Graue Eminenz schrieb am 16. November 2007 9:52
> >
> > Da gibt es keinen. Warum wohl redete Bush vom Kreuzzug?
>
> Weil es ein prima Schlagzeile gibt?
Sorry, aber das ist etwas zu naiv! Da unterschätzt Du die Kraft des
Mythos ROM, auf den sich der Imperialismus der Angloamerikaner
bezieht. Bush hat sich da nicht einfach nur mal verplappert oder
wollte nur ne Schlagzeile produzieren, sondern mit dem Begriff
"Kreuzzug", der ja ein Kampfbegriff ist, konnten sie die von ihnen
initiierten Islamistenorganisationen mobilisieren, um in den
islamischen Staaten mit Hilfe von divide et impera die Macht zu
übernehmen.
>
> > Der "Rest"
> > des christlichen Abendlandes sind nur die Marionetten bzw. Geiseln
> > dieses Imperiums.
>
> Dieser flapsig formulierte und häufig gelesene Satz hält dem
> Vergleich mit der Realität nicht statt. Was wären denn Deiner Meinung
> nach originär europäisch imperiale Interessen? Stehst Du Europa etwa
> keinen eigenen Imperialismus zu? Ein Blick in den Lehrplan der "École
> nationale d’administration" dürfte Dich eines besseren belehren. Auch
> wenn der Abendländer es nicht gern hören will - "wir" sind keine
> Opfer, sondern Täter.
Erstmal sind mir solche "Täter-Opfer"-Einteilungen so suspekt, wie
die Polarisierung in Böse und Gut. Das ist manichäisches
Neocon-Sprech. Die Realität ist da immer etwas differenzierter, als
die Teufel-Gott-Propaganda.
Natürlich versucht die EU (nicht Europa, das bekanntlich am Ural
grenzt) einen eigenen Imperialismus. Doch wer führt diesen denn an?
Und das seit mehreren hundert Jahren? Großbritannien und der Vatikan.
Ich würde für die Zukunft sogar nicht ausschließen wollen, daß diese
beiden Zentralmächte, für die die USA (die sie über die Ostküste und
die Jesuiten und Opus Dei regieren) nur so eine Art Golem sind, den
US-Imperialismus (der immer ein weißer, d.h. europäischer
Imperialismus war und ist) als EU-Imperialismus an sich ziehen
werden, sobald er z. Bsp. am Finanzsystem und seinen Kriegen
zusammenbricht. Man arbeitet ja deshalb schon fleißig in den Medien
am Haß auf die USA, um die EU-Völker für ihre "Eu-Diktatur des
Humanismus" vorzubereiten, die es dann "besser" macht. Die ganzen
Überwachungsmaßnahmen und das zunehmende Hineinregieren in die
Familien, aber auch die mediale Gleichschaltung und der Tugendterror
werfen die ersten Schatten des von London und Rom angestrebten
EU-Kollektivismus voraus. Und über den Kampf der Kulturen und den
Antiislamismus werden die alten Religions-und Rassenkriege wieder
aktiviert. Mit JP 2 unter der grauen Eminenz Ratzinger alias B16
wurde der Katholizismus (der ja nach eigenem Selbstverständnis der
universale Glaubens-Kollektivismus schlechthin sein will) erstmal
Medientauglich gemacht. Nun haben alle die Päpste wieder lieb.
Spätestens seit JP2s Assisi-Show. Und der Kampf um den Gottesbezug in
der EU-Verfassung (die dann nicht zustande kam) spricht auch Bände.
Hier soll der Laizismus der europäischen Staaten langsam aber sicher
ausgehebelt - und mit ihm dann auch der Protestantismus endgültig
erledigt werden.
>
> > Die kannst Du gerne dazuzählen. Allerdings darf
> > sich wohl der Vatikan mit seinem großen Einfluß auf Milliarden
> > Katholiken als göttlicher Schirmherr der Kreuzfahrer auf Augenhöhe
> > mit den Angloamerikanern betrachten.
>
> Der Vatikan hält sich doch sehr bedeckt und agiert eher taktierend.
> Gemessen am Maßstab eines Friedensinstitutes kann man ihm Vorwürfe
> machen, gemessen am Maßstab einer Weltreligion nicht.
