Die Linken und insbesondere die 68er sollen also "alles
kaputtgemacht" haben, so das Lieblingslamento der vorgeblichen
Verteidiger des Konservativismus. Na ja. Die "33er" haben bezüglich
"alles kaputtmachen" wesentlich mehr zu bieten, und überhaupt machten
diese "33er" einen beträchtlichen Teil der vielgepriesenen
"Aufbaugeneration" nach dem Kriege aus. Aber sei's drum, der Artikel
handelt von den Leuten, die diese "Aufbaugeneration" nach über
fünfzig Jahren halbseitig blind verherrlichen und verklären.
Wer ergänzend dazu wissen will, wie es um die geistige Verfassung
dieser Leute wirklich bestellt ist, der sollte folgende Beiträge auf
Bildblog.de zu Kai Diekmanns Buch "Der große Selbstbetrug" lesen:
http://www.bildblog.de/2251/der-grosse-selbstbetrug-von-kai-diekmann
http://www.bildblog.de/2584/rezensiert-kai-diekmanns-buch
http://www.bildblog.de/schlecht-gelaunter-faust-am-montagmorgen
Insbesondere Nils Minkmars Zusammenfassung der Tiraden Diekmanns im
letzten Link ist wunderschön und kann getrost als Modell begriffen
werden, in welch engen und irrationalen Bahnen sich das Denken dieser
Leute im Grunde bewegt.
(Nicht, daß es auf der Linken nicht ebensolche Leute gäbe; aber
gerade wer sich statt den "Kampf für das Neue" das "umsichtige
Bewahren" auf seine Fahnen geschrieben hat, sollte doch wohl auch
umsichtiger argumentieren, oder?)
Lesenswert aber auch: Der beißende Spott von Alan Posener, dem,
obwohl Kommentarchef der "Welt am Sonntag", bei so viel Doppelmoral
seines Springer-Kameraden der Hut hochging:
"Ah ja, klar. (…) Die 68er haben K.D, gezwungen, als Chefredakteur
der Bildzeitung nach Auffassung des Berliner Landgerichts "bewusst
seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der
Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer" zu ziehen. Die 68er zwingen
ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage
abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten
Instinkte der Bild-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig
auf der Papst-Welle mitzuschwimmen."
Merke: Der größte Kritiker des Schweins ist nicht selten selber eins.
Daß dann diese wahren Worte ziemlich schnell von Welt-Online
heruntergeflogen sind, spricht auch Bände über das Verhältnis der
Springer-Konservativen zur Meinungsfreiheit: Sie endet dort, wo sie
das Geschäft stört. Des Pseudokonservativen wahres Verhältnis zu
"traditionellen Werten" dürfte übrigens ähnlich gelagert sein:
Verramschen, damit sie Kohle bringen!
Und es soll keiner sagen, das sei ja "nur die BILD"! Denn Söder ist
auch "nur" Söder.
Leute wie Matussek, Hahne, Di Fabio, Schirrmacher, Miegel oder Broder
mögen den intellektuellen Überbau der Pseudokonservativen errichten.
Die BILD dagegen schreibt fürs Volk; sie bereitet den Boden, auf dem
diese pseudokonservativen "Geistesgrößen" ungestört wandeln und
wirken können.
An den Springerschen Hundstruppen der Pseudokonservativen erkennt man
aber auch vorzeitig, wo die Reise in Wahrheit hingehen wird, wenn
idealistische Träumer wie Matussek und charakterlose Heuchler wie
Broder gemeinsam ein kleinbürgerliches Utopia errichten wollen. Daher
muß man auch diese im Auge behalten.
Noch etwas Konkretes zu Marcel M. Baumanns Artikel.
Vor allem diesem Satz möchte ich widersprechen: "Die 68er haben nicht
gegen Tischgebete und Ehrlichkeit rebelliert, sondern dagegen, dass
jene Brandstifter, die den Reichstag in Brand gesetzt hatten, sich
erneut die Macht im Nachkriegsdeutschland verschafften."
