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  • TecDoc

mehr als 1000 Beiträge seit 17.05.2004

Funktionieren ...

> Die Linken und insbesondere die 68er sollen also "alles
> kaputtgemacht" haben, so das Lieblingslamento der vorgeblichen
> Verteidiger des Konservativismus.

Die Zerstörung diverser gesellschaftlicher Strukturen war -selbst
erklärtes!- Ziel der 68er.

> Na ja. Die "33er" haben bezüglich
> "alles kaputtmachen" wesentlich mehr zu bieten,

Nur sind die Mitglieder dieser Generation heute senil oder tot, sie
haben jedenfalls keine gesellschaftliche Relevanz mehr. Während die
68er bis heute in diversen gesellschaftliche Institutionen
erheblichen Einfluss ausüben.

> und überhaupt machten
> diese "33er" einen beträchtlichen Teil der vielgepriesenen
> "Aufbaugeneration" nach dem Kriege aus.

So etwas wie einen "Aufbau" haben die "68er" niemals zustande
gebracht. Wenn überhaupt Alternativen zu den von den 68er abgelehnten
Strukturen angeboten wurden, sind sie meistens damit gescheitert.

[...]

> Noch etwas Konkretes zu Marcel M. Baumanns Artikel.

> Vor allem diesem Satz möchte ich widersprechen: "Die 68er haben nicht
> gegen Tischgebete und Ehrlichkeit rebelliert, sondern dagegen, dass
> jene Brandstifter, die den Reichstag in Brand gesetzt hatten, sich
> erneut die Macht im Nachkriegsdeutschland verschafften."

[...]

> Bürgerlicher Familiensinn betrachtet den einzelnen Menschen als von
> Natur aus "unreif und böse", weswegen er von Anfang an wie ein wildes
> Tier mit "Zucht und Ordnung" unterworfen und dressiert werden müsse.

Wer in den 70ern mal "antiautoritär" erzogenen Kinder hautnah erleben
durfte, wird dieser Ansicht durchaus zuneigen, auch wenn er nicht dem
konservativen Lager entstammt ... heute haben die Erben der 68er
längst zurückgerudert, schwadronieren selbst wieder vom "Grenzen
setzen" bei der Kindererziehung.

> Das wird erreicht, indem man den einzelnen Menschen (das Kind!) von
> klein auf zu immer wiederkehrenden familiären Ritualen und starren
> Verhaltensweisen nötigt,

Der Mensch BRAUCHT -auch- "Rituale" und "starre Verhaltensweisen"
(=Gewohnheiten). Es war einer der Kardinalirrtümer der 68er, diese
Bedürfnisse zu ignorieren, und von größtmöglicher Freiheit und
Individualität zu schwadronieren.

> auch mit brutaler Gewalt.

Diese dabei abgeschafft zu haben, ist eines der wenigen verdienste
der 68er.

> Das Bundesjustizministerium schätzte damals, daß beispielsweise
> allein im Jahr 1964 in Westdeutschland über 800 Kinder im Zuge von
> "Erziehungsmaßnahmen" von den eigenen Eltern zu Tode geprügelt
> wurden.

Auch so ein ideologischer Schwachsinn, "autoritäre" Erziehung mit
tödlicher Gewalt gegen Kinder gleichzusetzen, die ganz andere
Ursachen hat.

> Diese "Erziehungsmaßnahmen" wurden und werden stets als "bedauerliche
> Notwendigkeit

KEIN Konservativer hat jemals die Tötung eines Kindes in irgend einem
Kontext als "bedauerliche Notwendigkeit" bagatellisiert - das ist
schlicht ideologische Verleumdung, noch unter BILD-Zeitung-Niveau,
nur andersherum.

[...]

> "Achtundsechzig" begann also schon viele Jahre vor 1968 im engsten
> Familienkreis als Widerwille gegen den brutal durchgesetzten Zwang zu
> sinnentleerten bürgerlichen Ritualen.

Ich sagte es oben schon: Jeder Mensche braucht Rituale, und das sie
"sinnentleert" sind, steckt schon in ihrer Definition. Und so haben
natürlich auch die 68er ff. ihre eigenen Rituale entwickelt - es isnd
nur andere, aber sie sind weder besser, oder "sinnvoller".

> Gegen das permanente
> Verdächtigen, Überwachen und sadistische Bestrafen selbst der
> angeblich geliebten eigenen Kinder.

Hast du da persönliche Gründe für deine Argumentation? War ja oft so
bei den 68ern.

> Und besonders dagegen, mit
> welcher Selbstverständlichkeit die Elterngeneration für sich das
> Recht beanspruchte, "das Böse" stets anderen (v. a. Schwächeren, wie
> Kindern und Ausländern) zu unterstellen und Rechenschaft zu
> verlangen, sich selbst jedoch für unfehlbar und unantastbar zu
> halten.

Für die ersten Jahre im Leben eines Kindes stimmt das praktisch
automatisch - und kann auch gar nicht anders sein - und ist auch
nicht anders: Die heutige 68er Elterngeneration bekommt diesen
Vorwurf genau so zu hören.

> Und diese einfachen Fragen auf zunächst ganz private Nöte wurden erst
> später auf die gesamte Nation ausgedehnt, als man, volljährig in den
> Gefängnishof namens Gesellschaft entlassen, entdeckte, daß deren
> autoritäre Repräsentanten auf Staatsebene nahezu dieselbe Rolle
> spielten wie zuvor die autoritären Eltern in der Familie (getreu der
> bürgerlichen Maxime "Die Familie ist die Keimzelle des Staates").

Beide damaligen Institutionen -man mag sie beurteilen wie man will-
hatten einen kleine Vorteil gegenüber dem Meisten, was die 68er dann
selbst anbrachten: Sie FUNKTIONIERTEN!

> Daher die Schlußfolgerung der Linken damals: "Das Private ist
> politisch".

"Schlußfolgerung"? Man könnte auch sagen "Projektion".

Gruss,
  TecDoc

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