Ich kenne ja Deine Maßstäbe an eine Weltreligion nicht? Sie scheinen
mir eher strategischer Natur zu sein? Und darin wären wir sogar
einig. Nur daß Du die eigentlichen Strategien des Vatikans offenbar
ausschließlich im Religiösen ausmachen willst, während für mich der
Vatikan, solange er existiert, schon immer politisch agiert hat und
die Religion lediglich die Camouflage dazu war und ist, um die
Weltmacht zu erobern.
>
> > > Der
> > > "Kampf der Kulturen" ist mitnichten eine exklusiv angloamerikanische
> > > Marotte.
> >
> > Na Marotte würde ich auch nicht dazu sagen. Ansonsten kläre mich
> > bitte auf, woher dieser Kampf der Kulturen und seine Prediger
> > ansonsten kommen?
>
> Du weißt ebenso gut, wie ich, dass es nicht nur die
> (Neo)konservativen sind, die diesen Kampf schüren. Es sind eigentlich
> alle Feinde des (zivilen) Liberalismus, jeder der sich unter einem
> Angstzustand der Bevölkerung, einer martialisch-bellizistischen
> Politik und einer gespaltenen Bevölkerung (divide et impera) Vorteile
> verspricht. Und genau hier greift auch Dein OP mE viel zu kurz. es
> ist einfacher die Schuld "irgendwo" dort draußen zu suchen, als die
> Mechanismen zu zerlegen.
Die Bibel der Neocons ist Huntingtons "Kampf der Kulturen". Natürlich
hast Du recht, daß hinter den Neocons noch mächtigere Machtgruppen
stehen. Und die sitzen wie gesagt in London und Rom. Aber für diese
hat der Ideologie der Neocons den größten Synergieeffekt, um ihre
Welteroberungspläne mit Hilfe "humanitärer Kriege", "Umweltschutz"
und einem neuen martialisch-bellizistischen Faschismus durchzusetzen
und so die Welt durch divide et impera als Geisel zu nehmen. So wie
ihnen dazu vorher der Kommunismus diente, der zusammen mit dem
Kapitalismus die Welt durch atomare Bedrohung erpresste. Es wird ja
merkwürdigerweise immer vom hohen Anteil von Juden an der
Oktoberrevolution 1917 gesprochen, aber sehr selten liest man vom
geistigen und tätigen Anteil der Jesuiten. Der moderne Kollektivismus
ist ihre Erfindung! Denke nur an den Jesuitenstaat Paraguai im 17.
Jh.. Deren Hauptanliegen 1917 in Russland war natürlich nicht der
Kommunismus als atheistische Gesellschaft, aber durch diese sollte
der Hauptfeind Roms vernichtet werden: Ostrom! - also die
russisch-orthodoxe Kirche. Und wenn die EU heute die Albaner gegen
die Serben unterstützt, dann aus demselben Grund. Hier kann man dann
aber auch sehr deutlich erkennen, wie der Islamismus (hier der
albanische) als Werkzeug benutzt wird - mal für die EU-Interessen,
mal für die amerikanischen. Der Vatikan denkt strategisch in
Jahrhunderten und nicht in Legislaturperioden. Und solange es die USA
noch gibt, wird der Vatikan selbstverständlich auch nach divide et
impera USA und EU gegeneinander ausspielen. Denn natürlich bleiben
London und Rom auch Machtkonkurrenten und die Rekatholisierung
Englands bleibt Ziel, auch wenn es seit einiger Zeit nicht mehr auf
der Tagesordnung steht.
>
> p.s.: Auch wenn ich mit Deinem Beitrag nicht einverstanden bin, ist
> es doch schön Dich wieder im TP-Forum zu lesen. Ein intelligenter
> Beitrag mit Ecken und Kanten, an denen auch mich reiben kann, ist mir
> 100 mal lieber, als das niveaulose Geplapper, das hier in den letzten
> Monaten Überhand endgültig genommen hat.
Dieses niveaulose Geplapper (vor allem der Telepolis-Autoren, die ja
kaum noch einen disskussionswürdigen Artikel hinbekommen) war ja auch
der Grund, warum ich mich zunehmend zurückhielt und wohl leider auch
in Zukunft vermehrt zurückhalten werde.