Das stimmt so nicht. Die Achtundsechziger haben sehr wohl gegen
Tischgebete protestiert. Oder präzise ausgedrückt: Gegen die
irrationale V e r b i n d u n g von Tischgebet und Ehrlichkeit. Der
Kampf gegen Altnazis in Amt und Würden folgte erst viel später.
Bürgerlicher Familiensinn betrachtet den einzelnen Menschen als von
Natur aus "unreif und böse", weswegen er von Anfang an wie ein wildes
Tier mit "Zucht und Ordnung" unterworfen und dressiert werden müsse.
Das wird erreicht, indem man den einzelnen Menschen (das Kind!) von
klein auf zu immer wiederkehrenden familiären Ritualen und starren
Verhaltensweisen nötigt, auch mit brutaler Gewalt.
Das Bundesjustizministerium schätzte damals, daß beispielsweise
allein im Jahr 1964 in Westdeutschland über 800 Kinder im Zuge von
"Erziehungsmaßnahmen" von den eigenen Eltern zu Tode geprügelt
wurden.
Diese "Erziehungsmaßnahmen" wurden und werden stets als "bedauerliche
Notwendigkeit in Einzelfällen" bagatellisiert, genau wie die immer
weiter ausgreifenden Antiterrormaßnahmen heute. Man ahnt, welch
weitreichende sicherheitspolitischen Konsequenzen es für die
Gesellschaft hat, daß bürgerliche Ideologen die Familie als
"Keimzelle des Staates" betrachten.
"Achtundsechzig" begann also schon viele Jahre vor 1968 im engsten
Familienkreis als Widerwille gegen den brutal durchgesetzten Zwang zu
sinnentleerten bürgerlichen Ritualen. Gegen das permanente
Verdächtigen, Überwachen und sadistische Bestrafen selbst der
angeblich geliebten eigenen Kinder. Und besonders dagegen, mit
welcher Selbstverständlichkeit die Elterngeneration für sich das
Recht beanspruchte, "das Böse" stets anderen (v. a. Schwächeren, wie
Kindern und Ausländern) zu unterstellen und Rechenschaft zu
verlangen, sich selbst jedoch für unfehlbar und unantastbar zu
halten.
Die Nazizeit war den frühen Blumenkindern und jungen Studenten
zunächst eher ziemlich Wurscht gewesen. Bis sie entdeckten, was für
eine mächtige Waffe die Frage "Was hast Du damals eigentlich
gemacht?" war, wenn der autoritäre Spießerpapa wegen schulterlangen
Haaren mal wieder einen Familienkrach anfing und dabei auch noch vom
Untergang des Vaterlandes phantasierte (als ob der nicht bereits 1945
stattgefunden hätte, und zwar gerade wegen "Zucht und Ordnung").
Und diese einfachen Fragen auf zunächst ganz private Nöte wurden erst
später auf die gesamte Nation ausgedehnt, als man, volljährig in den
Gefängnishof namens Gesellschaft entlassen, entdeckte, daß deren
autoritäre Repräsentanten auf Staatsebene nahezu dieselbe Rolle
spielten wie zuvor die autoritären Eltern in der Familie (getreu der
bürgerlichen Maxime "Die Familie ist die Keimzelle des Staates").
Daher die Schlußfolgerung der Linken damals: "Das Private ist
politisch".
Ich denke, an diesem ganz schlichten Satz sollte man das Vermächtnis
der Jugendgeneration vor vierzig Jahren festmachen - und darum
"Achtundsechzig" eben NICHT oberflächlich als kampfbetonten
Massenprotest und heroischen Aufstand gegen böse Nazis verklären.
