Ansicht umschalten
Avatar von blu_frisbee
  • blu_frisbee

mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2002

autoritäre Charakterstruktur

/ajk schrieb am 15. November 2007 13:14

> In übrigen ist Deutschland DAS Land auf der Welt, welches sich massiv
> mit der Vergangenheit auseinandergesetzt hat. Und sich immer noch
> darum kümmert. Ich bin stolz auf das Holocaust Denkmal.

Soweit es die offiziellen Auseinandersetzungen gab,
war die Staatsraison Adenauers (Westeinbindung, Adenauer,
Wiederbewaffnung, NATO).

Eine vollkommen andere Auseinandersetzung haben die 68er
bewirkt, nämlich mit der Frage, wie sowas wie die Nazis
beim Volk der Dichter und Denker überhaupt möglich war.
Die Studien zum "autoritären Charakter" haben ua. dazu geführt,
daß D'land auch ohne Ausländer heute eine bunte multikulturelle
Mischung ist, viel mehr, als den "Konservativen" recht ist.
Dazu gehört auch die gesellschaftliche Ächtung der Prügelstrafe
in der Kindererziehung, die nunmehr sogar Gesetz ist.

> [...]
> Krieg ist Krieg. Krieg ist immer um Macht, um Beute. Krieg bringt
> immer Leid und Schmerz. Bis vor kurzem vor allem nur bei Männern, die
> kamen dann als Opfer zurück.
> Welchen Respekt vor den Ahnen?
> Was können die normalen Bauern dafür das die Könige Kriege führen?

Der Nazikrieg war kein fremdes Unheil,
das einfach über die Deutschen gekommen ist.
Sie waren dafür verantwortlich.

> Wie hätten die Deutschen Hitlers Machtapparat zerbrechen sollen?

Sie hätten ihn garnicht erst wählen sollen!

> Durch Widerstand? Der wurde zerschlagen.
> Hunderttausende waren in Konzentrationslager.

Wie war das möglich, daß so viele Deutsche KZ-Wächter wurden?
Wie war das möglich, daß so viele Deutsche Nazis wählen?
Und hinterher wollts keiner gewesen sein.
Und du reproduzierst hier deutsche Lebenslügen vor 68.

> Vor der
> Machtergreifung tobte ein Zehnjähriger Bürgerkrieg! In Deutschland
> gibt es so viele "Deutschverleugner", die sich nicht mit Geschichte
> auseinandersetzen, die es leugnen das es eine Deutsche Mentalität
> ist, die ein negatives Bild vom "Deutschen" haben. Sie belügen sich
> selber und geben genau den Menschen die Macht in die Hand, die solche
> Ausgeburten der Hölle wie ein Naziregime gebiert..

Was genau ist eine "deutsche Mentalität" und
wie unterscheidet sie sich von den Mentalitäten anderer Völker?
Gibt es so etwas überhaupt?
Was soll jetzt diese völkische Keule?
Wer genau hat denn den Nazis die Macht gegeben,
wenn nicht die Deutschen selbst?

> [...]
> Söder und Co sprechen Sehnsüchte an, die in den Herzen der Menschen
> leben. Und solange "die linken" alles hämisch und niederträchtig
> niederbrüllen anstatt sich mal zu überlegen was für Sehnsüchte und
> Wünsche dahinter sind, werden Menschen wie Söder und Co Macht
> erlangen. Erst wenn "die Linken" akzeptieren das viele Menschen ihre
> Liebe zum Land leben möchten, und lernen das anzunehmen, werden
> Menschen wie Söder und Co nicht diese Kraft haben.

Söder und Co. sprechen genau die Liebe der unmündigen, schwachen,
autoritätshörigen, desorientierten Menschen nach der Peitsche an.
Feste, klare Verhältnisse, wo jeder weiß, wo er hingehört
und wer Herr ist und wer Knecht.

Zur Liebe zum Land vielleicht das beste, was man dazu sagen kann
war Gustav Heinemann: Ich liebe nicht mein Land, sondern meine Frau.

Wer das verwechselt begibt sich geistig schon wieder auf
Nazi-Pfade, und Söder & Co. tun genau das.

Wer die Liebe zum Land (nicht Heimat!) predigt,
will wohl das größte Opfer: das Leben.
Da nicht für.

> > Es mangelt nicht an Kindern, sondern an anständig bezahlten
> > Arbeitsplätzen. Erst wenn die Leute ein auskömmliches Einkommen
> > finden, können sie daran denken, Kinder in die Welt zu setzen.

> Das ist eine Ausrede! In ärmeren Ländern gibt es viel mehr Kinder.
> Und die Menschen sind bereit zusammen zu kämpfen. Hierzulande muss
> ein Mann sich fürchten für den Rest seines Lebens zu zahlen und seine
> Kinder nie wieder sehen zu können nur weil der Frau irgend eine Laune
> durch den Kopf fährt.

Dann wirst du regemäßig feststellen, daß diese kinderreichen
Gesellschaften in ihrem Wertesystem bei einer vormodernen
Gesellschaftsform stehengeblieben sind. Dann konvertiere
zum wahabitischen Islam, ziehe nach Saudi-Arabien und heirate.

Die vom Kapitalismus geforderte Flexibilität bewirkt halt auch,
daß in der modernen Gesellschaft Bindungen nicht mehr
lebenslänglich halten. Damit muß man umgehen können,
sich nach einer vormodernen Geselllschaft zurücksehnen
wird nicht helfen. Wenn (wie übrigens vorbildlich in der DDR)
eine Frau kein ökonomisches Risiko eingeht, wenn sie feststellt,
daß der Mann nicht paßt (bzw umgekehrt), dann verschwinden
auch die häßlichen Formen der Trennung.

> > > Liebe zum Land in dem man lebt ist ebenso extrem wichtig, denn das
> > > formt den Menschen und prägt.
> >
> > Nicht zwangsläufig positiv, wie die Geschichte lehrt.

> Nicht zwangsläufig negativ, wie die Geschichte lehrt. Das was Du
> schreibst ist korrekt, und die Prägungen sind oft wegen der Leiden
> und Leidenschaften so stark.

Die Loyalität der Nachkriegsdeutschen zum Staat war ökonomisch
durch das Wirtschaftswunder und Aufstiegshoffnungen vermittelt.
Das scheint vorbei.
Wenns mir im Land nicht gut geht dann scheiß ich drauf!

Wer deine Sprüche klopft will Kanonenfutter. 

Bewerten
- +
Ansicht umschalten