Gruss
VJ
> >
> > Da gibt es keinen. Warum wohl redete Bush vom Kreuzzug?
>
> Weil es ein prima Schlagzeile gibt?
Sorry, aber das ist etwas zu naiv! Da unterschätzt Du die Kraft des
Mythos ROM, auf den sich der Imperialismus der Angloamerikaner
bezieht. Bush hat sich da nicht einfach nur mal verplappert oder
wollte nur ne Schlagzeile produzieren, sondern mit dem Begriff
"Kreuzzug", der ja ein Kampfbegriff ist, konnten sie die von ihnen
initiierten Islamistenorganisationen mobilisieren, um in den
islamischen Staaten mit Hilfe von divide et impera die Macht zu
übernehmen.
>
> > Der "Rest"
> > des christlichen Abendlandes sind nur die Marionetten bzw. Geiseln
> > dieses Imperiums.
>
> Dieser flapsig formulierte und häufig gelesene Satz hält dem
> Vergleich mit der Realität nicht statt. Was wären denn Deiner Meinung
> nach originär europäisch imperiale Interessen? Stehst Du Europa etwa
> keinen eigenen Imperialismus zu? Ein Blick in den Lehrplan der "École
> nationale d’administration" dürfte Dich eines besseren belehren. Auch
> wenn der Abendländer es nicht gern hören will - "wir" sind keine
> Opfer, sondern Täter.
Erstmal sind mir solche "Täter-Opfer"-Einteilungen so suspekt, wie
die Polarisierung in Böse und Gut. Das ist manichäisches
Neocon-Sprech. Die Realität ist da immer etwas differenzierter, als
die Teufel-Gott-Propaganda.
Natürlich versucht die EU (nicht Europa, das bekanntlich am Ural
grenzt) einen eigenen Imperialismus. Doch wer führt diesen denn an?
Und das seit mehreren hundert Jahren? Großbritannien und der Vatikan.
Ich würde für die Zukunft sogar nicht ausschließen wollen, daß diese
beiden Zentralmächte, für die die USA (die sie über die Ostküste und
die Jesuiten und Opus Dei regieren) nur so eine Art Golem sind, den
US-Imperialismus (der immer ein weißer, d.h. europäischer
Imperialismus war und ist) als EU-Imperialismus an sich ziehen
werden, sobald er z. Bsp. am Finanzsystem und seinen Kriegen
zusammenbricht. Man arbeitet ja deshalb schon fleißig in den Medien
am Haß auf die USA, um die EU-Völker für ihre "Eu-Diktatur des
Humanismus" vorzubereiten, die es dann "besser" macht. Die ganzen
Überwachungsmaßnahmen und das zunehmende Hineinregieren in die
Familien, aber auch die mediale Gleichschaltung und der Tugendterror
werfen die ersten Schatten des von London und Rom angestrebten
EU-Kollektivismus voraus. Und über den Kampf der Kulturen und den
Antiislamismus werden die alten Religions-und Rassenkriege wieder
aktiviert. Mit JP 2 unter der grauen Eminenz Ratzinger alias B16
wurde der Katholizismus (der ja nach eigenem Selbstverständnis der
universale Glaubens-Kollektivismus schlechthin sein will) erstmal
Medientauglich gemacht. Nun haben alle die Päpste wieder lieb.
Spätestens seit JP2s Assisi-Show. Und der Kampf um den Gottesbezug in
der EU-Verfassung (die dann nicht zustande kam) spricht auch Bände.
Hier soll der Laizismus der europäischen Staaten langsam aber sicher
ausgehebelt - und mit ihm dann auch der Protestantismus endgültig
erledigt werden.
>
> > Die kannst Du gerne dazuzählen. Allerdings darf
> > sich wohl der Vatikan mit seinem großen Einfluß auf Milliarden
> > Katholiken als göttlicher Schirmherr der Kreuzfahrer auf Augenhöhe
> > mit den Angloamerikanern betrachten.
>
> Der Vatikan hält sich doch sehr bedeckt und agiert eher taktierend.
> Gemessen am Maßstab eines Friedensinstitutes kann man ihm Vorwürfe
> machen, gemessen am Maßstab einer Weltreligion nicht.