Alleine schon deswegen, weil heute allerorten wieder gegen den
einzelnen Menschen zugunsten der kampfbereiten Masse zu Felde gezogen
wird. Und weil dank dieses grandiosen (Selbst-)Mißverständnisses
nicht wenige Achtundsechziger heute als warnendes Beispiel längst
selbst verspießert und verbürgerlicht sind, siehe unser kämpferischer
Ex-Steinewerfer in Princeton.
kaputtgemacht" haben, so das Lieblingslamento der vorgeblichen
Verteidiger des Konservativismus. Na ja. Die "33er" haben bezüglich
"alles kaputtmachen" wesentlich mehr zu bieten, und überhaupt machten
diese "33er" einen beträchtlichen Teil der vielgepriesenen
"Aufbaugeneration" nach dem Kriege aus. Aber sei's drum, der Artikel
handelt von den Leuten, die diese "Aufbaugeneration" nach über
fünfzig Jahren halbseitig blind verherrlichen und verklären.
Wer ergänzend dazu wissen will, wie es um die geistige Verfassung
dieser Leute wirklich bestellt ist, der sollte folgende Beiträge auf
Bildblog.de zu Kai Diekmanns Buch "Der große Selbstbetrug" lesen:
http://www.bildblog.de/2251/der-grosse-selbstbetrug-von-kai-diekmann
http://www.bildblog.de/2584/rezensiert-kai-diekmanns-buch
http://www.bildblog.de/schlecht-gelaunter-faust-am-montagmorgen
Insbesondere Nils Minkmars Zusammenfassung der Tiraden Diekmanns im
letzten Link ist wunderschön und kann getrost als Modell begriffen
werden, in welch engen und irrationalen Bahnen sich das Denken dieser
Leute im Grunde bewegt.
(Nicht, daß es auf der Linken nicht ebensolche Leute gäbe; aber
gerade wer sich statt den "Kampf für das Neue" das "umsichtige
Bewahren" auf seine Fahnen geschrieben hat, sollte doch wohl auch
umsichtiger argumentieren, oder?)
Lesenswert aber auch: Der beißende Spott von Alan Posener, dem,
obwohl Kommentarchef der "Welt am Sonntag", bei so viel Doppelmoral
seines Springer-Kameraden der Hut hochging:
"Ah ja, klar. (…) Die 68er haben K.D, gezwungen, als Chefredakteur
der Bildzeitung nach Auffassung des Berliner Landgerichts "bewusst
seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der
Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer" zu ziehen. Die 68er zwingen
ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage
abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten
Instinkte der Bild-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig
auf der Papst-Welle mitzuschwimmen."
Merke: Der größte Kritiker des Schweins ist nicht selten selber eins.
Daß dann diese wahren Worte ziemlich schnell von Welt-Online
heruntergeflogen sind, spricht auch Bände über das Verhältnis der
Springer-Konservativen zur Meinungsfreiheit: Sie endet dort, wo sie
das Geschäft stört. Des Pseudokonservativen wahres Verhältnis zu
"traditionellen Werten" dürfte übrigens ähnlich gelagert sein:
Verramschen, damit sie Kohle bringen!
Und es soll keiner sagen, das sei ja "nur die BILD"! Denn Söder ist
auch "nur" Söder.
Leute wie Matussek, Hahne, Di Fabio, Schirrmacher, Miegel oder Broder
mögen den intellektuellen Überbau der Pseudokonservativen errichten.
Die BILD dagegen schreibt fürs Volk; sie bereitet den Boden, auf dem
diese pseudokonservativen "Geistesgrößen" ungestört wandeln und
wirken können.
An den Springerschen Hundstruppen der Pseudokonservativen erkennt man
aber auch vorzeitig, wo die Reise in Wahrheit hingehen wird, wenn
idealistische Träumer wie Matussek und charakterlose Heuchler wie
Broder gemeinsam ein kleinbürgerliches Utopia errichten wollen. Daher
muß man auch diese im Auge behalten.
Noch etwas Konkretes zu Marcel M. Baumanns Artikel.
Vor allem diesem Satz möchte ich widersprechen: "Die 68er haben nicht
gegen Tischgebete und Ehrlichkeit rebelliert, sondern dagegen, dass
jene Brandstifter, die den Reichstag in Brand gesetzt hatten, sich
erneut die Macht im Nachkriegsdeutschland verschafften."
