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  • yossarian

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Schweiz.de

goldeneye_1 schrieb am 16. November 2007 17:38

> > war aber die massive Schwächung der Luftwaffe. Und mich interessieren
> > die Resultate mehr, als die Absichten.
> Eine ziemlich verwegene Aussage.

Was ist denn daran verwegen, daß die Entscheidung von Strauß pro
Starfighter im Resultat zu 100 toten Piloten und einem Sachschaden in
Milliardenhöhe führte? Ein Starfighter kostete pro Stück 30 Mio DM,
100 davon gingen zu Bruch. Rechne schnell, rechne schlau. Es gibt nur
wenige, die von sich behaupten können einen derartigen Schaden an der
Bundeswehr zu Friedenszeiten angerichtet zu haben.

> Wenn einer am Automaten den Jackpot
> gewinnt, ist er ein großartiger Spieler - und wenn nicht, ein
> spielsüchtiger Taugenichts?

Ja. Fragt ja nachher keiner, woher das Geld gekommen ist. Ob durch
Glück, Gemeinheit oder Gerechtigkeit erworben, Geld ist Geld. Und es
ist nicht deswegen weniger oder mehr wert, weil es durch Glück
erworben wurde.

> > Wenn dem so wäre, so müßte man Bestechung, Inkompetenz und
> > Großmannssucht gezielt fördern, um eine schwache Armee zu bekommen.
> > Gerade Pazifisten müßten einen Verein zur Förderung der Korruption
> > gründen.
> Ich glaube, das kann man einfach mal unkommentiert so stehen lassen -
> oder noch besser o.g. Aussage bezüglich Absicht und Ergebnis dagegen
> halten.

Der Vorposter hat behauptet, daß das Starfighterdesaster Zitat:
"Bestechung, Inkompetenz und Großmannsucht" (Zitat Ende) geschuldet
war. Ich denke, in dieser Aussage steckt durchaus ein Körnchen
Wahrheit: Wäre Strauß ein Überzeugungstäter gewesen, er wirklich die
Roten Ratten bekämpfen wollte, dann hätte er ein besseres Flugzeug
gekauft, z.B. die Mirage. Stattdessen war er i.d.T. inkompetent,
bestechlich (nicht persönlich, aber für die Partei) und seine
Großmannssucht ist legendär: Er interessierte sich schlicht nicht für
eine gute Ausstattung der Luftwaffe, sondern für seine Karriere. Ob
da ein Müll-Flieger angeschafft wurde, war ihm schnurz, solange es
ihm politisch nützte.

> > Die Bayern wollten keine gesetzliche Regelegung hierzu, sondern
> > achteten die grundgesetzlich festgelegte Tarifautonomie. Kapital &
> > Arbeit sollten im freien Spiel der Kräfte selbst aushandeln, wielange
> > Geld gezahlt wird. Überall dort, wo sich der Staat raushält und
> > Kapital und Arbeit alleine aushandeln läßt, entstehen letztlich
> > starke Gewerkschaften. Es nützt den Arbeitern mehr, wen sie selber
> > direkter Ansprechpartner der Bosse sind und es keinen Tripartismus
> > gibt.
> Das ist marktradikaler Liberalismus pur und in der Praxis nicht
> haltbar (Stichwort Adverse Selektion).

Nun, gerade die VSA und Großbritannien, wo man Kapital und Arbeit
viel Verhandlungsspielraum ließ, kannten sehr starke Gewerkschaften,
die TWA oder die NUM (National Union of Mineworkers). Zerschlagen
wurden diese Gewerkschaften nicht vom Kapital, sondern durch
Staatseingriffe. Gerade in Großbritannien ist das sehr deutlich.

Und die Tarifautonomie steht nicht zuletzt aufgrund der
Gewerkschaften im Grundgesetz, die explizit nicht wollten, daß der
Staat hier stärker eingreift.

Daß starke Sparten-Gewerkschaften nicht unbedingt zum Wohle des
Proletariats wirken, sondern nur zum Wohle der in der Sparte
organisierten Proletariats, das sehen wir gerade am Bahnstreik: Unter
dem Bahnstreik leidet nicht der Herr Mehdorn oder der Frau Merkel
sondern der Vorortpendler. Doch der Vorortpendler ist zu dumm, das
Modell GDL zu kopieren und sich zu organisieren. "Alle Räder stehen,
wenn wir sie nicht drehen" gilt halt nur für beinhart organisierte
Interessen.

> > Wiedervereinigung im Tausch gegen Neutralität an. Das wäre super
> > gewesen, Deutschland wäre zu einer Supersize-Schweiz mutiert. Was
> > könnte es uns da heute gut gehen.
> Ha. Haha. Hahaha. Hast Du Dir mal genau angeschaut, warum es der
> Schweiz gut geht? Richtig: da haben eine ganze Menge Konzerne und
> Banken ihren Sitz (75% der Beschäftigten arbeiten im
> Dienstleistungbsbereich, in DE < 60%, Quelle Wikipedia).

Nicht 1952, als Stalin Deutschland die Neutralität anbot. Da war auch
die Schweiz noch ein stark industriell geprägtes Land.

> Soviel
> Verwaltung kann man in DE gar nicht ansiedeln,

Platz ist genug, davon haben wir mehr als die Schweiz. Wir können
noch Konzernverwaltungen in der norddeutschen Tiefebene ansiedeln,
wenn die Schweizer ihre Berge zwecks Neulandgewinnung wegsprengen
müssen...

> mußte die Wirtschaft in DE nach dem Krieg erstmal wieder aufgebaut
> werden. Ohne Marshal-Plan, Auslandsinvestitionen und EU (+Vorgänger)
> wäre die BRD nie über den wirtschaftlichen Stand der DDR hinaus
> gekommen,

Die Schweiz konnte dank Neutralität immer mit dem Ostblock und China
handeln, was sie auch eifrig tat. Die BRD konnte das nicht. Was wir
da entgangenen Gewinn hatten, weil  wir die Sowjetunion nicht als
Handelspartner nutzen konnten, eieiei...

 und deren wirtschaftliche Rahmenbedingungen hattest Du ja
> selber oben skizziert. Darin kann ich werder Vorteil noch Vorbild
> sehen.

Also, neutrale Staaten stehen nicht schlecht da. Siehe auch
Österreich.

mfG, yossarian

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