Das, was Baumann den Lesern als Alternative zum Konservatismus
bietet, ist extrem fragwürdig und zeigt vielleicht auch, warum die
Konservativen in politischen und die Neoliberalen in ökonomischen
Fragen die aktuellen Diskurse dominieren.
Im Artikel von Baumann heißt es dazu:
"Oberndörfers Gegenmodell ist die "offene Gesellschaft".
Kulturelle Werte dürfen individuell interpretiert, akzeptiert oder
zurückgewiesen werden. Jede Kultur besteht somit unvermeidlich aus
Mischungen. Begrenzt wird der kulturelle Pluralismus allein durch die
Verfassung und die von ihrer rechtlichen und politischen Ordnung
gesetzten Schranken. Der Soziologe Gerhard Hauck hat wiederholt auf
den Prozesscharakter von "Kultur" aufmerksam gemacht. Entgegen einem
essentialistischen Verständnis ist Kultur kein Container und nichts
Festes.
Auf diese Weise lässt sich das Alternativmodell zur neubürgerlichen
Spießergesellschaft klar umschreiben: eine kulturell offene,
ungebremste und unblockierte Gesellschaft. Offenheit beruht nicht auf
Egalität, sondern auf einem Bekenntnis zum Individualismus. Dieser
wird jedoch von den Neubürgerlichen stets mit Egoismus gleichgesetzt.
Dagegen hat "Egoismus (...) mit Individualität so viel zu tun wie
Syphilis mit Liebe." (Mathias Horx)"
Was bietet uns Baumann also als Alternative zum Konservatismus an?
Vielfalt/Pluralismus begrenzt durch GG und pol. Ordnung, Kultur sei
im Fluss bzw. in ständiger Entwicklung, deshalb müsse es eine offene
Gesellschaft geben, die auf Individualismus und nicht auf Egalität
beruht.
Da sitzt man als Nicht-Konservativer doch ein bisschen fassungslos
vor dem Bildschirm. Denn: Pluralismus ist für den Wertkonservativen
kein Problem, er zieht die Grenzen nur ein bisschen enger.
Entwicklung sieht der Konservative auch, er will bloß seine
Wertgrundlagen jeweils in die Neuerung mitnehmen. Und Individualismus
statt Egalität ist nachgerade ein Teil des konservativen
Glaubensbekenntnisses. Was also soll an Baumaunns Darstellung denn
nun die Alternative sein? Die Gesellschaft als "offen" zu bezeichnen
und damit zu insinuieren, der Konservative sei nicht offen, reicht
nicht aus. Offen wofür? Die Bayern und die CSU halten sich in ihrer
krachledernen Hightech-Kultur für sehr weltoffen und sind es (in
begrenztem Maße) auch.
Katastrophal ist die Ablehnung von gesellschaftlicher (!) Egalität,
mit der Baumann zeigt, wie sehr er selbst schon durch den
konservativen Wertediskurs beeinflusst ist.
Gesellschaftliche Egalität ist die Voraussetzung für *echte*
Individualität. Und das als Forderung träfe die (Neo-)Konservativen
wirklich, da sie ja als Bewahrer von traditionellen Normen und Werten
die gesellschaftliche Egalität für unmöglich und deshalb auch für
nicht erstrebenswert halten.
bietet, ist extrem fragwürdig und zeigt vielleicht auch, warum die
Konservativen in politischen und die Neoliberalen in ökonomischen
Fragen die aktuellen Diskurse dominieren.
Im Artikel von Baumann heißt es dazu:
"Oberndörfers Gegenmodell ist die "offene Gesellschaft".
Kulturelle Werte dürfen individuell interpretiert, akzeptiert oder
zurückgewiesen werden. Jede Kultur besteht somit unvermeidlich aus
Mischungen. Begrenzt wird der kulturelle Pluralismus allein durch die
Verfassung und die von ihrer rechtlichen und politischen Ordnung
gesetzten Schranken. Der Soziologe Gerhard Hauck hat wiederholt auf
den Prozesscharakter von "Kultur" aufmerksam gemacht. Entgegen einem
essentialistischen Verständnis ist Kultur kein Container und nichts
Festes.
Auf diese Weise lässt sich das Alternativmodell zur neubürgerlichen
Spießergesellschaft klar umschreiben: eine kulturell offene,
ungebremste und unblockierte Gesellschaft. Offenheit beruht nicht auf
Egalität, sondern auf einem Bekenntnis zum Individualismus. Dieser
wird jedoch von den Neubürgerlichen stets mit Egoismus gleichgesetzt.
Dagegen hat "Egoismus (...) mit Individualität so viel zu tun wie
Syphilis mit Liebe." (Mathias Horx)"
Was bietet uns Baumann also als Alternative zum Konservatismus an?
Vielfalt/Pluralismus begrenzt durch GG und pol. Ordnung, Kultur sei
im Fluss bzw. in ständiger Entwicklung, deshalb müsse es eine offene
Gesellschaft geben, die auf Individualismus und nicht auf Egalität
beruht.
Da sitzt man als Nicht-Konservativer doch ein bisschen fassungslos
vor dem Bildschirm. Denn: Pluralismus ist für den Wertkonservativen
kein Problem, er zieht die Grenzen nur ein bisschen enger.
Entwicklung sieht der Konservative auch, er will bloß seine
Wertgrundlagen jeweils in die Neuerung mitnehmen. Und Individualismus
statt Egalität ist nachgerade ein Teil des konservativen
Glaubensbekenntnisses. Was also soll an Baumaunns Darstellung denn
nun die Alternative sein? Die Gesellschaft als "offen" zu bezeichnen
und damit zu insinuieren, der Konservative sei nicht offen, reicht
nicht aus. Offen wofür? Die Bayern und die CSU halten sich in ihrer
krachledernen Hightech-Kultur für sehr weltoffen und sind es (in
begrenztem Maße) auch.
Katastrophal ist die Ablehnung von gesellschaftlicher (!) Egalität,
mit der Baumann zeigt, wie sehr er selbst schon durch den
konservativen Wertediskurs beeinflusst ist.
Gesellschaftliche Egalität ist die Voraussetzung für *echte*
Individualität. Und das als Forderung träfe die (Neo-)Konservativen
wirklich, da sie ja als Bewahrer von traditionellen Normen und Werten
die gesellschaftliche Egalität für unmöglich und deshalb auch für
nicht erstrebenswert halten.