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Adenauer und die Aufarbeitung der Geschichte des 3. Reichs

Fiend_THeyde schrieb am 15. November 2007 10:22

[...]

> Die defizitäre Aufarbeitung der Verbrechen während des Hitlerregimes,
> respektive die Verdrängung, schloß keineswegs aus, sich ausgiebig mit
> den Vorgängen zu beschäftigen, bei denen Deutsche zum Opfer wurden.
> Den Bombenkrieg oder die Flucht und Vertreibung aus den ehemals
> deutschen Ostgebieten, kehrte man keineswegs unter den Teppich (wie
> die Verfolgung der Juden).

Die Judenverfolgung wurde unter den Teppich gekehrt? Das wäre mir
neu. Dagegen wurden noch in den 80er Jahren, als ich in der Oberstufe
war, im Geschichtsunterricht der Bombenkrieg der Alliierten nur
beiläufig und die Vertreibungen zu Kriegsende stark verharmlosend
durchgenommen, alles in bester Siegergeschichtsschreibungsmanier, und
es war verpönt und politisch unkorrekt, dieses Sichtweise öffentlich
in Frage zu stellen. Nicht umsonst stammen die großen
Fernsehdokumentationen über Vertreibung und Bombenkrieg so gut wie
alle frühestens aus den 1990er Jahren. Daß der Bombenkrieg sich
erklärtermaßen und mit voller Absicht gegen die Zivilbevölkerung
richtete und in der stattgefundenen Art eben nicht das zwangsläufige
Resultat des deutschen Kriegswahnsinns war (augenfällig z.B. in
meiner Wahlheimatstadt Augsburg, wo das historische Stadtzentrum bei
erheblichen Verlusten unter der Zivilbevölkerung in Schutt und Asche
gebombt wurde, während die meisten Fabriken und sogar das
kriegswichtige Gaswerk nicht einen Kratzer abbekamen - einzige
Ausnahmen waren die Messerschmitt-Werke) wurde ebensowenig erwähnt
wie die Tatsache, daß eine Vertreibung unter gar keinen Umständen
human sein kann, egal wie man es dreht und wendet (Es wurde nur der
Orignal-Wortlaut der entsprechenden Vereinbarung zwischen den
Alliierten gebraucht, nachdem sie der Vertreibung der Deutschen aus
den Ostgebieten zustimmten, "sofern er unter humanen Bedingungen
duchgeführt würde" - der blanke Hohn), und schon gar nicht wenn sie
von Kriegssiegern durchgeführt wird, die nach Rache dürsten und von
der Propaganda ihrer eigenen Regierung noch zusätzlich aufgeputscht
sind. Soviel zu den offiziellen Standpunkten zum Nazireich und dem 2.
Weltkrieg. Daß dieser Krieg von ausnahmslos allen beteiligten Seiten
her ein verflucht dreckiges Geschäft war, wurde mir erst nach der
Schulzeit und durch Informationen aus den Medien so richtig klar.
Was du sonst über Adenauer und seine Haltung zu nach neuer Macht
strebenden Altnazis schreibst ist vollkommen richtig (Leider! Da
wurde eine riesengroße Chance zu einem echten Neuanfang mutwillig
verspielt).

Markus

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