(Franz Joseph Strauß)
Was mich bei der ganzen Diskussion hier doch sehr bekümmert, ist der
Umstand, daß beständig das Wort für die Tat genommen wird. Man sagt
z.B.: FJS war ja konservativ und hat gerne derbe Sprüche gekloppt,
also muß auch seine praktische Politik konservativ gewesen sein. Es
wird postuliert Wort und Tat seien identisch.
Dies ist halt falsch: Die Ergebnisse der Strauß'schen Politik waren
alles andere als konservativ oder deutschnational ("Ich bin
Deutschnationaler und fordere bedingungslosen Gehorsam", FJS).
Ein paar Beispiele mögen das illustrieren:
Mitten im Kalten Krieg ("Wir müssen die Roten Ratten dorthin
zurückjagen wo sie herkommen: In ihre Löcher.", FJS) beschaffte der
Hobbypilot und Verteidigungsminister Strauß den Starfighter. Das war
ein ziemliches Schrottflugzeug, 100 Bundeswehrpiloten stürzten damit
ab und waren tot. Wem nützte wohl die Selbstdemontage der Luftwaffe,
dieser enorme Verlust an Mensch und Material? Der NATO? Wohl kaum.
Eher den Russen. Flugzeuge, die der Feind durch Unfälle verliert, muß
man nicht selber abschießen. Und sie erhöhen die Kosten des Feindes,
nicht die eigenen.
Oder nehmen wir die Strauß-Kredite (die m.W. nie zurückgezahlt
wurden) an die DDR: Strauß wetterte gern und viel gegen die "Roten
Ratten" um ihnen dann 2 Mrd. DM Taschengeld zuzustecken. Kein linker
Politjunkie hat jemals den Kommunismus so sehr finanziell
unterstützt, wie Franz Joseph Strauß.
Mit "Freiheit statt Sozialismus" ging Strauß auf Kaperfahrt um seine
Stimmenmehrheiten zusammenzukriegen. Faktisch brachten die 10 Jahre
Strauß in Bayern jede Menge sozialistischer Wohltaten für das Volk,
daneben wurde in Bayern wie in der DDR das Einparteiensystem
verankert, inkl. ein paar Blockflöten-Parteien zur Folklore.
Oder nehmen wir ein anderes Beispiel: Ein Deutschnationaler wollte er
sein, der Herr Strauß. Faktisch war er das nie, er war immer
Europäer. Schon sehr früh versuchte er eine europäische Nuklearwaffe
ins Leben zu rufen, zusammen mit Italien und Frankreich. Was daran
national sein soll, weiß ich nicht. Das hatte er mit seinen Kollegen
Chaban-Delmas (FR) und Taviani (IT) auch schon alles abgeklärt,
gestoppt wurde dieser Plan von dem Nationalisten De Gaulle: Der
wollte damals keine Eurobombe, der wollte eine Frankreich-Bombe.
Späte Rache von FJS: Seit über 15 Jahren betteln die Franzosen in
Berlin, daß sich die Deutschen doch bitte finanziell an der Force de
Frappe beteiligen sollen, schließlich würde Frankreichs Nuklearwaffe
ja auch Deutschland schützen und die Deutschen bekämen ja dann auch
einen Atomkoffer. Nuklearwaffen sind halt verdammt teuer. Das hätte
alles nicht sein müssen, wenn man Strauß' Pläne umgesetzt hätte, dann
hätten wir heute eine trinationale Eurobombe inkl. cost- and
burdensharing. Und es wär für alle billiger geworden. So zahlen die
Franzosen heut allein und erbringen kostenlos
Sicherheitsdienstleistungen für Italien und Deutschland. Und sie sind
selbst dran schuld, mit Strauß wär das nicht passiert.
Mal ganz abgesehen von den interantionalen Implikationen: Weil
Frankreich nicht mit Deutschland und Italien die Bombe entwickeln
wollte, brauchte es einen anderen Partner. Das war damals Israel.
Natürlich haben die Israelis nicht für lau an der Frankreichbombe
mitgearbeitet, die wollten sie selber haben und die Franzosen mußten
sie ihnen geben. Es wär uns mit Sicherheit so einiges im Nahen Osten
erspart geblieben, wenn Israel heut keine Nuklearmacht wäre.
Strauß war schon ein schlauer Fuchs, der sein eigenes Credo: "Man muß
kompliziert denken, aber einfach reden. Nicht umgekehrt." durchaus
beherzigte.
Daß FJS in den 70ern mal mit offenem Hosenlatz und zwei schwarzen
Nutten im Arm von der New Yorker Polizei aufgegriffen wurde, ist zwar
korrekt, schmälert aber seine Leistungen auf anderen Gebieten
keineswegs. Auch Thomas Jefferson hat schließlich seine
Negersklavinnen gevögelt und geschwängert und trotzdem viel für das
amerikanische Volk geleistet, da soll man mal nicht so konservativ
rumtun. Strauß hat hier nur die Tradition eines großen Amerikaners
wiederbelebt.