Das stimmt so nicht. Die Achtundsechziger haben sehr wohl gegen
Tischgebete protestiert. Oder präzise ausgedrückt: Gegen die
irrationale V e r b i n d u n g von Tischgebet und Ehrlichkeit. Der
Kampf gegen Altnazis in Amt und Würden folgte erst viel später.
Bürgerlicher Familiensinn betrachtet den einzelnen Menschen als von
Natur aus "unreif und böse", weswegen er von Anfang an wie ein wildes
Tier mit "Zucht und Ordnung" unterworfen und dressiert werden müsse.
Das wird erreicht, indem man den einzelnen Menschen (das Kind!) von
klein auf zu immer wiederkehrenden familiären Ritualen und starren
Verhaltensweisen nötigt, auch mit brutaler Gewalt.
Das Bundesjustizministerium schätzte damals, daß beispielsweise
allein im Jahr 1964 in Westdeutschland über 800 Kinder im Zuge von
"Erziehungsmaßnahmen" von den eigenen Eltern zu Tode geprügelt
wurden.
Diese "Erziehungsmaßnahmen" wurden und werden stets als "bedauerliche
Notwendigkeit in Einzelfällen" bagatellisiert, genau wie die immer
weiter ausgreifenden Antiterrormaßnahmen heute. Man ahnt, welch
weitreichende sicherheitspolitischen Konsequenzen es für die
Gesellschaft hat, daß bürgerliche Ideologen die Familie als
"Keimzelle des Staates" betrachten.
"Achtundsechzig" begann also schon viele Jahre vor 1968 im engsten
Familienkreis als Widerwille gegen den brutal durchgesetzten Zwang zu
sinnentleerten bürgerlichen Ritualen. Gegen das permanente
Verdächtigen, Überwachen und sadistische Bestrafen selbst der
angeblich geliebten eigenen Kinder. Und besonders dagegen, mit
welcher Selbstverständlichkeit die Elterngeneration für sich das
Recht beanspruchte, "das Böse" stets anderen (v. a. Schwächeren, wie
Kindern und Ausländern) zu unterstellen und Rechenschaft zu
verlangen, sich selbst jedoch für unfehlbar und unantastbar zu
halten.
Die Nazizeit war den frühen Blumenkindern und jungen Studenten
zunächst eher ziemlich Wurscht gewesen. Bis sie entdeckten, was für
eine mächtige Waffe die Frage "Was hast Du damals eigentlich
gemacht?" war, wenn der autoritäre Spießerpapa wegen schulterlangen
Haaren mal wieder einen Familienkrach anfing und dabei auch noch vom
Untergang des Vaterlandes phantasierte (als ob der nicht bereits 1945
stattgefunden hätte, und zwar gerade wegen "Zucht und Ordnung").
Und diese einfachen Fragen auf zunächst ganz private Nöte wurden erst
später auf die gesamte Nation ausgedehnt, als man, volljährig in den
Gefängnishof namens Gesellschaft entlassen, entdeckte, daß deren
autoritäre Repräsentanten auf Staatsebene nahezu dieselbe Rolle
spielten wie zuvor die autoritären Eltern in der Familie (getreu der
bürgerlichen Maxime "Die Familie ist die Keimzelle des Staates").
Daher die Schlußfolgerung der Linken damals: "Das Private ist
politisch".
Ich denke, an diesem ganz schlichten Satz sollte man das Vermächtnis
der Jugendgeneration vor vierzig Jahren festmachen - und darum
"Achtundsechzig" eben NICHT oberflächlich als kampfbetonten
Massenprotest und heroischen Aufstand gegen böse Nazis verklären.
Alleine schon deswegen, weil heute allerorten wieder gegen den
einzelnen Menschen zugunsten der kampfbereiten Masse zu Felde gezogen
wird. Und weil dank dieses grandiosen (Selbst-)Mißverständnisses
nicht wenige Achtundsechziger heute als warnendes Beispiel längst
selbst verspießert und verbürgerlicht sind, siehe unser kämpferischer
Ex-Steinewerfer in Princeton.