Ich kenne ja Deine Maßstäbe an eine Weltreligion nicht? Sie scheinen
mir eher strategischer Natur zu sein? Und darin wären wir sogar
einig. Nur daß Du die eigentlichen Strategien des Vatikans offenbar
ausschließlich im Religiösen ausmachen willst, während für mich der
Vatikan, solange er existiert, schon immer politisch agiert hat und
die Religion lediglich die Camouflage dazu war und ist, um die
Weltmacht zu erobern.
>
> > > Der
> > > "Kampf der Kulturen" ist mitnichten eine exklusiv angloamerikanische
> > > Marotte.
> >
> > Na Marotte würde ich auch nicht dazu sagen. Ansonsten kläre mich
> > bitte auf, woher dieser Kampf der Kulturen und seine Prediger
> > ansonsten kommen?
>
> Du weißt ebenso gut, wie ich, dass es nicht nur die
> (Neo)konservativen sind, die diesen Kampf schüren. Es sind eigentlich
> alle Feinde des (zivilen) Liberalismus, jeder der sich unter einem
> Angstzustand der Bevölkerung, einer martialisch-bellizistischen
> Politik und einer gespaltenen Bevölkerung (divide et impera) Vorteile
> verspricht. Und genau hier greift auch Dein OP mE viel zu kurz. es
> ist einfacher die Schuld "irgendwo" dort draußen zu suchen, als die
> Mechanismen zu zerlegen.
Die Bibel der Neocons ist Huntingtons "Kampf der Kulturen". Natürlich
hast Du recht, daß hinter den Neocons noch mächtigere Machtgruppen
stehen. Und die sitzen wie gesagt in London und Rom. Aber für diese
hat der Ideologie der Neocons den größten Synergieeffekt, um ihre
Welteroberungspläne mit Hilfe "humanitärer Kriege", "Umweltschutz"
und einem neuen martialisch-bellizistischen Faschismus durchzusetzen
und so die Welt durch divide et impera als Geisel zu nehmen. So wie
ihnen dazu vorher der Kommunismus diente, der zusammen mit dem
Kapitalismus die Welt durch atomare Bedrohung erpresste. Es wird ja
merkwürdigerweise immer vom hohen Anteil von Juden an der
Oktoberrevolution 1917 gesprochen, aber sehr selten liest man vom
geistigen und tätigen Anteil der Jesuiten. Der moderne Kollektivismus
ist ihre Erfindung! Denke nur an den Jesuitenstaat Paraguai im 17.
Jh.. Deren Hauptanliegen 1917 in Russland war natürlich nicht der
Kommunismus als atheistische Gesellschaft, aber durch diese sollte
der Hauptfeind Roms vernichtet werden: Ostrom! - also die
russisch-orthodoxe Kirche. Und wenn die EU heute die Albaner gegen
die Serben unterstützt, dann aus demselben Grund. Hier kann man dann
aber auch sehr deutlich erkennen, wie der Islamismus (hier der
albanische) als Werkzeug benutzt wird - mal für die EU-Interessen,
mal für die amerikanischen. Der Vatikan denkt strategisch in
Jahrhunderten und nicht in Legislaturperioden. Und solange es die USA
noch gibt, wird der Vatikan selbstverständlich auch nach divide et
impera USA und EU gegeneinander ausspielen. Denn natürlich bleiben
London und Rom auch Machtkonkurrenten und die Rekatholisierung
Englands bleibt Ziel, auch wenn es seit einiger Zeit nicht mehr auf
der Tagesordnung steht.
>
> p.s.: Auch wenn ich mit Deinem Beitrag nicht einverstanden bin, ist
> es doch schön Dich wieder im TP-Forum zu lesen. Ein intelligenter
> Beitrag mit Ecken und Kanten, an denen auch mich reiben kann, ist mir
> 100 mal lieber, als das niveaulose Geplapper, das hier in den letzten
> Monaten Überhand endgültig genommen hat.
Dieses niveaulose Geplapper (vor allem der Telepolis-Autoren, die ja
kaum noch einen disskussionswürdigen Artikel hinbekommen) war ja auch
der Grund, warum ich mich zunehmend zurückhielt und wohl leider auch
in Zukunft vermehrt zurückhalten werde.
Gruss
VJ