Konservative wie Strauß oder Jefferson sind nicht die Schlechtesten
auf dieser Kugel und das Privatleben ist nicht ausschlaggebend fürs
Regierungshandeln.
mfG, yossarian
Was mich bei der ganzen Diskussion hier doch sehr bekümmert, ist der
Umstand, daß beständig das Wort für die Tat genommen wird. Man sagt
z.B.: FJS war ja konservativ und hat gerne derbe Sprüche gekloppt,
also muß auch seine praktische Politik konservativ gewesen sein. Es
wird postuliert Wort und Tat seien identisch.
Dies ist halt falsch: Die Ergebnisse der Strauß'schen Politik waren
alles andere als konservativ oder deutschnational ("Ich bin
Deutschnationaler und fordere bedingungslosen Gehorsam", FJS).
Ein paar Beispiele mögen das illustrieren:
Mitten im Kalten Krieg ("Wir müssen die Roten Ratten dorthin
zurückjagen wo sie herkommen: In ihre Löcher.", FJS) beschaffte der
Hobbypilot und Verteidigungsminister Strauß den Starfighter. Das war
ein ziemliches Schrottflugzeug, 100 Bundeswehrpiloten stürzten damit
ab und waren tot. Wem nützte wohl die Selbstdemontage der Luftwaffe,
dieser enorme Verlust an Mensch und Material? Der NATO? Wohl kaum.
Eher den Russen. Flugzeuge, die der Feind durch Unfälle verliert, muß
man nicht selber abschießen. Und sie erhöhen die Kosten des Feindes,
nicht die eigenen.
Oder nehmen wir die Strauß-Kredite (die m.W. nie zurückgezahlt
wurden) an die DDR: Strauß wetterte gern und viel gegen die "Roten
Ratten" um ihnen dann 2 Mrd. DM Taschengeld zuzustecken. Kein linker
Politjunkie hat jemals den Kommunismus so sehr finanziell
unterstützt, wie Franz Joseph Strauß.
Mit "Freiheit statt Sozialismus" ging Strauß auf Kaperfahrt um seine
Stimmenmehrheiten zusammenzukriegen. Faktisch brachten die 10 Jahre
Strauß in Bayern jede Menge sozialistischer Wohltaten für das Volk,
daneben wurde in Bayern wie in der DDR das Einparteiensystem
verankert, inkl. ein paar Blockflöten-Parteien zur Folklore.
Oder nehmen wir ein anderes Beispiel: Ein Deutschnationaler wollte er
sein, der Herr Strauß. Faktisch war er das nie, er war immer
Europäer. Schon sehr früh versuchte er eine europäische Nuklearwaffe
ins Leben zu rufen, zusammen mit Italien und Frankreich. Was daran
national sein soll, weiß ich nicht. Das hatte er mit seinen Kollegen
Chaban-Delmas (FR) und Taviani (IT) auch schon alles abgeklärt,
gestoppt wurde dieser Plan von dem Nationalisten De Gaulle: Der
wollte damals keine Eurobombe, der wollte eine Frankreich-Bombe.
Späte Rache von FJS: Seit über 15 Jahren betteln die Franzosen in
Berlin, daß sich die Deutschen doch bitte finanziell an der Force de
Frappe beteiligen sollen, schließlich würde Frankreichs Nuklearwaffe
ja auch Deutschland schützen und die Deutschen bekämen ja dann auch
einen Atomkoffer. Nuklearwaffen sind halt verdammt teuer. Das hätte
alles nicht sein müssen, wenn man Strauß' Pläne umgesetzt hätte, dann
hätten wir heute eine trinationale Eurobombe inkl. cost- and
burdensharing. Und es wär für alle billiger geworden. So zahlen die
Franzosen heut allein und erbringen kostenlos
Sicherheitsdienstleistungen für Italien und Deutschland. Und sie sind
selbst dran schuld, mit Strauß wär das nicht passiert.
Mal ganz abgesehen von den interantionalen Implikationen: Weil
Frankreich nicht mit Deutschland und Italien die Bombe entwickeln
wollte, brauchte es einen anderen Partner. Das war damals Israel.
Natürlich haben die Israelis nicht für lau an der Frankreichbombe
mitgearbeitet, die wollten sie selber haben und die Franzosen mußten
sie ihnen geben. Es wär uns mit Sicherheit so einiges im Nahen Osten
erspart geblieben, wenn Israel heut keine Nuklearmacht wäre.
Strauß war schon ein schlauer Fuchs, der sein eigenes Credo: "Man muß
kompliziert denken, aber einfach reden. Nicht umgekehrt." durchaus
beherzigte.
Daß FJS in den 70ern mal mit offenem Hosenlatz und zwei schwarzen
Nutten im Arm von der New Yorker Polizei aufgegriffen wurde, ist zwar
korrekt, schmälert aber seine Leistungen auf anderen Gebieten
keineswegs. Auch Thomas Jefferson hat schließlich seine
Negersklavinnen gevögelt und geschwängert und trotzdem viel für das
amerikanische Volk geleistet, da soll man mal nicht so konservativ
rumtun. Strauß hat hier nur die Tradition eines großen Amerikaners
wiederbelebt.
Konservative wie Strauß oder Jefferson sind nicht die Schlechtesten
auf dieser Kugel und das Privatleben ist nicht ausschlaggebend fürs
Regierungshandeln.
mfG, yossarian