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  • bwv904

mehr als 1000 Beiträge seit 02.03.2007

Übersetzung

Isidore76 schrieb am 16. November 2007 9:36


> Aber mal Spaß beiseite. Was heißt denn das, was Du zitiert hast?
> Könntest Du eine Übersetzung geben? Würde mich sehr interessieren.

> Qui discipulus Iesu esse desiderat, evocatur ut bracchia sua contra
> torrentem dirigat. Cui non licetesse voces eorum sequi qui omnibus ex
> partibus superbam insolentiam disseminant, qua motus quis reverentia
> caret et, ut proficiat, omnes artes conquirit. Homines huius temporis
> nonnumquam voluntate solum omnia ea agnoscendi, quae videntur, nec
> autem id, quod est, moveri perspiciuntur.

Die absolut rohe Rohübersetzung:

Wer ausgerichtet ist ein Schüler Jesu zu sein, ist dazu eingeladen,
seine Hände gegen den Strom zu richten[=schwimmen]. Diesem soll nicht
erlaubt sein Stimmen zu folgen[=Er soll sich nicht von Stimmen
angezogen fühlen], welche auf allen Gebieten hochmütiges und
überhebliches Verhalten verbreitet, welches[das Verhalten] bewegt ist
von Mangel an Ehrfurcht und darauf, den Nutzen mit allen Mitteln zu
erreichen. Wie wir sehen, wollen die Menschen in den diesjährigen
Zeiten[=unsere Gesellschaft] manchmal mit aller Kraft sich auf das
Durchschaute[=äußere, erkannte Dinge] beschränken, nicht aber auf
das, was ist.

Etwas überarbeitete Übersetzung:

Wer ein Jünger Jesu sein will ist dazu eingeladen, gegen den Strom zu
schwimmen. Er soll sich nicht von Stimmen angezogen fühlen, die von
allen Seiten ein hochmütiges Verhalten verbreiten, das von Mangel an
Ehrfurcht und der Suche nach dem Erfolg mit allen Mitteln geprägt
ist. Wir sehen in der heutigen Gesellschaft manchmal eine
unbeschränkte Kraft am Werk, sich auf das Äußere zu beschränken, auf
Kosten des Seins.

Der Text war der Auszug aus einer Rede vor einer Delegation der
italienischen FUCI, frag mich bitte nicht wer oder was das ist, ich
hab denn Text im L'Osservatore Romano vom 12.11 gefunden und fand ihn
halt ganz passend zum Thema 'Werte' usw. Falls der FUCI nicht gerade
der italienische Lateinlehrerverband ist frage ich mich, wie viele
der Anwesenden die Rede wohl verstanden haben? Latein lesen geht ja
noch, aber gesprochenes Latein verstehen? Ohweia...

Die Jesuiten haben bis vor ein paar Jahren während ihrer
Grundausbildung noch ausschließlich Latein gesprochen&gelesen, aber
selbst bei denen ist inzwischen der Saft raus, Latein wird bei den
jungen Priestern auch kaum noch gelernt, wozu auch? Meine eigene
Erfahrung mit gesprochenen Latein war in der Hinsicht sehr
ernüchternd. Ich war einmal in meinem Leben in einer lateinischen
Messe und der Priester hat dermaßen unverständlich vor sich
hingemummelt, das ich praktisch nichts mitbekommen habe...und ich
KANN Latein, zumindest dachte ich das.

Auf jeden Fall hält B16 bis heute manchmal [kurze]Reden bzw. schreibt
ganze Texte auf Latein. Die Enzyklika 'Deus Caritas est' ist etwa
ursprünglich auf Latein geschrieben und publiziert worden, alle
anderen Fassungen sind Übersetzungen, auch die Deutsche. Irgendwie
imponiert mir so ein dickschädeliges Verhalten...wenn ihr mich
verstehen wollt müsst ihr euch halt a bisserl anstrengen...ich bin
der Papst und was für einen SINN hat es, der Papst zu sein, wenn man
nicht ab&an seinen Spaß haben kann? 

>
> Hat was, ohne Zweifel. Der Papst ist mir seit der Regensburger Rede
> ohnehin sympathisch geworden. Als Ergänzung werde ich mir demnächst
> seine Debatte mit Habermas vornehmen - scheint mir auf den ersten
> Blick eine interessante Ergänzung zur regensburger Rede zu sein.

> Bei Interesse - kennst Du vielleicht ja schon:
> > http://www.kath-akademie-bayern.de/contentserv/www.katholische.de/index.php?StoryID=194


Nein, kannte ich noch nicht, aber schau ich mir gerne mal an. B16 ist
ein ganz seltener Glücksfall, das der Schlauste vom ganzen Laden auch
der Chef vom Verein wird...nur was das nützt ist die Frage. Wir sind
zwar der Papst aber obwohl angeblich die Religion gerade das größten
Comeback seit Lazarus hat, treten im Mittel jeden Monat 25.000
Menschen aus der katholischen Kirche aus, dagegen nur 600 wieder
ein...die Lage ist aus Sicht der katholische Kirche derart
verzweifelt, das sie dieses Jahr zum letzten aller Mittel gegriffen
hat und die Auge ganz fest vor der Realität geschlossen hat. Seit
diesem Jahr werden Kirchenaustritte aus der Sicht der katholischen
Kirche nur noch dann anerkannt, wenn du deinen Willen zum Abfall vom
katholischen Glauben dem Bischof zur Kenntnis bringst...Austritt vor
dem Standesbeamten ist neuerdings für die Kirche deine
Privatangelegenheit, die Kirche nimmt da keine Kenntnis mehr
davon...womit -danke, jungfräuliche Rose- auch das Problem der
Kirchenaustritte vorbei ist, du musst dich inzwischen richtig
ernsthaft anstrengen, um aus dem Verein wegzukommen...mein
Lieblingsbischof hat etwa dieses Jahr zum ersten Fastensonntag ein
ganz neues, tolles Taufkatechumenat ob dieses 'Erfolges' eingeführt,
musste nur leider, leider bei irgendeiner Talkshow seine Thesen
unters ungläubige Volk bringen und war so bei der zentralen
liturgischen Feier seiner Diözesanpriester nicht in seinem Dom, wo
insgesamt genau 21 Taufbewerber für 2007 aus einem Gebiet von der
Größe vom Saarland zusammengekommen sind. Aus diesem Grund hat er
sein Hirtenwort dann unter das Motte gestellt: 'Die Kirche ist jung'.

Der Papst und seine intellektuelle Auseinandersetzung mit Habermas in
allen Ehren, manchmal wünschte ich mir, das er statt dessen seinen
unwürdigen Bischöfen die Ohrwatscheln mal ein bisschen lang ziehen
würde...und ihnen die Bedeutung der Worte Demut&Bescheidenheit
näherbringt....

Dominus det tibi pacem; oliverus

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