte zu Preissprüngen bei den Vermögenswerten und zuletzt auch zu Knappheiten bei Material und zu Preissteigerungen. Zum anderen will man - gerade nach den Corona-Einschränkungen - das Geld ausgeben, - für langlebige Konsumgüter, für Urlaubsreisen, für Entertainment, - was gleichfalls die Inflation befördert.
In den USA steigen, zwar noch moderat, allmählich die Zinsen. Für eine 10jährige US-Anleihe bekommt man rund 1,7 % "Positiv"-Zins, für deutschen Anleihen zahlt man "Negativ"-Zinsen. Auch in vielen europäischen Ländern ausserhalb des Euroraums wurde der Leitzins angehoben.
Das Verzwickte im Euroraum ist aber, dass jedes Zuckeln an der Zinsschraube die Staatsschulden-Krise wieder auf die Tagesordnung bringt. Das EU-Strukturgefälle Nord-Süd hat sich in der Corona-Krise verschärft, die Staatsschulden von Griechenland & Co sind im Verhältnis zum BIP weiter gestiegen, obwohl die EU einen Teil dieser Schulden jetzt auf ihr eigenes Konto bucht. Inflation und nicht zu stoppende Geldschwemme decken die Krise des Euroraums auf. Gespannt darf man sein, ob jetzt zumindest eine offene und ehrliche Debatte über das strukturelle Dilemma des Euroraums geführt werden darf.